Zwei Hände, die ein Herz bilden.

Ein fehlendes sexuelles Verlangen muss kein Problem sein.

Foto: Sina Schuldt/dpa

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Kein sexuelles Interesse: Was Asexualität wirklich bedeutet

27. Mai 2025 // 12:00

Der Psychologe Robert Coordes hat sich mit dem Thema Asexualität beschäftigt – einer sexuellen Orientierung, bei der Menschen dauerhaft keine oder nur sehr geringe sexuelle Anziehung empfinden.

Dabei handelt es sich nicht um eine Krankheit oder eine Phase, sondern um eine stabile Lebensrealität. Viele Betroffene entdecken ihre Asexualität erst nach Jahren der Unsicherheit oder des Anpassungsversuchs.

Asexualität oder nur eine Phase?

Coordes betont, dass Asexualität sich durch Konstanz auszeichnet: Sie bleibt unabhängig von Stress oder Gesundheitszustand bestehen. Wer einfach keine sexuellen Fantasien hat und kein Verlangen spürt, erlebt dies oft als stimmig. Das unterscheidet sich von temporärer Lustlosigkeit, die durch Belastung oder Krisen ausgelöst werden kann.

Keine Lust, aber viel Liebe

Auch wenn sexuelle Anziehung fehlt, heißt das nicht, dass Nähe oder romantische Beziehungen ausgeschlossen sind. Viele Asexuelle führen stabile Partnerschaften. Entscheidend ist, sich selbst gut zu kennen und nicht vorschnell zu urteilen – weder im Selbstbild noch in der Partnerschaft. Coordes rät zu Geduld und Reflexion.

Beziehung mit unterschiedlichen Bedürfnissen

Besondere Herausforderungen entstehen, wenn in einer Partnerschaft einseitig sexuelles Interesse besteht. Hier helfen Offenheit, Ehrlichkeit und kreative Lösungen – etwa alternative Beziehungsmodelle oder andere Formen von Intimität. Entscheidend ist nicht das „Ob“, sondern das „Wie“ der gemeinsamen Verständigung.

Kein Defizit, sondern Vielfalt

Coordes unterstreicht, dass Asexualität kein Defizit ist. Der Druck entstehe meist durch gesellschaftliche Erwartungen, nicht aus dem Inneren der Betroffenen. In einem geschützten Raum können Menschen lernen, sich selbst anzunehmen – frei von Scham und mit gegenseitigem Respekt. (dpa/kh)