Gallige Malerin, stimmgewaltige Musikerin und junge Dichterin

Gallige Malerin, stimmgewaltige Musikerin und junge Dichterin

Ob Kino, Theater oder Fernsehen: Kulturell ist in der kommenden Woche wieder einiges geboten. Auch Freunde der Live-Musik kommen in der Region auf ihre Kosten: Am Dienstag lockt ein Konzert an einen ganz besonderen Ort am Weserufer.

Meine Kulturwoche

MONTAG:
Film: Die österreichische Künstlerin Maria Lassnig gehört neben Frida Kahlo und Louise Bourgeois zu den großen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Zeit ihres Lebens, das zeigt Anja Salomonowitz‘ grimmiger Film „Mit einem Tiger schlafen“ (Bremen: Schauburg; Hamburg: Abaton, Zeise) hatte sie zu kämpfen. Birgit Minichmayr in der Hauptrolle zeigt sie als gallige, radikal egozentrische und enorm konsequente Frau. Sperrig, aber sehenswert.

DIENSTAG:
Konzert: Am ehemaligen Fähranleger in Dedesdorf habe ich bereits wunderbare Konzerte gehört. Heute um 18 Uhr spielt in der Weserperle die Singer-Songwriterin Elsdeer, die träumerischen Indie-Folk macht und gemeinsam mit Mark Loughrey (Banjo) und Joey Gavin (Bass) auftritt.


MITTWOCH:
Radio: Ob es Maria Lassnig heutzutage etwas leichter gehabt hätte? Die Sendung „Zeitfragen“ (19.30 Uhr, Deutschlandfunk Kultur) legt das nahe. Denn, so die These, Mütter haben die Kunstszene verändert. Eine neue Generation von Künstlerinnen will sich nicht mehr damit abfinden, dass Familie und Kunst so schlecht zu vereinbaren sind.

DONNERSTAG:

Roman: Manchmal gibt es doch noch Gerechtigkeit in der literarischen Welt: Jenny Erpenbecks Roman „Kairos“ (Penguin-Verlag, 22 Euro), sowohl beim Frankfurter als auch beim Leipziger Buchpreis übergangen, ist jetzt mit dem internationalen Booker-Preis in London ausgezeichnet worden. Ihr Buch ist sowohl ein Liebesroman als auch ein Roman über die späte DDR. Absolut lesenswert.

FREITAG:

Theater: Zwei verfeindete Häuser, ein Balkon in Verona und eine Liebe, die nicht sein darf: Bei einem Fest lernen sich die beiden Jugendlichen Romeo und Julia kennen und verlieben sich schlagartig ineinander. Den Shakespeare-Klassiker bringt das Bremerhavener Theater um 20 Uhr auf die Sommerbühne vor dem Großen Haus. Karten gibt es unter 0471-49001.

SONNABEND:

Dokumentation: „Ich habe die Stimme nicht mehr. Ich vermisse sie.“ Diese Stimme hat Geschichte geschrieben, „We Shall Overcome“ wurde zur Hymne der Friedensbewegung. Die heute 83-jährige Joan Baez blickt in der Dokumentation „Joan Baez: I Am a Noise“ (DVD, 16 Euro) zurück auf über 60 Jahre Musik und Aktivismus, spricht offen über ihren Vater, der die Töchter wohl missbraucht hat. Fesselnd.

SONNTAG:

Roman: Für mich war sie eine Entdeckung: die Autorin Caroline Wahl. Bei ihrer Lesung in Bremerhaven hatte sie schon die Fortsetzung ihres Bestsellers angekündigt, jetzt ist „Windstärke 17“ (Dumont, 24 Euro) erschienen. Statt um die große geht es im neuen Buch um die kleine Schwester. Und wie die mit der Alkoholsucht der Mutter und deren Tod fertig beziehungsweise nicht fertig wird.

Gallige Malerin, stimmgewaltige Musikerin und junge Dichterin

© Arnd Hartmann

Zum Artikel

Erstellt:
26.05.2024, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen