Kleine Morde unter Freunden
„Drunter und Drüber“ (ab 9.5., Prime Video) „Der Tod, das muss ein Wiener sein“, wusste der famose Kabarettist Georg Kreisler. Und wer könnte die charakteristische Lust am morbiden Humor zurzeit besser verkörpern als der Wiener Schauspieler Nicholas Ofczarek? In seiner neuen Serie spielt der Star aus „Der Pass“ den stellvertretenden Friedhofsleiter Heli Wondratschek – äußerlich würdig-bürokratisch, innerlich aber brodelnd vor unterdrückter Wut.
Was „Drunter und Drüber“ so besonders macht, ist die Rahmenhandlung: Unterhalb des Friedhofs liegt eine Art Vorhölle in Form eines tristen Wartesaals, darin warten die Seelen der Verstorbenen aufs jüngste Gericht. Um ihnen die Zeit zu verkürzen, dürfen sie im Fernsehen den Alltag auf dem Friedhof als Seifenoper schauen. Eine originelle und makabre Serie, die auch mal kleine Schockmomente bietet.
Diese Serie erinnert an „Jackie Brown“ und „Transporter“
„Duster“ (ab 15.5., RTL+) – Wenn das atemlose Actionmovie „Transporter“ und Quentin Tarantinos 70er-Jahre-Hommage „Jackie Brown“ ein gemeinsames Kind hätten, dann wäre es diese augenzwinkernde Retro-Serie. Sie spielt 1972 und beginnt mit einem Fernsprechapparat an einer einsamen Straße in der Wüste von Arizona. Das Telefon klingelt, und ein junger Autofahrer erfährt, wo er mit seinem prolligen Muscle-Car hinfahren soll. Jim (Josh Holloway) arbeitet als Fahrer für ein Gangstersyndikat und soll ein Spenderherz transportieren, das dem Sohn seines Chefs das Leben rettet.
Zeitgleich wird FBI-Agentin Nina (Rachel Hilson) damit beauftragt, Beweise gegen das mörderische Syndikat zu sammeln. Verträge, die mit Blut unterschrieben werden, Verfolgungsjagden, quietschende Reifen: Die neue Serie von „Lost“-Erfinder J. J. Abrams ist einerseits Over the top, thematisiert aber andererseits Alltagsrassismus und männlichen Chauvinismus im staubigen Südwesten der USA.

© Nikolett Kustos, Prime Video
Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek in „Drunter und drüber“. Die Serie spielt auf einem Wiener Friedhof. Dort spielen sich Dinge ab, die Lebende lieber nicht wüssten.
„Messiah Superstar“ (ab 16.5., Joyn) – Gerade hat Florian Lukas im Fernsehen als Hans Rosenthal geglänzt, jetzt zeigt sich der Schauspieler wieder von seiner lustigen Seite. In der Mockumentary „Messiah Superstar“ spielt er Thomas Janowski, der in den 90ern unter dem Künstlernamen „Messiah“ ein One-Hit-Wonder war. 30 Jahre später arbeitet Thomas im Restaurant seiner Mutter (Johanna Gastdorf) im Berliner Wedding. Als ein Fernsehsender ihn für eine Dokusoap mit der Kamera begleitet, wittert Thomas seine Comeback-Chance. Ähnliche Geschichten wurden zwar schon öfter erzählt, aber Lukas verleiht dem Loser mit seiner feinen Mimik eine gewisse Würde.
„Sirens“ (ab 22.5., Netflix) – Nach „White Lotus“ oder „Nine Perfect Strangers“ geht der Trend zu schwarzhumorigen Serien weiter. Die Miniserie „Sirens“ spielt am „Labor Day“-Wochenende auf dem noblen Strandsitz des Milliardärs-Ehepaars Peter (Kevin Bacon) und Michaela Kell (Julianne Moore), einer Societylady und fanatischen Tierschutzaktivistin. Das Luxusleben der Kells hat sektenhafte Züge, und die junge Simone (Milly Alcock) als Michaelas persönliche Assistentin ist ihrer Chefin auf unheimliche Art verfallen. Geboten werden schwarzer Humor, mythologische Einsprengsel, opulente Bilder von Gärten voller Hortensien, edlen Jachten und schwelgerischem Reichtum.
Eine Mafia-Saga wie „Die Sopranos“
„And Just Like That…“ (ab 29.5., Sky) – Die ersten beiden Staffeln von „And Just Like That“, der Fortsetzung der Kultserie „Sex in the City“, haben viel Kritik geerntet – die Fans der stilvoll gealterten Clique um Carrie Bradshaw (Sarah Jessica Parker) schauen trotzdem gerne zu. Jetzt gibt es eine dritte Staffel mit einigen Personalwechseln: Che Diaz (Sara Ramirez), Mirandas non-binäre Ex-Partnerin, fliegt aus dem Cast, im Gegenzug übernimmt Talk-Legende und Komikerin Rosie O‘Donnell eine neue Rolle.
Carrie landet erneut in den Armen ihrer On-Off-Liebe Aidan (John Corbett). Sie trägt wieder atemberaubende Mode wie von einem anderen Stern. Die Themen der zwölf Episoden sind Liebe, Sex und Freundschaft von Ü-50-Frauen in New York.

© RTL/Warner Bros. Entertainment
Josh Holloway spielt die Hauptrolle in „Duster“.
„Mobland“ (ab 30.5., Paramount+) – „Der Pate“, „Die Sopranos“ und „Gomorrha“: Drei große Mafia-Sagas gibt es – wie schlägt sich im Vergleich dazu „Mobland“ mit Pierce Brosnan als Capo eines Londoner Gangsterclans und Hellen Mirren als seiner Lady Macbeth? Pierce lebt als Conrad Harrigan zwar wie ein echt britischer Landadeliger, der mit Barbour-Jacke zum Angeln geht, der Gangsterboss ist aber brutal bis ins Mark.
Der fantastische Tom Hardy spielt Harrigans rechte Hand im Kampf um die Macht innerhalb eines globalen Verbrechersyndikats, das im Handel mit Drogen und Opioiden mitmischt. Missratene Söhne, Eheprobleme und kleine Morde unter Freunden: „Mobland“ setzt auf die bewährte Mischung aus Familiensaga und Gangsterstory. Serienproduzent Guy Ritchie, der auch einige Episoden inszeniert hat, ist damit ein großer Wurf gelungen. (bal)

© Paramount
Helen Mirren ist in „Mobland“ als Gattin eines brutalen Mafia-Bosses zu sehen.