Wehrmachtsoffizier soll Namenspatron für Kaserne Rotenburg bleiben

Von Stephan Oertel

21. Juni 2017 // 18:55

Die Rotenburger Kaserne soll auch künftig nach Helmut Lent benannt sein, findet der Kreistag. Lent hatte sich im Zweiten Weltkrieg als Nachtjäger einen Namen gemacht, der etliche vor allem britische Bomber abgeschossen hat. Doch eignet sich so jemand als Vorbild für heutige Bundeswehrsoldaten?

Helmut Lent schützte Menschen

Ja, findet die Kreistagsmehrheit aus CDU, Wählergemeinschaft Freier Bürger, FDP, Freien Wählern und AfD. Der Offizier habe dazu beigetragen, Menschen vor alliierten Bomben zu schützen. Und es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass der 1944 bei einem Flugunfall gestorbene Lent dem Nationalsozialismus nahe stand. Die Kaserne ist seit 1964 nach ihm benannt.

Über die Person ist wenig bekannt

Über die Person Lent ist wenig bekannt. Einerseits ließ er sich für die NS-Kriegspropaganda einspannen, die den Jagdflieger als Helden feierte. Auf der anderen Seite heiratete er entgegen der Rassenideologie der Nazis eine russische Frau und bezog sich in seiner von ihm selbst verfassten Todesanzeige nicht etwa auf Führer und Vaterland, sondern auf Gott.

Kritik von Linkspartei

Für die Befürworter einer Umbenennung ist das unerheblich. Wer für viele Abschüsse steht und den Kampf bis zum letzten Blutstropfen eingefordert habe, sei mit Blick auf eine auf Europa, Frieden und Solidarität ausgerichtete Gesellschaft kein Symbol, befand etwa Niels Bassen von den Linken.

Verteidigungsministerium entscheidet

Grüne und SPD pflichteten bei: Man wolle nicht über die Person Lent urteilen, aber als Offizier der Wehrmacht sei er Teil eines verbrecherischen Angriffskriegs gewesen. Die Bundeswehr stehe dagegen für die Verteidigung des Grundgesetzes und der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Die Entscheidung über den Namen der Rotenburger Kaserne fällt das Verteidigungsministerium.

Foto: Menker