
Wolfsrisse im Landkreis Cuxhaven: 37 Übergriffe auf Nutztiere wurden im Monitoringjahr 2024/2025 dokumentiert. Oft waren Wölfe die Verursacher. Das Cuxland ist hier trauriger Spitzenreiter
Foto: Armin Weigel
Wolfsrisse an der Nordseeküste: Cuxhaven ist das Hochrisikogebiet
Wölfe breiten sich in Niedersachsen zunehmend aus. Besonders stark betroffen ist der Landkreis Cuxhaven. Eine neue Karte zeigt, warum der Küstenkreis jetzt zur Hochrisikozone wird – und wo Schutzmaßnahmen oft nicht greifen.
Wolfsrisse in Cuxhaven nehmen deutlich zu
Die Zahl der Angriffe auf Nutztiere ist in Niedersachsen erneut gestiegen – und kein Landkreis ist so stark betroffen wie Cuxhaven. Laut den aktuellen Daten des Wolfsmonitorings Niedersachsen wurden im Monitoringjahr 2024/2025 37 Übergriffe auf Nutztiere in der Region dokumentiert. Das ist der höchste Wert im gesamten Bundesland. Auch in der Betrachtung der Gesamtzahlen seit Datenerfassung liegt das Cuxland auf Rang zwei – lediglich 6 Fälle fehlen dem Landkreis Cuxhaven (241 registrierte Übergriffe) noch, um Spitzenreiter Lüneburg (247) einzuholen. Auf Platz drei folgt das Emsland (144) mit weitem Abstand. Die Mehrheit der Vorfälle ereignete sich in landwirtschaftlich geprägten Bereichen nahe der Nordseeküste. Statistisch ist in 69 prozent der Fälle der Wolf als Verursacher identifizierbar.
Neue Wolfs-Hotspots in Niedersachsen
Während in den Vorjahren vor allem die Landkreise Lüneburg, Uelzen, Heidekreis und Gifhorn als Wolfs-Hotspots galten, verschiebt sich das Geschehen zunehmend in Richtung Nordwesten. Besonders auffällig ist die Häufung der Wolfsrisse in Cuxhaven.
Wolfsangriffe folgen einem saisonalen Muster
Ein weit verbreiteter Irrtum ist die Annahme, dass Wölfe vor allem im Sommer Nutztiere reißen. Die Monitoringdaten zeigen jedoch: Die meisten Wolfsangriffe in Niedersachsen ereignen sich im Herbst und Winter. Während der Wurfzeit im Mai bleiben Wölfe in einem kleineren Streifgebiet. Gleichzeitig steht durch Wildnachwuchs alternative Beute zur Verfügung. Im Herbst und Winter vergrößern sich die Reviere, Wildtiere werden schwerer zu erbeuten. Nutztiere werden zur bevorzugten Zielscheibe.
Schutzmaßnahmen oft lückenhaft oder unwirksam
Obwohl zahlreiche Förderprogramme für Herdenschutz existieren, zeigen die Zahlen: Viele Tierhaltungen in Niedersachsen sind nach wie vor nicht ausreichend gesichert. Laut Monitoringdaten war in über der Hälfte der dokumentierten Wolfsrisse kein wirksamer Grundschutz vorhanden oder dieser konnte überwunden werden. Nur rund 14 Prozent der betroffenen Herden verfügten über einen intakten, wolfsabweisenden Schutz.
Zahl der Wolfsterritorien steigt rapide an
Seit dem Jahr 2011/2012 – als erstmals ein Wolfsterritorium auf dem Truppenübungsplatz Munster nachgewiesen wurde – wächst die Zahl der bestätigten Wolfsterritorien in Niedersachsen stetig. Im Schnitt liegt der jährliche Zuwachs bei über 47 Prozent – fast doppelt so hoch wie der bundesweite Durchschnitt (28,66 Prozent).

Auf einer Weide in Cuxhaven wurde dieses junge Rind gerissen. Mutmaßlich war auch hier ein Wolf der Täter.
Foto: Kramp
Viele Rudel in Niedersachsen stammen nicht aus lokaler Vermehrung, sondern aus Zuwanderung aus anderen Bundesländern, die hier auf attraktive Lebensräume treffen: Offenland, Agrarflächen und Restwaldgebiete bieten gute Revierbedingungen. Während sich bundesweit neue Rudel vorrangig durch Fortpflanzung etablieren, entstehen in Niedersachsen viele Territorien durch Neubesiedlung.
Diese Entwicklungen machen Niedersachsen – und insbesondere die Region Cuxhaven – zu einem der dynamischsten Wolfsgebiete in Deutschland.
Cuxhaven als Brennpunkt des Wolfskonflikts
Die aktuellen Monitoringdaten verdeutlichen: Der Landkreis Cuxhaven ist derzeit Niedersachsens Wolfs-Hotspot. Mit mehr als 240 Übergriffen auf Nutztiere und einer auffälligen regionalen Verlagerung wird die Region zum zentralen Schauplatz im Umgang mit dem Wolf.