Julia Jefimowa hat in der Nacht zu Dienstag die Silbermedaille über 100 Meter Brust gewonnen - und sich damit aber wenig Freunde gemacht.

Julia Jefimowa hat in der Nacht zu Dienstag die Silbermedaille über 100 Meter Brust gewonnen - und sich damit aber wenig Freunde gemacht.

Foto: Kappeler/dpa

Sport

Olympia 2016: Julija Jefimowa gewinnt Silber - und wird von allen ausgebuht

Von nord24
9. August 2016 // 09:28

Die Silbermedaille über 100 Meter Brust bei Olympia in Rio de Janeiro ist für Julija Jefimowa ihr größter Erfolg bei Olympischen Spielen. Doch statt Applaus und Anerkennung bekommt sie für ihre Leistung Pfiffe und harsche Kritik anderer Athleten. 

Jefimowa zweimal gesperrt

Für die ablehnende Haltung des Publikums und der anderen Athleten ihr gegenüber hat Jefimowa bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele gesorgt: In den vergangenen drei Jahren war die 24 Jahre alte Russin zweimal wegen Dopings gesperrt gewesen: Zunächst von Oktober 2013 bis Ende 2014 wegen der Einnahme eines verbotenen Mittels, das in einem Nahrungsergänzungsmittel enthalten war.

Meldonium-Doping

Im März 2016 wurde die russische Schwimmerin wegen der Einnahme des seit dem 1. Januar verbotenen Meldonium provisorisch gesperrt - ihr drohte als Wiederholungstäterin eine lebenslange Sperre. Die Sperre wurde jedoch wieder aufgehoben, sodass sie bei Olympia starten darf.

Pfiffe vom Publikum

Auf Gegenliebe beim Publikum und den übrigen Athleten stieß das nicht: Nach dem Rennen über 100 Meter Brust in der Nacht zu Dienstag wurde sie im Becken von den Konkurrentinnen ignoriert, zuvor bekam sie vor dem Start bei ihrer Vorstellung Buhrufe und Pfiffe des Publikums zu hören. Vom tags zuvor noch zur Schau gestellten Dauerlächeln war nichts mehr zu sehen, stattdessen weinte Jefimowa in den Armen eines russischen TV-Reporters.

Tränen nach dem Wettkampf

Nachdem sie tapfer allen TV-Stationen Rede und Antwort gestanden hatte, vergoss sie in der Interviewzone bei der Ehefrau ihres Managers weitere Tränen. "Versuchen Sie mich zu verstehen und mich in meine Rolle hineinzuversetzen", appellierte sie mit dünner Stimme an die Weltpresse.

Siegerin gratuliert Jefimowa nicht

Bei Olympiasiegerin Siegerin Lilly King (USA) durfte sie auf kein großes Mitgefühl hoffen. "Ich bin stolz, sauber zu schwimmen", sagte die 19-jährige Amerikanerin. Auf die Frage, warum sie nicht Jefimowa gratuliert hatte, antwortete King kühl: "Wenn ich an ihrer Stelle gewesen wäre, würde ich darauf keinen großen Wert legen, wenn jemand nicht in den höchsten Tönen von mir spricht."

Klare Worte von Phelps

Auch Rekord-Olympionike Michael Phelps positionierte sich eindeutig gegen Jefimowa, die sich nach einer Doping-Sperre ihr Startrecht kurz vor den Spielen eingeklagt hatte. Es könne nicht sein, dass nach mehreren positiven Dopingtests Athleten wieder an Wettkämpfen teilnehmen dürften. "Das ist gegen alle Werte des Sports und das kotzt mich an", sagte Phelps: "Das bricht mir das Herz."

Julia Jefimowa hat in der Nacht zu Dienstag die Silbermedaille über 100 Meter Brust gewonnen - und sich damit aber wenig Freunde gemacht.

Julia Jefimowa hat in der Nacht zu Dienstag die Silbermedaille über 100 Meter Brust gewonnen - und sich damit aber wenig Freunde gemacht.

Foto: Kappeler/dpa