Thomas Heinze als „Der Alte“: „Ich fühle mich viel jünger“

Thomas Heinze als „Der Alte“: „Ich fühle mich viel jünger“

Der alte Mann und der Mord: Die 1977 gestartete Serie „Der Alte“ zählt zu den traditionsreichsten Krimiformaten im deutschen Fernsehen. Am 5. April (20.15 Uhr, ZDF) startet eine neue Staffel mit Thomas Heinze als Münchner Kommissar Caspar Bergmann.

„Ich fühle mich viel jünger“

Interview mit Schauspieler Thomas Heinze zur neuen Staffel des Krimiklassikers „Der Alte“

Nach Siegfried Lowitz, Rolf Schimpf, Walter Kreye und Jan-Gregor Kremp ist Heinze, der am 30. März seinen 60. Geburtstag feierte, der fünfte „Alte“ in der ZDF-Krimireihe. Thomas Heinze wurde 1964 in West-Berlin geboren, verbrachte einen Teil seiner Kindheit in den USA und kehrte 1973 mit seiner Familie nach Deutschland zurück.

Von 1983 bis 1986 absolvierte er ein Schauspielstudium an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule in München und feierte 1991 seinen Durchbruch in Sönke Wortmanns Kinokomödie „Allein unter Frauen“. Es folgten Auftritte in zahlreichen Filmen und Serien, darunter „Das Superweib“, Volker Schlöndorffs „Homo Faber“, Bernd Eichingers „Der große Bagarozy“ und der Mehrteiler „Das Wunder von Lengede“. Von 1992 bis 2002 war Thomas Heinze mit der Schauspielkollegin Nina Kronjäger ein Paar, aus der Beziehung stammen zwei Kinder. Seit vielen Jahren ist der in Berlin lebende Schauspieler mit Radiomoderatorin Jackie Brown liiert, mit der er ebenfalls ein Kind hat.

Herr Heinze, vor ziemlich genau einem Jahr haben Sie Ihr Debüt als der neue „Alte“ im ZDF gegeben. Fühlt sich die Rolle inzwischen schon wie ein eingetragener Pantoffel an?

Sagen wir besser, wie ein gut sitzender und bequemer Schuh. Pantoffel klingt dann doch eher nach Pensionär im Schaukelstuhl. Es ist ja nicht meine erste Ermittler-Rolle, aber es war mein erstes Mal als „Der Alte“, und die Rolle fühlte sich von Anfang an gut und passend an. Ich war erfreut über die positive Resonanz auf die erste Staffel und darüber, wie schnell ich in der Rolle angekommen bin. Ich wurde ja auch in die Entwicklung der Figur eingebunden, daher war mir schon relativ klar, wie der Caspar Bergmann ist.

Sie sind in den 90er Jahren mit Filmkomödien wie „Allein unter Frauen“ bekannt geworden. Findet sich etwas von diesen charmanten Machos in der Rolle als Caspar Bergmann wieder?

Nun, der charmante Macho aus den 90ern ist mittlerweile erwachsen geworden. Aber ich bringe immer noch gerne Charme, Humor und Leichtigkeit in meine Rollen, das macht mich als Schauspieler aus und war sicherlich mit ein Grund, gerade mich als den neuen „Alten“ zu besetzen.

Bei Ihrem Rollendebüt waren Sie gerade mal 58. Ein bisschen jung für das Etikett „Der Alte“, oder?

Keineswegs. Als mein Kollege Jan-Gregor Kremp vor mir die Rolle übernommen hat, war er sogar noch neun Jahre jünger. Insofern hatte ich nicht das Gefühl, zu jung dafür zu sein. Und nun mit 60 erst recht nicht mehr.

Sie sind ja ein jugendlicher Typ – fühlen Sie sich jünger als 60?

Sagen wir mal so: Ich fühle mich viel jünger als ich früher erwartet hätte, dass ich mich mit 60 fühlen würde, und darüber freue ich mich natürlich sehr. Wenn ich an meine Kindheit oder Jugend zurückdenke und mir meine Großeltern mit 60 vorstelle, dann muss ich ganz ehrlich sagen: Damals wirkte man älter. Zumindest in meiner Erinnerung waren das sehr viel gesetztere, reifere Persönlichkeiten, anders als ich mich selbst jetzt empfinde.

Zu Ihren Hobbys zählen Rennfahren und Kickboxen, das klingt ja beides auch eher jugendlich…

Leider ist das Rennfahren aus Mangel an Gelegenheit ziemlich auf der Strecke geblieben. Ich gehe mit meinen Kindern, die im Übrigen keine Kinder mehr sind, sondern schon erwachsen, gerne mal Kart fahren. Das ist das einzige Rennen, das übrig geblieben ist. Das Kickboxen, an das mich mein bester Freund Jürgen Vogel herangeführt hat, ist auch ein bisschen eingeschlafen, weil wir beide so viel zu tun haben und kaum dazu kommen, mal gemeinsam zum Training zu gehen. Ich sollte das eigentlich wieder intensivieren.

