Ein Mensch hat einen Welpen auf dem Arm.

Fachleute setzen bei der Hundeerziehung heute auf Bindung statt Befehle.

Foto: Florian Schuh/dpa

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Hundeerziehung: Warum Kommandos wie „Sitz“ allein nicht reichen

29. Mai 2025 // 18:45

Hundeschulen sind gut besucht – doch nicht mehr nur wegen „Sitz“ und „Platz“. Fachleute wie Hundetrainerin Katharina Schlegl-Kofler setzen heute auf eine neue Art der Hundeerziehung: Vertrauen statt Zwang, Orientierung statt Unterwerfung.

Besonders wichtig sei ein zuverlässiger Rückruf und dass der Hund von sich aus Kontakt zu seinem Menschen hält.

Rückruf ist König: Ohne Kontrolle kein Freilauf

Laut Schlegl-Kofler bringt ein perfekter Rückruf wenig, wenn der Hund danach direkt wieder abhaut. Entscheidend sei die Bindung. Deshalb empfiehlt sie sogenannte Bindungsspaziergänge – vor allem für Welpen. In fremder Umgebung orientieren sich junge Hunde ganz natürlich an ihrem Menschen. Wer das regelmäßig übt, legt früh den Grundstein für Aufmerksamkeit und Nähe.

Ruhe statt Reizüberflutung: Weniger ist mehr

Auch Hundetrainer André Vogt warnt vor zu viel Drill und zu wenig Struktur. Viele Welpen lernen früh zahllose Kommandos, sind aber überdreht und unkonzentriert. Sein Ansatz: Ruhe, Konsequenz und Kommunikation. Handfütterung auf Spaziergängen etwa stärke die Beziehung, weil der Hund lernt, dass Aufmerksamkeit sich lohnt – mit Blickkontakt, Belohnung und Orientierung.

Positive Motivation statt Druck

Kommandos wie „Sitz“ oder „Bleib“ werden schrittweise aufgebaut – stets durch Belohnung, nicht durch Zwang. Wichtige Regeln dabei: nie das Signal sagen, bevor das Verhalten gezeigt wird, und die Trainingszeit altersgerecht dosieren. So bleibt der Hund entspannt und lernt dauerhaft. Auch für die „Bleib“-Übung gilt: langsam steigern, kurze Phasen, ruhige Umgebung.

Rückruf mit Pfeife: So klappt es ein Leben lang

Der perfekte Rückruf funktioniert am besten mit positiver Verknüpfung. Vogt arbeitet mit Pfeife und Belohnung: Der Hund wird gerufen, bekommt auf dem Rückweg Käse oder Spielzeug – das aktiviert Jagdverhalten, gelenkt vom Menschen. Ist das einmal verinnerlicht, reicht später oft allein das Signal. Und das Wichtigste: Ein guter Halter gibt Orientierung, keine Dauer-Animation. (dpa/kh)