Die Kulturwoche: Von starken Frauen und getriebenen Männern

Die Kulturwoche: Von starken Frauen und getriebenen Männern

In ihrer wöchentlich erscheinenden Kolumne „Meine Kulturwoche“ empfiehlt die NORDSEE-ZEITUNG Ausstellungen, Theater- und Opernpremieren, Kino- und Fernsehfilme und andere Ereignisse.

Meine Kulturwoche

MONTAG:
Lesung: Dem großartigen Gert Westphal höre ich immer wieder gerne zu. Der schafft es sogar, dass ich mich für den „Zauberberg“ begeisterte, der am 20. November 1924 erschien. In den Roman, aus dem Westphal in „Am Morgen vorgelesen“ (8.30 Uhr, NDR Kultur) Auszüge vorstellt, schickt Thomas Man seinen Helden Hans Castorp auf eine lange Bildungsreise in der kosmopolitisch zusammengesetzten Gesellschaft des Sanatoriums.


DIENSTAG:
Drama: Kann man unsentimental vom Sterben erzählen? Kann man - jedenfalls wenn man Pedro Almodóvar heißt und mit zwei fantastischen Hauptdarstellerinnen punkten kann. In „The room next door“ (Bremen: Schauburg ; Hamburg: Zeise ) spielt Tilda Swinton eine an Krebs im Endstadium erkrankte Autorin Ingrid, Julianne Moore eine alte Freundin, die ihr dabei hilft, so würdevoll aus dem Leben zu scheiden, wie es die Kranke möchte.

MITTWOCH:
Komödie: Adele Neuhauser ist nicht nur beim Wiener „Tatort“ eine sichere Bank. In der Komödie „Faltenfrei“ (20.15 Uhr, 3sat) zeigt sie einmal mehr, wie wandlungsfähig sie ist. Sie arbeitet sowohl die Oberflächlichkeit ihrer Figur heraus als auch deren Läuterung. Hübsche Satire auf den Jugendwahn.

DONNERSTAG:

Dokumentation: Emanzipation ist anstrengend, sehr anstrengend, selbst wenn sie wie in DDR in der Verfassung verankert ist. Denn die Frauen mussten Familie und Arbeit unter einen Hut bringen. Die Männer waren dabei keine große Hilfe. Doch die zwölf unterschiedlichen Frauen aus dem Osten strahlen in Torsten Körners Dokumentation „Die Unbeugsamen 2“ (Arte-Mediathek ) eine Kraft und Stärke aus, die einfach bewundernswert ist.

FREITAG:

Roman: Der Schauspieler Sabrin Tambrea erzählt in seinem Roman „Vaterländer“ (Gutkind Verlag, 24 Euro) die Geschichte seiner rumänischen Familie, berichtet von Verfolgung und Flucht, aber auch von Liebe und Zusammenhalt. Lesenswert.

SONNABEND:

Schauspiel: Arthur Millers Schauspiel „Ein Blick von der Brücke“ erzählt die Tragik eines Mannes, der nicht loslassen kann. Dass das Stück in den 50er Jahren in New York unter Einwandern aus Sizilien spielt, ist für Regisseur Tim Egloff nur die Folie für die individuelle Geschichte. Alle Figuren erscheinen handlungsunfähig, die Katastrophe unausweichlich. Premiere ist heute um 19.30 Uhr im Großen Haus in Bremerhaven.

SONNTAG:

Ausstellung: Er war der Erneuerer des Holzschnitts: Ernst Ludwig Kirchner. Die Kunsthalle Bremen richtet dem Expressionisten eine große Ausstellung aus. Die Besucher können sich bis zum 9. März auf selten gezeigte Motive ebenso freuen wie auf bekannten Berliner Straßenszenen. Und der Clou: drei zeitgenössische Künstler interpretieren den Holzschnitt neu.

Die Kulturwoche: Von starken Frauen und getriebenen Männern

© Arnd Hartmann

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Erstellt:
03.11.2024, 14:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec

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