Können Sie Ihre Rennfahr-Kenntnisse in die Rolle bei „Der Alte“ einbringen?

Absolut. Wir haben bisher noch nie Stuntfahrer gebraucht. Als Caspar Bergmann fahre ich eine dunkelblaue Limousine als Dienstwagen, und das Teil ist richtig schnell, weil es ein Hybrid mit wahnsinnig guter Beschleunigung ist. In der ersten Folge der neuen Staffel gibt es einen Showdown an einer sehr engen Stelle. Ich kann bei einer so dramatischen Szene aber nicht gemütlich vorfahren, da geht es also mit Speed in die enge Auffahrt rein – da musst du zwingend die Kontrolle über das Auto behalten, alles im Blick haben und natürlich im richtigen Moment bremsen. Und da kommt mir dann meine Erfahrung tatsächlich zugute.

Das Fernsehen ist schnelllebig, aber „Der Alte“ ist seit dem Start 1977 eine feste Größe im Programm. Woran liegt das?

Der Alte ist ein Klassiker, den man kennt, den man gewohnt ist zu sehen. Eine Konstante zwischen den vielen Angeboten, die auf unzähligen Kanälen mittlerweile auf einen einprasseln. Aber durch die notwendigen Wechsel bei den Ermittlern über die Jahrzehnte blieb der Alte immer zeitgenössisch.

Haben Sie selber sie als Kind schauen dürfen?

Ich durfte de facto schon als Kind die erste Folge von „Der Alte“ mit Siegfried Lowitz und dem großartigen Hans Brenner als Bankräuber sehen. Der Alte ist bei diesem Fall nicht an einen Tatort mit einer Leiche gerufen worden, sondern hat sich bei einem Banküberfall gegen die Geiseln austauschen lassen.

Wie haben sich die Ermittler-Typen seit den Zeiten von Siegfried Lowitz als Kommissar Köster geändert? Sind Helden heute weicher?

Ich würde sagen, dass die Helden für das Publikum heutzutage eher greifbarer geworden sind. Man sah die Ermittler früher praktisch nie in ihrem privaten Umfeld, sondern fast ausschließlich bei der Arbeit. Und wenn mal etwas Privates einfloss, dann so wie die Frau von Columbo, die ab und an zitiert wurde, gesehen hat man sie aber nie. Heute nimmt man sich mehr Zeit, auch das private Umfeld des Ermittlers zu erzählen, um die Persönlichkeit hinter den Fällen sichtbarer zu machen.

Glauben Sie, dass es irgendwann eine weibliche Nachfolgerin für Sie geben wird und die Reihe dann „Die Alte“ heißt?

Ich finde, dass sich der Titel nicht wirklich dazu eignet – das klänge doch wenig schmeichelhaft. Ich sähe auch keine Notwendigkeit dazu. Es gibt ja allein im ZDF viele Fernsehformate mit starken Frauen, wie „Marie Brand“, „Die Chefin“, „Helen Dorn“, „Kolleginnen“, „Mordsschwestern“ und viele mehr. Vielleicht kann „Der Alte“ einfach mal ein Mann bleiben, das wäre ja nicht so tragisch, oder? Und übrigens bleibe ich der Reihe auch gerne noch lange treu.

Sie haben früher in TV-Krimis oft Verdächtige oder Täter gespielt – ist es nett, jetzt auf der anderen Seite zu stehen?

Absolut. Die sogenannten Bösewichte sind oft sehr dankbare Figuren, Kommissare aber auch.

Stört es Sie gar nicht, wenn Sie eher abgegriffene Sätze sagen müssen wie: „Wo waren Sie gestern zur Tatzeit“?

Ich finde diese Frage sogar selbstverständlich, und es wäre sträflich, sie als Kommissar nicht zu stellen. Natürlich muss der Ermittler den Verdächtigen fragen, ob er für den Zeitraum ein Alibi hat – war er im Kino, welchen Film hat er gesehen, kann er sich an den Schluss des Films erinnern? Der einzige Satz, bei dem ich mir mehr Variationen wünsche, ist: „Hatte er oder sie Streit mit jemandem?“ Wobei das ja auch eine logische Frage ist.

Haben Sie in einem Krimi auch schon mal eine Leiche gespielt?

Ich wurde sogar schon vor laufender Kamera umgebracht – in einem „Tatort“ aus Bremen. Nach einer ellenlangen Schlägerei wurde mir eine Plastiktüte über den Kopf gezogen – und dann wurde ich in einem Tümpel ertränkt. Allerdings erst gegen Ende des Films.

Ein Mann steht an eine Wand gelehnt

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Schauspieler Thomas Heinze

„Heute nimmt man sich mehr Zeit, auch das private Umfeld des Ermittlers zu erzählen, um die Persönlichkeit hinter den Fällen sichtbarer zu machen.“
Thomas Heinze
Ihr Autor

Cornelia Wystrichowski

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Erstellt:
08.04.2024, 16:12 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 55sec

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