Die „Tatort“-Saison beginnt
Mitte Juni wurde im Ersten die letzte „Tatort“-Erstausstrahlung gesendet, nun – ein geschlagenes Vierteljahr später – können Krimifans sonntagabends wieder bei neuen Geschichten rund um Mord und Totschlag, Schuld und Sühne mitfiebern. 55 Jahre nach Beginn des TV-Klassikers ist es der Start in die ereignisreichste „Tatort“-Saison seit langem, denn es gibt nicht nur ein Wiedersehen mit beliebten Kult-Figuren aus Münster oder München, sondern vor allem viele Abschiede und neue Gesichter.
Neue Gesichter im Frankfurt-“Tatort“
Gleich im Auftaktkrimi tut sich was: Nach dem Abgang von Dagmar Manzel ermittelt Fabian Hinrichs als Kommissar Felix Voss in „Tatort: Ich sehe dich“ (14.9.) erstmals ohne Kommissarin Paula Ringelhahn. Manzels Nachfolgerin Rosalie Thomass („Unterleuten“) gibt ihr Debüt als Kriminalhauptkommissarin Emilia Rathgeber 2026. An den beiden folgenden Sonntagen im September laufen ein neuer „Polizeiruf 110“ mit Claudia Michelsen (21.9.) und ein „Tatort“ aus der Schweiz (28.9.) – dann kommt der erste Paukenschlag des Krimi-Herbstes: In der Folge „Tatort: Dunkelheit“ (5.10.) löst ein neues Duo das bisherige Gespann Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) ab und gibt den Frankfurter Fällen ein ganz neues Gesicht. Edin Hasanovic („Im Westen nichts Neues“) und Melika Foroutan („Die Kaiserin“) spielen ein Duo für Cold Cases, ihr erster Fall kreist um einen Serienmörder aus den 70er Jahren und basiert auf einem wahren Verbrechen. Der zweite Fall des Teams Maryam Azadi und Hamza Kulina soll noch dieses Jahr folgen – die Migrationsgeschichte der Ermittler soll durchaus ein Thema sein, aber keine Hauptrolle spielen. Eine Personalie gibt es auch beim nächsten „Tatort“ zu vermelden: Im Dresden-Krimi „Siebenschläfer“ (12.10.) übernehmen Cornelia Gröschel und Martin Brambach nach dem Ausstieg von Karin Hanczewski als Ermittlerteam das Kommando.

© BR/Harald Schulze
Die Kommissare Leitmayr und Batic (Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec) im „Tatort: Das Verlangen“.
Im weiteren Saisonverlauf dürfen sich Fans auf ein Wiedersehen mit den Publikumslieblingen aus Münster und München freuen – doch beide Male trübt ein Wermutstropfen das pure Krimiglück: Der nächste Einsatz der Quotenkönige Jan Josef Liefers und Axel Prahl als Münsteraner Duo Boerne und Thiel („Tatort: Die Erfindung des Rades“, Dezember) ist der letzte Fall mit Mechthild Großmann als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm mit der markant rauchigen Stimme. Das Ende einer Ära steht beim Münchner „Tatort“ bevor: Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl wollen nach 35 Jahren und 100 Fällen als Bayern-Cops Batic und Leitmayr aufhören, ihre Nachfolger werden Carlo Ljubek und Ferdinand Hofer. Die beiden graumelierten Münchner Haudegen sind dieses Jahr noch in der Episode „Das Verlangen“ zu sehen, ihre letzten Fälle laufen 2026 als Doppelfolge.
Doppelfolgen mit Möhring und Milberg
Eigentlich waren Doppelfolgen in der Geschichte der Krimireihe bisher die seltene Ausnahme, doch das scheint sich zu ändern – zwei weitere „Tatort“-Zweierpacks sind bereits produziert: Zum einen die zusammenhängenden Episoden „Ein guter Tag“ und „Schwarzer Schnee“, eine deutsch-niederländische Koproduktion mit Wotan Wilke Möhring als Kommissar Falke, deren Ausstrahlung der zuständige NDR noch für 2025 plant. Außerdem gibt in Kiel Karoline Schuch ihren Einstand als Nachfolgerin von Axel Milberg alias Kommissar Borowski ebenfalls mit einem Doppeldecker: Die Filme sollen 2026 an zwei Sonntagen hintereinander zu sehen sein, allerdings erst in der zweiten Jahreshälfte. Wie gut Schuch und die anderen Nachrücker letztlich die Fußstapfen ihrer Vorgänger ausfüllen werden, zählt zu den großen Fragezeichen der nahen „Tatort“-Zukunft.
An den Sonntagabenden bis zum Jahresende werden noch einige altbekannte Gesichter sehen sein. So ermitteln Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser als Wien-Cops im „Tatort: Der Elektriker“ bald in einem Pflegeheim – 2026 werden dann beide ihren Hut nehmen. Das gilt auch für Corinna Harfouch, die im Herbst im Berlin-Krimi „Tatort: Erika Mustermann“ als Ermittlerin Susanne Bonard den Tod eines Fahrradkuriers klärt und im Frühjahr 2026 aufhört.
Kommissarin Charlotte Lindholm feiert ein Comeback
Abschiede und kein Ende? Nein, eine sehr beliebte Ermittlerin feiert sogar ein Comeback. Maria Furtwängler, zuletzt im Februar 2024 als Kommissarin Charlotte Lindholm zu sehen war, hat gleich zwei Folgen gedreht und kehrt dabei aus Göttingen nach Hannover zurück: Im Krimi „Tatort: Letzte Ernte“ ermittelt Lindholm noch 2025 auf einem Bio-Hof und im „Tatort: Schützenfest“ im Frühjahr 2026 auf dem größten Schützenfest der Welt in Hannover.
Und dann ist da ja noch das Sorgenkind aus dem Westen: Welche Zukunft hat das Dortmunder Team um Jörg Hartmann als Peter Faber? Seit 2020 sind schon Rick Okon, Anna Schudt und Aylin Tezel beim düsteren Dortmund-Tatort abgesprungen, nun will auch Stefanie Reinsperger weg: Anfang 2026 läuft der nächste Fall aus Dortmund, die Episode „Schmerz“ wird ihr Abschied als Rosa Herzog sein. Bei diesem Personalkarussell ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten, und das Schnapszahl-Jubiläum des „Tatorts“ droht bei so viel Wirbel unter den Tisch zu fallen: Ende November wird der 1970 gestartete Krimiklassiker stattliche 55 Jahre alt.