Eine Libelle: Die Speer-Azurjungfer.

Die Speer-Azurjungfer (im Bild) ist eine von elf in Niedersachsen vom Aussterben bedrohten Libellenarten.

Foto: picture alliance/dpa/NLWKN

Tierwelt

Bedrohte Art: 16 Prozent der Libellenarten auf Roter Liste

Autor
Von Eva Wedemeyer
9. Dezember 2021 // 15:09

Das schillernde Insekt hält sich oft an Feuchtgebieten auf. Da ihr Lebensraum immer kleiner wird, ist die Libelle vom Aussterben bedroht.

16 Prozent der 6000 Libellenarten betroffen

Libellen schützen den Menschen vor stechende Plagegeister wie Mücken und Bremsen, doch wie lange noch? Erstmals hat die Weltnaturschutzunion (IUCN) die Gefährdung dieser Insekten unter die Lupe genommen und stellt fest: 16 Prozent der gut 6000 Arten sind gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Zerstörung von Feuchtgebieten

Die Gründe: die Zerstörung von Feuchtgebieten sowie Pestizide und andere Chemikalien in Gewässern, berichtete die Weltnaturschutzunion am Donnerstag in Gland bei Genf. Feuchtgebiete verschwänden dreimal so schnell wie Wälder, besonders in Süd- und Südostasien und Zentral- und Südamerika sind die Lebensräume der Libellen durch Waldvernichtung, wie Waldrodung für Palmöl-Plantagen oder den Siedlungsbau, bedroht.

Problematische Schadstoffe

In Nordamerika und Europa seien vor allem Schadstoffe das Problem, sowie das Schrumpfen der Lebensräume und der Klimawandel.

Mehr als 40.000 Arten auf der Roten Liste

Mit den Libellen und anderen Arten hat die IUCN ihre seit 1964 geführte Rote Liste der bedrohten Arten aktualisiert. Sie umfasst nun in den stetig wachsenden Kategorien erstmals mehr als 40.000 Arten, die vom Aussterben bedroht sind. Insgesamt wurden bislang mehr als 142.000 Tier- und Pflanzenarten untersucht.

Bedrohlich: Landwirtschaft in Deutschland

Auch in Deutschland ist eine Libelle global bedroht: die Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) mit einer markant blau-schwarzen Zeichnung. Vorallem durch die Intensivierung der Landwirtschaft nähmen ihre Bestände ab.

Von anderen Arten bedroht

In den Hochmoorgebieten im Norddeutschen Tiefland wanderten neue Arten ein, die dort vorher heimische Libellen verdrängen. Die Gebiete würden nährstoffreicher, etwa durch Stickstoff aus Überdüngung oder auch aus dem Straßenverkehr. Dadurch wanderten Arten ein, die sonst in den Gewässern nicht vorkommen. Das bedrohe etwa die Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae) und die Zwerglibelle (Nehalennia speciosa).

Klimwandel schadet den Larven

In Südeuropa setze der Klimawandel den Libellen zu. „Wenn Gewässer häufiger oder früher austrocknen, können Larven sich nicht entwickeln“, sagt Clausnitzer. Viele Arten seien gefährdet, weil viel Wasser aus Bächen für Agrarflächen abgeleitet wird. Mit höheren Temperaturen wanderten Libellenarten aus Südeuropa, wo sie weniger kühle Quellbäche finden, nach Norden, wie die rote Feuerlibelle (Crocothemis erythraea): „Sie ist sehr robust, den ursprünglich dort lebenden heimischen Arten überlegen und verdrängt sie“, erklärt Viola Clausnitzer von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. (dpa)