Ein Wiedersehen mit der Queen
„Alles Licht, das wir nicht sehen“ (ab 2.11., Netflix) – Eine blinde junge Frau im französischen Saint-Malo im Zweiten Weltkrieg: Die Stadt ist von den Nazis besetzt, die Alliierten werfen Bomben, und in dieser apokalyptischen Lage liest die Amateurfunkerin Marie-Laure (Aria Mia Loberti) in einem illegalen Radiosender aus einem Jules-Verne-Roman (geschrieben in Blindenschrift) vor: Die Netflix-Adaption des Bestsellers „Alles Licht, das wir nicht sehen“ ist zugleich Historiensaga und Hommage an den Rundfunk. Lars Eidinger spielt den grausamen Nazi Reinhold von Rumpel, der Jagd auf Marie-Laure macht: sie besitzt ein Juwel, das er dringend haben will. Der junge Wehrmachtssoldat Werner (Louis Hofmann) dagegen will die blinde Heldin beschützen. Die auf mehreren Zeitebenen spielende Serie setzt auf ganz große Gefühle über Liebe in Zeiten des Krieges.

© Sky Studios
Jessica Schwarz, hier mit Marco Bocci, ist als Vize-Kapitänin an Bord eines Kreuzfahrtschiffes und steht in „Unwanted“ vor der Frage, was sie mit schiffbrüchigen Flüchtlingen machen soll.
„Unwanted“ (ab 3.11., Sky) – Geflüchtete in Seenot, Kreuzfahrtschiffe mit Exklusivurlaubern: Auf dem Mittelmeer liegen Luxus und Tragödien eng beieinander. Die Serie „Unwanted“ macht aus diesem beklemmenden Kontrast ein Lehrstück über die europäische Flüchtlingskrise. In dem internationalen Achtteiler mit Jessica Schwarz als stellvertretende Kapitänin rettet ein Luxusdampfer 28 geflüchtete Männer, Frauen und Kinder, deren Boot gekentert ist, aus dem Wasser. Als der Chef des Reiseunternehmens die Schiffbrüchigen aus Afrika in Libyen von Bord schaffen will, eskaliert die Lage. Hart und deutlich kontrastiert Regisseur Oliver Hirschbiegel die Dekadenz der Reisenden und die Not der Migranten. Die spannende Dramaserie basiert auf dem investigativen Bestseller „Bilal“ von Fabrizio Gatti.
„Deutsches Haus“ (ab 15.11., Disney+) – Mit der DDR-Saga „Weissensee“ über eine ostdeutsche Familie zwischen Stasi-Karriere und Montags-Demos wurde Drehbuchautorin Annette Hess bekannt. Auch die neue Serie „Deutsches Haus“ nach ihrem gleichnamigen Roman nutzt den Kniff, ein historisches Ereignis in eine Familiengeschichte einzubetten – es geht um den Frankfurter Auschwitzprozess von 1963. Die junge Dolmetscherin Eva Bruhns (Katharina Stark) springt bei dem Prozess kurzfristig als Übersetzerin ein. Zum ersten Mal erfährt die behütete Gastwirts-Tochter von Auschwitz und den Verbrechen der Nazis, sie hört mit Entsetzen vom Grauen des Holocausts. Mit Stars wie Heiner Lauterbach, Anke Engelke und Iris Berben ist die packende Serie herausragend besetzt.

© Des Willie/Netflix
Elizabeth Debicki spielt in „The Crown“ Prinzessin Diana. Um ihre Beziehung zu Dodi Al Fayed dreht sich die 6. Staffel.
„The Crown“ (ab 16.11., Netflix) – Die Geschichte von Queen Elizabeth II. (1926 – 2022) als Polit-Dokusoap mit königlichem Anstrich: Die Serie „The Crown“ war anfangs enorm unterhaltsam und packend, die langweilige fünfte Staffel enttäuschte jedoch. Nun bringen die Macher die Adelssaga mit Imelda Staunton in der Hauptrolle als Queen zu Ende, die finale sechste Staffel spielt von 1997 bis 2005. Es geht unter anderem um die Beziehung von Prinzessin Diana (Elizabeth Debicki) mit Dodi Al Fayed (Khalid Abdalla), um den Tod der „Königin der Herzen“ bei einem Autounfall in Paris, und die Liebe zwischen Prinz William (Ed McVey) und Kate Middleton (Meg Bellamy). Netflix zeigt die finale Staffel in zwei Teilen – die ersten vier Folgen gibt es jetzt, die übrigen sechs erst ab 14. Dezember.

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In „Gute Freunde“ sind Paul Breitner (Jan-David Bürger, l.) und Uli Hoeneß (Max Hubacher) nicht nur Mittelpunkt des Spiels.
„Gute Freunde“ (ab 18.11., RTL+) – Der FC Bayern München hat viele Millionen Fans in aller Welt und ein Dauer-Abo auf die Deutsche Fußballmeisterschaft. Es liegt also nahe, eine Serie über den Traditionsverein zu machen. „Gute Freunde“ beginnt mit dem WM-Finale von 1974 und dem Siegtreffer von Gerd Müller. In einer Rückblende geht es dann zurück in die 60er, in jene Ära, als der FC Bayern unter Trainer „Tschick“ Cajkowski (Sascha Geršak) den Aufstieg in die Bundesliga schaffte und sich dort mit Stars wie Gerd Müller, Uli Hoeneß oder Franz Beckenbauer etablierte. Das Ganze ist eine Historiensaga für Fußball-Nostalgiker, und sie fängt das Klima zwischen Maßkrug und Moneten, Biedermännern und Beat-Generation gut ein – mit Originalausschnitten aus alten Spielen und fiktiven Szenen, die im Retrolook alter Super-8-Aufnahmen gefilmt sind.

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In „Die Discounter“ sind Bruno Alexander und Marc Hosemann wieder als Improvisationsschauspieler gefragt.
„Die Discounter“ (ab 22.11., Prime Video) – Ein schäbiger Billig-Supermarkt in Hamburg, dessen Belegschaft sich von Tag zu Tag hangelt: Die coole und witzige Improvisationsserie „Die Discounter“ begann als Geheimtipp und hat inzwischen Kultstatus, jetzt startet die dritte Staffel der Mockumentary. Marktleiter Thorsten (brillant: Marc Hosemann) wurde in eine neue Filiale in einem Hamburger Stadtteil strafversetzt. Nun will der Stromberg für Arme einen Burn-out vortäuschen, um bezahlt blaumachen zu können – doch der Schuss geht nach hinten los. Die Staffel spielt um Weihnachten herum, und einer der Höhepunkte ist ein Discounter-Wichteln: Statt Geschenke müssen die Mitarbeiter, darunter der schwer verliebte Titus (gespielt von Serien-Miterfinder Bruno Alexander), Zettel mit besonders ekligen Putz- und Aufräumarbeiten ziehen.