Eine Schnecke mit einem braun-schwarz gefleckten Schneckenhaus

Die Gefleckte Weinbergschnecke ist seit einigen Jahren auf Helgoland zu finden.

Foto: Wimmer/dpa

Tierwelt

Rätselhaft: Wie kommt diese Schnecke bloß nach Helgoland?

15. September 2025 // 11:00

Auf Helgoland hat sich eine Tierart breitgemacht, die dort eigentlich nichts zu suchen hat: Die Gefleckte Weinbergschnecke. Die Frage ist: Wie kommt die da bloß hin?

Gefleckte Weinbergschnecke kommt aus dem Mittelmeerraum

Seehund und Silbermöwe, Kegelrobbe und Trottellumme überraschen auf Helgoland niemanden. Doch auf Deutschlands einziger Hochseeinsel, 70 Kilometer vom Festland entfernt, ist auch die Gefleckte Weinbergschnecke zu finden. Das ist insofern ziemlich überraschend, als „Cornu aspersum“, wie die Gefleckte Weinbergschnecke mit vollem wissenschaftlichen Namen heißt, eigentlich keineswegs in Helgoland, sondern im Mittelmeerraum zu Hause.

Auf Helgoland hat es die Schnecke auf den Wildkohl abgesehen

In den vergangenen Jahrzehnten aber hat sich diese Schnecke bis nach Norddeutschland ausgebreitet – nicht unbedingt zur Freude von Gartenbesitzern, denn obwohl sich die Gefleckte Weinbergschnecke überwiegend von abgestorbenen Pflanzenresten ernährt, macht sie auch vor Salat oder Kürbispflanzen nicht halt. In Helgoland hat sie es Beobachtungen zufolge besonders auf den dortigen Wildkohl abgesehen. Unsicher dagegen ist, ob die Gefleckte Weinbergschnecke bei Gelegenheit auch mal die Gelege von Nacktschnecken vertilgt – und damit deren Vorkommen reduziert.

Kalte Winter übersteht die Gefleckte Weinbergschnecke nicht

Aber wie kommt die Gefleckte Weinbergschnecke nun bloß nach Helgoland? Sicher angenommen werden kann, dass ihre Ausbreitung aus dem Mittelmeerraum in traditionell kältere Weltregionen von der Klimaerwärmung begünstigt wurde. Denn eigentlich ist sie sehr frostempfindlich: Kalte Winter kann sie nicht überstehen, weil ihr die Fähigkeit ihrer großen Verwandten, der Weinbergschnecke (Helix pomatia) fehlt, ihr Gehäuse mit einem Kalkdeckel abzudichten. Ihr steht dafür nur eine dünne Membran zur Verfügung, die kälteren Temperaturen nicht widerstehen kann. Sollte es hierzulande also mal wieder richtig frostig werden, wird die Gefleckte Weinbergschnecke schnell wieder aus vielen Gärten verschwunden sein. Überleben können dann nur Tiere, die gut geschützte Verstecke gefunden haben.

Schnecken-Population auf Helgoland offenbar stabil vorhanden

Auf Helgoland ist ihnen das bislang offenbar immer gelungen. Die Population scheint jedenfalls Berichten zufolge seit Jahren stabil vorhanden zu sein. Helgoland ist übrigens nicht die erste Insel, die die Gefleckte Weinbergschnecke für sich erobert hat. Nach Großbritannien soll sie schon vor den Römern, zur Zeit der Kelten, gelangt sein. Wie genau, kann heute niemand mehr sagen. Und auch darüber, wie die Gefleckte Weinbergschnecke – und die dort ebenfalls ursprünglich nicht beheimatete Mittelmeersandschnecke – nach Helgoland gekommen sind, kann man nur spekulieren. Aus eigener Kraft geschwommen, ist sie ganz sicher nicht. Am wahrscheinlichsten ist, dass ein paar Exemplare der Gefleckten Weinbergschnecke unbemerkt auf Pflanzen-, Obst- oder Gemüsetransporten eingereist sind.

Gefleckte Weinbergschnecke gilt als Leckerbissen

Auch dass jemand die Gefleckte Weinbergschnecke mit voller Absicht nach Helgoland gebracht hat, kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden. In Frankreich etwa gilt sie als kulinarischer Leckerbissen und wird deshalb dort auf großen Schneckenfarmen gezüchtet. Und in England hat die Gefleckte Weinbergschnecke offenbar nach den Gärten auch schon Häuser und Herzen erobert – dort wird sie Berichten zufolge zunehmend als Heimtier gehalten. (tra)