Carlos Alcaraz jubelt über seinen Titel.

Carlos Alcaraz jubelt über seinen Titel.

Foto: Kirsty Wigglesworth

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Tennis

Vor Trump: Alcaraz dank US-Open-Triumph Nummer eins der Welt

Von Kristina Puck, dpa
7. September 2025 // 23:36

Carlos Alcaraz dominiert das Endspiel der US Open. Jannik Sinner kann seinen Titel nicht verteidigen und verliert Platz eins in der Tennis-Weltrangliste.

Carlos Alcaraz breitete die Arme ganz weit aus und lachte aus vollem Herzen. Mit einem überragenden Auftritt hatte der spanische Tennisstar soeben zum zweiten Mal nach 2022 bei den US Open triumphiert und ist wieder zur Nummer eins der Weltrangliste aufgestiegen. Vor den Augen von US-Präsident Donald Trump gewann der 22-Jährige das Endspiel in New York gegen den italienischen Titelverteidiger Jannik Sinner klar mit 6:2, 3:6, 6:1, 6:4.

Mit einem Küsschen bedachte Alcaraz die Trophäe, die er aus den Händen von Tennis-Ikone Ivan Lendl entgegennahm. Alcaraz krönte ein fantastisches Turnier und feierte seinen sechsten Grand-Slam-Titel. Am Montag löst er Sinner (24) als Führender der Weltrangliste ab und thront erstmals seit zwei Jahren wieder ganz oben.

„Tennis vom anderen Stern“

„Ich versuche einfach, mein Bestes für Euch zu spielen“, sagte Alcaraz an die knapp 24.000 Zuschauer im Arthur Ashe Stadium gerichtet und witzelte nach dem dritten Grand-Slam-Finale nacheinander gegen Sinner: „Ich sehe Dich mehr als meine Familie“.

„Carlos Alcaraz spielt wirklich Tennis vom anderen Stern. Er hat furios gespielt, nicht nur heute, sondern das ganze Turnier“, urteilte der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker als Experte bei „Sporteurope.tv“.

Alcaraz erhielt wie die belarussische Damen-Siegerin Aryna Sabalenka ein Grand-Slam-Rekord-Preisgeld von umgerechnet 4,27 Millionen Euro (5 Millionen US-Dollar). „Genieße es. Es ist ein großer Moment. Ich habe mein Bestes probiert, mehr ging nicht“, würdigte Sinner seinen Rivalen. Der Südtiroler, der die Weltranglistenspitze Anfang Juni 2024 übernommen hatte, verpasste seinen fünften Grand-Slam-Titel und bekam die Hälfte.

Premiere: drittes Finale zwischen Alcaraz und Sinner

Das Final-Duell hatte mit dem Showdown um die Nummer eins einen zusätzlichen Reiz bekommen. Dem Endspiel fehlte die Dramatik des French-Open-Finales, die zwei besten Spieler der Welt lieferten aber attraktive Tennis-Unterhaltung und spektakuläre Ballwechsel. Alcaraz dominierte abgesehen vom zweiten Satz klar und gab nur einmal seinen Aufschlag ab.

Bei den French Open im Juni hatte der Spanier ein episches Endspiel für sich entschieden. Im Juli in Wimbledon hatte Sinner triumphiert. Dass sich ein Duo in drei Grand-Slam-Endspielen einer Saison gegenübersteht, hatte es in der Historie des Profi-Tennis seit 1968 zuvor noch nie gegeben. 

„Er bringt mich an meine Grenzen. Es ist großartig für den Sport, Rivalitäten zu haben“, hatte Sinner vor dem Finale gesagt. Seit zwei Jahren heißen die Grand-Slam-Gewinner im Herren-Tennis nun ausschließlich Sinner oder Alcaraz.

Trump-Besuch führt zu langen Schlangen vor dem Eingang

Trump verfolgte das Spiel überwiegend aus einer der Logen. Mit Buhrufen und Applaus wurde der US-Präsident begrüßt, als er auf der Leinwand eingeblendet wurde. Verschärfte Sicherheitskontrollen als Folge des Trump-Besuchs hatten den Start verzögert. Am Eingang bildeten sich lange Schlangen.

Wegen des Besuchs von Trumps waren die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Finale verschärft.

Wegen des Besuchs von Trumps waren die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Finale verschärft.

Foto: Kirsty Wigglesworth

Alcaraz dominiert den Start

Tausende Zuschauer verpassten noch, wie Alcaraz stark begann. Der Olympia-Zweite von Paris erspielte sich gleich im ersten Spiel Breakchancen und nahm Sinner den Aufschlag ab. Auch mit der Führung im Rücken setzte Alcaraz den Italiener bei dessen Spielen unter Druck und entzückte mit einem Halbvolley-Stopp die Fans.

Beim Stand von 2:4 sah sich Sinner den nächsten Breakchancen ausgesetzt und half mit einem Volley ins Netz dem Kontrahenten, den Vorteil auszubauen. Einmal mehr zeigte Alcaraz sein Repertoire mit Power, Athletik und Spielwitz. Sinner leistete sich dagegen im ersten Satz einige ungewöhnlichere Fehler. Nach 37 Minuten sicherte sich Alcaraz überraschend klar den ersten Satz.

Nur ein Satzverlust für den Spanier in sieben Auftritten

Im zweiten Abschnitt nutzte Sinner eine Schwächephase des Spaniers und setzte seinerseits mit dem Break zum 3:1 ein Achtungszeichen. Nun war er kurzzeitig oben auf und ließ den Rivalen nicht zurück in den Durchgang kommen. Das 3:6 war der erste Satzverlust von Alcaraz im Turnier. Alle sechs Runden zuvor hatte der US-Open-Champion von 2022 in drei Sätzen überstanden. 

Jannik Sinner erwischte den schlechteren Satrt in das Finale der US Open.

Jannik Sinner erwischte den schlechteren Satrt in das Finale der US Open.

Foto: Kirsty Wigglesworth

Die Partie kippte allerdings schnell wieder in Richtung von Alcaraz. Der Spanier sicherte sich das Break zum 2:0, verärgert drosch Sinner den Ball weit unter die Decke. Wegen des regnerischen Wetters war das Stadiondach geschlossen.

Alcaraz dagegen animierte die Zuschauer, ihn noch mehr zu unterstützen, als er sein Aufschlagspiel wiederum hielt. Dominant rauschte der Spanier durch den dritten Durchgang und holte sich die erneute Satzführung. Das Break zum 3:2 im vierten Abschnitt führte ihn zum Sieg nach insgesamt 2:42 Stunden Spielzeit.

Schon vor drei Jahren war das weltweit größte Tennis-Stadion ein außergewöhnlicher Ort für Alcaraz gewesen. Damals war er mit seinem ersten Grand-Slam-Titel erstmals und mit 19 Jahren als Jüngster der Ranglisten-Historie zur Nummer eins aufgestiegen.

Nach dem verwandelten Matchball wurde Alcaraz emotional.

Nach dem verwandelten Matchball wurde Alcaraz emotional.

Foto: Seth Wenig

Carlos Alcaraz musste erst gegen Jannik Sinner seinen ersten Satzverlust im Turnier hinnehmen.

Carlos Alcaraz musste erst gegen Jannik Sinner seinen ersten Satzverlust im Turnier hinnehmen.

Foto: Kirsty Wigglesworth