Abschied im Maßanzug
Er ist unter allen Fernsehermittlern vielleicht der mit der feinsten Garderobe: Ohne dreiteiligen Anzug, Krawatte und dunklen Mantel würde Staatsanwalt Bernd Reuther nie sein gediegenes Wiesbadener Büro verlassen, um auf Gaunerjagd zu gehen. 20 Jahre lang verkörperte Publikumsliebling Rainer Hunold den überaus korrekten Mann des Gesetzes in der erfolgreichen ZDF-Krimiserie „Der Staatsanwalt“, doch jetzt ist Schluss.
Am Freitag, 21. März, 20.15 Uhr, läuft die 123. und letzte Episode. Der 75-jährige Hauptdarsteller hängt die Rolle aus Altersgründen an den Nagel und will sich künftig der Bildenden Kunst widmen - Hunold hat vor seiner Schauspielkarriere mehrere Semester Bildhauerei studiert und in den vergangenen Jahren immer wieder eigene Werke ausgestellt.
Rainer Hunold: Ein Gesicht des Fernsehens der alten Bundesrepublik
Hunolds Bildschirmabschied ist gefühlt so etwas wie das Ende einer Ära, denn der Schauspieler ist ein Gesicht des Fernsehens der alten Bundesrepublik. In den 80er und 90er Jahren war er als Rechtsanwalt im Kultkrimi „Ein Fall für zwei“ im Dauereinsatz, er wirkte in den Kultserien „Drei Damen vom Grill“ und „Die Schwarzwaldklinik“ mit, war der Doc in „Praxis Dr. Sommerfeld – Neues vom Bülowbogen“.
Seine Figuren waren keine extravaganten oder kaputte Typen, sondern eher so wie sein Wiesbadener Oberstaatsanwalt Bernd Reuther: geradlinig, gutmütig, hilfsbereit. Das hätte sich Rainer Hunold manchmal anders gewünscht, jedoch sagte er selber in einem Interview: „Ein Ausflug in skurrilere Charaktere ist schwieriger, weil man mir das nicht abnimmt.“
Witzige Geplänkel an der Imbissbude
In den mehr als 120 Episoden von „Der Staatsanwalt“ verkörperte er den gerechtigkeitsliebenden Juristen, der die Ermittlungen bei Kapitaldelikten nicht der Polizei überlässt, sondern sich intensiv in die Tätersuche reinhängt. In der finalen Episode geht es um einen brutalen Mord, als Gaststar und Gegenspielerin ist die frühere „Tatort“-Schauspielerin Tessa Mittelstaedt dabei.

© Fredrik von Erichsen
Rainer Hunold macht Schluss als „Staatsanwalt“
Im Schnitt mehr als 5,8 Millionen Zuschauer
Die Krimiserie startete im Januar 2005 als 90-minütiger Fernsehfilm und wanderte später auf den Sendeplatz für Freitagskrimis. Dort wechselte sie sich zuletzt mit „Die Chefin“, „Der Alte“, „Ein Fall für zwei“, „Jenseits der Spree“ und „Soko Leipzig“ ab. Fürs ZDF waren die konventionell erzählten Fälle ein zuverlässiges Pferd im Stall: Die acht im Jahr 2024 gezeigten Erstausstrahlungen erreichten im Schnitt 5,86 Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 21,9 Prozent. Ob eine neue Serie die entstehende Lücke schließen soll und wenn ja: welche – das lässt der Sender noch offen.
Hunold ist Botschafter für die SOS-Kinderdörfer
Von Seiten der Mainzer hätte es vermutlich noch weitergehen können, doch Rainer Hunold machte klar: „Ich möchte verhindern, dass die im richtigen Leben unumgängliche Altersgrenze für Juristen, die ich privat längst überschritten habe, die Glaubwürdigkeit der von mir geliebten Figur irgendwann beschädigt.“
Der gebürtige Braunschweiger lebt in Berlin und ist sozial sehr engagiert, unter anderem als Botschafter für die SOS-Kinderdörfer. Während seine Figur als Wiesbadener Oberstaatsanwalt ziemlich konservativ war, sind es seine von Kunstexperten hochgelobten bildhauerischen Werke übrigens nicht: Auf Spaziergängen im Wald sammelt Hunold Fragmente toter Bäume, aus denen er Skulpturen fertigt, die er dann mit speziellen, nicht rostenden Kupfernägeln versieht.