Sie kämpfen gegen Umweltzerstörung
Die Besetzung der Ölplattform Brent Spar 1995 war eine der spektakulärsten und folgenreichsten Aktionen der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Um die Versenkung des 14.500 Tonnen schweren Stahlkolosses mit giftigen Ölrückständen und voller Industrieschrott in der Nordsee zu verhindern, brachte Greenpeace mit Schlauchbooten und sogar einem Hubschrauber Aktivisten an Bord. Tatsächlich schaffte es Greenpeace, dass der Ölkonzern Shell die ausgemusterte Brent Spar schließlich an Land schleppen ließ und dort entsorgte – der Showdown in der Nordsee war ein Triumph für die 1971 gegründete Umweltorganisation, der weltweit für Schlagzeilen sorgte und Maßstäbe beim Umgang mit alten Öl-Plattformen im Meer setzte. Mit welchem Mut die Aktivisten damals vorgingen und welche Kämpfe sie in der Nordsee auszufechten hatten – so wurde sogar der Hubschrauber, von dem sich die Umweltschützer auf die Plattform abseilten, mit Wasserwerfern beschossen – zeigt die sehenswerte Dokuserie „Inside Greenpeace – Was braucht es, um die Welt zu retten?“, die am 17.9. bei den Streamingsendern Sky und Wow startet.
Fünf Teile über Geschichte und das Hier und Heute
Der aufwendig gemachte Fünfteiler wirft aber nicht nur einen Blick zurück auf spektakuläre Aktionen und Meilensteine in der Geschichte der Umweltorganisation, die zu den einflussreichsten NGOs der Welt zählt. Es geht im Wesentlichen ums Hier und Heute, auch wenn sich eine Blockade-Aktion 2021 im Rotterdamer Hafen, um auf den schädlichen Einfluss von dort massenhaft umgeschlagenem Erdöl und anderer fossiler Energieträger aufs Weltklima aufmerksam zu machen, weit weniger spektakulär ausnimmt als die Schlacht um die Brent Spar. Mit dabei in Rotterdam: die damalige Greenpeace-Geschäftsführerin Jennifer Morgan, die ausführlich zu Wort kommt und die im vergangenen Jahr von Außenministerin Annalena Baerbock zur Sonderbeauftragten der Bundesregierung für den Klimaschutz ernannt wurde – eine umstrittene Entscheidung, die für Diskussionen sorgte.
Greepeace-Aktivisten ein Jahr lang begleitet
Für ihre Dokumentation hefteten sich die Filmemacher ein Jahr lang an die Fersen mehrerer Greenpeace-Aktivisten auf der ganzen Welt, der Zuschauer begleitet etwa eine brasilianische Umweltschützerin bei ihrem gefährlichen Kampf gegen die illegale Vernichtung des Regenwalds im Amazonasgebiet, fährt mit Umweltschützern der Organisation in die vom russischen Angriffskrieg auch ökologisch schwer gebeutelte Ukraine oder ist Zeuge, wenn Greenpeace-Leute in Skandinavien zwischen Elchen und Rentieren gegen die profitable Abholzung von Wäldern vorgehen. Zur Sprache kommen aber auch umstrittene und missglückte Aktionen, wie etwa 2021 der gefährliche Gleitschirm-Flug eines Aktivisten ins vollbesetzte Münchner Fußballstadion kurz vor dem Anpfiff des EM-Spiels Deutschland gegen Frankreich. Das sei ganz klar ein Fehler gewesen, räumt Christian Bussau von Greenpeace Deutschland in dem Fünfteiler ein. Bussau zählte auch zu den Aktivisten, die 1995 die Brent Spar besetzten und kann deshalb aus der Warte eines Beteiligten überaus anschaulich von dieser spektakulären Aktion berichten.
Greenpeace-Schiff im Pazifik versenkt
Greenpeace wurde 1971 in Kanada gegründet und mit Kampagnen gegen Kernwaffentests und den Walfang bekannt. Für weltweites Aufsehen sorgte 1985 die Versenkung des Greenpeace-Schiffes „Rainbow Warrior“ im Pazifik, bei der ein Mensch starb. Die „Rainbow Warrior“ war auf dem Weg zum Mururoa-Atoll gewesen, um dort gegen französische Atomwaffentests zu protestieren, und wie sich später herausstellte, hatten Taucher des französischen Geheimdiensts das im neuseeländischen Auckland vor Anker liegende Schiff mittels zweier Bomben zum Kentern gebracht. Heute hat Greenpeace rund drei Millionen Mitglieder und ist in mehr als 50 Ländern vertreten. Schwerpunkte der Arbeit der Umweltschutzorganisation mit Hauptsitz in Amsterdam sind unter anderem der Schutz der Urwälder und der Meere, natürlich steht auch der Kampf gegen den Klimawandel auf der Agenda. Doch auf diesem Gebiet haben mittlerweile Bewegungen wie Extinction Rebellion oder Fridays for Future der mehr als 50 Jahre alten Organisation klar den Rang abgelaufen, wie wohlmeinende Experten in der Dokuserie unumwunden einräumen.