
Viele Reedereien setzen auf Segelsysteme zur Emissionsminderung.
Foto: Bound4blue
OceanWings und eSails: Neue Segeltechnologien erobern die Schifffahrt
Mit Windkraft und innovativer Technik lassen sich mehrere Tonnen Treibstoff pro Tag einsparen und die Umwelt entlasten.
Viele Reedereien rüsten mittlerweile ihre Schiffe mit modernen Segelsystemen zur Treibstoff- und Emissionsreduzierung auf. So wurde im letzten Jahr das RoRo-Schiff „Ville de Bordeaux“ der Reederei Louis Dreyfus Armateurs mit drei Segeln von dem spanischen Unternehmen Bound4Blue ausgestattet.
Hohe Treibstoffeinsparung durch Segel
Nun liegen hierzu die ersten ermittelten Daten der Klassifikationsgesellschaft Bureau Veritas zur Effizienz vor. Dabei wurde durch das „eSails-System“ eine tägliche Kraftstoffeinsparung von 1,7 Tonnen mit deutlich höheren Spitzenwerten ermittelt. Für den Segel-Hersteller sind die Zahlen ein „Volltreffer“, wie das Unternehmen mitteilte. Sie unterstreichen die Wirtschaftlichkeit der Technologie. Auf der „Ville de Bordeaux“ sind insgesamt drei sogenannte „Saugsegel“ mit einer Höhe von 22 Metern installiert worden. Durch den Segeleinsatz wurden täglich im Schnitt 1,7 Tonnen Treibstoff eingespart. Die Spitzenwerte liegen sogar bei 5,4 Tonnen pro Tag. Im Verlauf eines Jahres sparte das Schiff 568 Tonnen an Kraftstoff ein.
Auch Bound4Blue meldet bestätigte Treibstoffeinsparungen durch eSails – auch laut unabhängigen Daten von Louis Dreyfus. Die Segel liefern hohen Schub bei kompakter Bauweise und lassen sich schnell nachrüsten. CTO David Ferrer sieht in den Ergebnissen der „Ville de Bordeaux“ den Beweis für das große Potenzial der eSails – auch bei bestehenden Schiffen.
Einsatz der „Canopee“ mit OceanWings-Segeln war effektiv
Die Integration von OceanWings hat nicht nur die Treibstoffeffizienz verbessert, sondern nach zwei Betriebsjahren auch die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit des windunterstützten Antriebs für die Handelsschifffahrt unter Beweis gestellt. Im Durchschnitt spart jedes Flügelsegel unter den normalen Betriebsbedingungen der „Canopee“ bereits 1,3 Tonnen Treibstoff pro Tag ein.
Die Leistung der OceanWings auf der „Canopee“ wird sich nach Herstellerangaben dank der kontinuierlichen Verbesserung der OceanWings-Software und der KI-Plattform voraussichtlich weiter steigern. Auf einer der letzten Transatlantikreisen erzielte die „Canopee“ sogar durchschnittliche Einsparungen von 2,2 Tonnen pro Tag.
Econowind rüstet Chemikalientanker mit Segeln aus
Auch das niederländische Unternehmen Econowind hat jetzt mit dem 124 Meter langen Chemikalientanker „Jutlandia Swan“ der Reederei Uni-Tankers ein weiteres Schiff mit einem 16 Meter hohen VentoFooils Segel ausgestattet. „Dies ist der vierte Tanker, der mit VentoFoils fährt“, so Chiel de Leeuw, seit Ende letzten Jahres Chief Commercial Officer bei Econowind. „Es zeigt, wie sich unsere ‚Suction Wind‘-Technologie im Tankersegment durchsetzt. Dank unserer Erfahrung und unserer ATEX-zugelassenen Systeme wissen wir, was für diese Schiffe erforderlich ist. Und wir sind stolz darauf, Uni-Tankers bei diesem wichtigen Schritt zu unterstützen.“
Econowind hat bisher 130 seiner patentierten Segel verkauft und baut seine Präsenz in der Flotte stetig aus. Bisher sind die „VentoFoils“ vor allem auf kleineren Schiffen im Shortsea-Segment installiert worden, künftig sollen die Segel aber auch die Emissionen größerer Schiffe reduzieren. Dafür erhielt das Unternehmen im Februar eine staatliche Förderung in Millionenhöhe.
„Windunterstützter Schiffsantrieb hat ein großes Potenzial – sein tatsächlicher Wert hängt jedoch davon ab, wie gut er sich in den täglichen Betrieb integriert. Jetzt können wir testen, wie sich diese Segel auf See verhalten, welche Auswirkungen sie auf die Kraftstoffeffizienz haben und wie die Besatzung in der Praxis damit arbeiten kann“, sagt Kristian Larsen, Technischer Direktor bei Uni-Tankers. (feh)