Horror trifft Medienkritik: Wie ein TV-Moderator das Unheil entfesselt

Horror trifft Medienkritik: Wie ein TV-Moderator das Unheil entfesselt

„Late Night With The Devil“ verbindet 70er-Jahre-TV-Flair mit okkulten Horrorelementen. Ein abrupter Stilwechsel enthüllt rituelle Andeutungen und medialen Verfall – ein Film, der neue Maßstäbe im Found-Footage-Genre setzt.

Horror trifft Medienkritik

Ein TV-Moderator entfesselt in „Late Night With The Devil“ das Unheil

Der Horrorfilm „Late Night With The Devil“ taucht tief in die Ästhetik der 70er-Jahre-Fernsehlandschaft ein, während er gleichzeitig eine unheimliche und übernatürliche Geschichte entfaltet. Im Mittelpunkt steht Jack Delroy (stark: David Dastmalchian), ein charismatischer Moderator, dessen Show „Night Owls“ nach Jahren sinkender Quoten einen letzten Versuch unternimmt, das Publikum zurückzugewinnen. Was zunächst als gewöhnliche Late-Night-Unterhaltung beginnt, entwickelt sich zu einem Albtraum, der die Grenzen zwischen Realität und Inszenierung auflöst.

Eine unheimliche Sendung mit unerwarteten Wendungen

In einer besonderen Sendung lädt Delroy eine Gruppe von Gästen ein, darunter eine Parapsychologin, ein skeptischer Magier und Lilly, ein junges Mädchen, das angeblich in ihrer Kindheit einem satanischen Kult entkommen ist. Als die Diskussionen intensiver werden, kommt es zu rätselhaften Störungen: Studiobeleuchtung flackert, unheimliche Schatten erscheinen, und Delroy selbst beginnt sich zunehmend verändert zu verhalten. Der Höhepunkt der Show ist eine Live-Beschwörung, die aus dem Ruder läuft – dämonische Kräfte übernehmen die Kontrolle. In einer Atmosphäre aus Chaos und Panik wird der einst glitzernde TV-Auftritt zur brutalen Offenbarung finsterer Mächte.

Visuelle Umsetzung zwischen Found-Footage und Retro-Ästhetik

Der Film (Regie: Cameron Cairnes und Colin Cairnes) nutzt geschickt die Found-Footage-Technik, die das Publikum mitten in die Inszenierung eintauchen lässt. Die gefälschte TV-Aufzeichnung aus den 1970er-Jahren erzeugt ein glaubhaftes, fast dokumentarisches Flair, das den Zuschauer in die Show hineinzieht. Das sorgfältige Produktionsdesign mit authentischen Kulissen und Kostümen macht die Nostalgie perfekt. Doch genau diese vertraute Ästhetik wird später bewusst durchbrochen, als die dämonische Präsenz immer stärker wird – Kamerabilder verzerren sich, Tonfrequenzen eskalieren, und das einst harmlose Studio verwandelt sich in einen Schauplatz des Grauens.

Kritik an der Verwendung von KI-generierten Bildern

Trotz der weitgehenden positiven Resonanz auf den Film bleibt ein Kritikpunkt bestehen: die Nutzung von KI-generierten Bildern. Einige Zuschauer bemängeln, dass künstlich erzeugte Illustrationen in bestimmten Szenen zum Einsatz kamen, um visuelle Effekte und albtraumhafte Motive darzustellen. Während der Film an vielen Stellen von praktischen Effekten und handgefertigten Kulissen lebt, wurden für einzelne übernatürliche Sequenzen KI-basierte Grafiken verwendet – ein Punkt, der in Filmkreisen intensiv diskutiert wird. Kritiker sehen darin eine kreative Entscheidung, die zwar zur surrealen Atmosphäre beiträgt, jedoch den authentischen Retro-Stil des Films durch digitale Brüche stört.

Retro-Ästhetik trifft auf übernatürliche Bedrohung

„Late Night With The Devil“ (90 Minuten, FSK: ab 16 Jahren) verbindet stilistisch beeindruckende Nostalgie mit erschreckenden Horror-Elementen und einem zunehmend chaotischen Spannungsverlauf. Die Mischung aus Retro-Ästhetik und übernatürlicher Bedrohung erzeugt eine faszinierende Atmosphäre, die das Publikum bis zum abrupten und schockierenden Finale nicht mehr loslässt. Trotz kritischer Stimmen zur KI-Nutzung bleibt der Film ein innovativer Beitrag zum Found-Footage-Genre und eröffnet neue Perspektiven auf die Möglichkeiten medialer Inszenierung.

  • „The Blair Witch Project“ (1999, USA): Drei Filmstudenten verschwinden spurlos, nachdem sie in einem als verflucht geltenden Wald eine Doku über die Blair-Hexe drehen – zurück bleibt nur ihr verstörendes Filmmaterial.
  • „Paranormal Activity“ (2007, USA): Heimvideo-Aufnahmen zeigen, wie übernatürliche Kräfte zunehmend den Alltag eines jungen Paares in einen Albtraum verwandeln.
  • „Cloverfield“ (2008, USA): Ein gigantisches Monster greift New York an, während eine Gruppe junger Menschen ihren Überlebenskampf mit einer Handkamera dokumentiert.
  • „REC“ (2007, Spanien): Eine TV-Reporterin begleitet Feuerwehrleute bei einem nächtlichen Einsatz – das Geschehen in einem Wohnhaus eskaliert zu einem tödlichen Ausbruch zombieartiger Infektionen.
  • „V/H/S“ (2012, USA): Gefundene VHS-Kassetten entfalten eine Anthologie verstörender Kurzfilme, die ein fragmentiertes Bild übernatürlicher Horrorvisionen zeigen.

Verzweiflung im Dunkeln: Heather Donahue filmt sich selbst in einer der ikonischsten Szenen von „The Blair Witch Project“ – nur Augen, Nase und Angst im Schein der Taschenlampe.

© imago images/United Archives / kpa Publicity

Verzweiflung im Dunkeln: Heather Donahue filmt sich selbst in einer der ikonischsten Szenen von „The Blair Witch Project“ – nur Augen, Nase und Angst im Schein der Taschenlampe.

Kamera des Grauens

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Erstellt:
07.06.2025, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec

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