Wasserski

Endlich hat es geklappt und ich düse auf den Skiern übers Wasser!

Foto: RALF MASORAT

Freizeit

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Wasserski - Das Abenteuer beginnt

15. August 2022 // 16:00

Das Wasser spritzt mir erbarmungslos ins Gesicht. Die Wassermassen werden immer größer. Meine Hände krallen sich so sehr an die Stange, dass es schmerzt. Worauf habe ich mich wieder eingelassen?

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Bevor ich mich auf den Weg zu meiner ersten Wasserski-Erfahrung mache, packe ich meine Sachen zusammen. Ein Handtuch, eine Flasche Wasser, meine Badehose … Mist. Ich habe ja überhaupt gar keine Badehose. Wieso auch, ich war noch nie ein Fan von Schwimmen und allem, was damit auch nur im Entferntesten zu tun hat. Ein kleiner Anflug von Panik breitet sich in mir aus. Scheitert der schöne Plan jetzt an meiner Scheu vor Wasser? Eine kurze Internetrecherche beruhigt mich: Eine normale kurze Sporthose aus synthetischem Material langt scheinbar im Fall der Fälle auch. Ruhigen Gewissens breche ich auf.

Hohe Expertise

Auf dem Vereinsgelände angekommen, nimmt mich direkt Dr. Günter Kuhnt, der Vorsitzende des Wasserski Clubs Bremerhaven, herzlich in Empfang. Er wird mich heute beim Kennenlernen vom Wasserski unterstützen und meine ersten Gehversuche auf diesem Feld anleiten. Ich hätte keinen besseren Trainer für meine erste Wasserski-Erfahrung an die Seite gestellt bekommen können. Denn Günter ist nicht nur Vorsitzender vom örtlichen Wasserski Club, sondern hat auch 25 deutsche -und zwei europäische Titel im Slalom-Wasserski errungen. Ganz nebenbei ist er auch noch der Präsident des Deutschen Wasserski- und Wakeboardverbands (DWWV). Mehr Expertise geht nicht! Besser kann man in diese Sportart nicht eingeführt werden.

Grundlagen

Bevor ich mir die Skier anschnallen und mich das erste Mal mit den Brettern aufs Wasser wagen darf, müssen die Grundlagen für den basalen Bewegungsablauf am Land erlernt werden. Bei einer Trockenübung zeigt er mir den Ablauf, sich sicher auf den Skiern aufzurichten: „Du startest in der Hocke, die Beine sind dabei eng an die Brust gedrückt. Die Arme werden lang ausgestreckt. Anschließend stehst du langsam aus der Hocke auf und richtest dich auf. Die Arme bleiben weiterhin ausgestreckt“, führt er aus. Die Körperspannung ist bei dem gesamten Vorgang das A und O. Klingt doch erst mal ziemlich einfach, oder? Ich liefere einen holprigen Start ab. Ganz so einfach, wie es sich auf dem Trockenen verhält, ist es dann leider doch nicht. Das habe ich bei meiner ersten Übungsfahrt direkt mitbekommen. Bei den ersten Fahrten hängen die Neulinge noch nicht am Seil, an dem die Läufer hinter dem Boot hergezogen werden. Um ein Gefühl für alles zu bekommen, hält man sich erst mal an einer Stange fest, die direkt an der Seite des Bootes befestigt ist.

Ich hocke nun also im Wasser, Günter steht im Boot und gibt mir lautstark Anweisungen. So kompliziert wird das schon nicht. Das Boot fährt an. Ich versuche, die Trockenübungen auf die wackeligen Verhältnisse im Wasser anzupassen. Es klappt nicht. Ich komme nicht hoch. Wasser spritzt mir von allen Seiten ins Gesicht. Ich komme nicht dazu, einen klaren Gedanken zu fassen. Viel zu beschäftigt bin ich damit, mich wegzudrehen und verzweifelt nach Luft zu schnappen. Günter ruft mir irgend etwas zu. Ich verstehe nichts, es ist zu laut. Dann hält das Boot nach einer gefühlten Ewigkeit endlich an. Ich lasse die Stange los und lasse mich erleichtert ins Wasser gleiten. Während ich erschöpft und frustriert auf dem Wasser treibe, überlege ich ernsthaft, alles hinzuschmeißen. Da möchte ich nicht noch einmal durch.

Wasserski

Verschnaufpause im kühlen Nass. Skipper Sven Klages gönnt mir diesen Moment grinsend.

Foto: RALF MASORAT

Erfolgserlebnisse

„Komm, nicht aufgeben, das packst du!“ Günter lässt nicht locker, der Fotograf frotzelt, dass er Actionfotos braucht. Mit diesen schlagkräftigen Argumenten raffe ich mich auf und probiere es noch mal. Jeden Schritt lasse ich mir erneut durch den Kopf gehen und nehme mir fest vor, Günters Hinweise besser in die Tat umzusetzen als zuvor. Das Boot beschleunigt wieder. Ich spanne alles an, was ich habe und richte mich langsam auf. Meine Beine zittern, aber plötzlich stehe ich auf den Skiern und gleite auf ihnen über das Wasser. Unfassbar! Es funktioniert! Ich bin überglücklich, bestehe mittlerweile ausschließlich aus Adrenalin. Meine Haltung ist zwar bei weitem noch nicht perfekt, aber das hat bei den ersten Fahrten natürlich auch noch niemand erwartet. Die Tipps, die mir Günter zuruft, kann ich gut umsetzen, sodass ich mich während der Fahrt stetig ein wenig verbessern kann. Nach ein paar Runden bin ich dann schon sehr erleichtert, als das Boot erneut stoppt und ich die Stange loslassen kann. Schon jetzt meldet sich der Muskelkater an. Er lässt mich Muskeln in meinem Körper erkennen, von deren Existenz ich zuvor nichts gewusst habe. Mir graut vor dem bösen Erwachen in den nächsten Tagen.

Wasserski

Sven Klages ist deutscher Meister im Slalom und weiß, wie es geht.

Foto: RALF MASORAT

Das Seil möchte Günter mir und allen Beteiligten noch ersparen. „Du bist noch zu unsicher auf den Skiern.“ Sehe ich genauso. Ich bin einfach nur glücklich und stolz, dass ich es am Ende geschafft habe. Für eine weitere Fahrt fehlte mir ohnehin die Kraft.

Als Abschluss meines Besuches beim Club zeigt mir das Sven, amtierender Deutscher Meister im Slalom, wie es aussieht, wenn sich ein Profi auf die Wasserskier schwingt. Ich bin schwer beeindruckt. Er lässt diesen Sport so einfach aussehen. „Das sah bei dir genauso aus“, ruft mir der Fotograf lachend zu. So ganz kaufe ich ihm das nicht ab, muss aber auch lachen. Insgesamt habe ich meine ersten Kontaktversuche mit dem Wasserski trotz aller Startschwierigkeiten als sehr positiv wahrgenommen und kann jedem, der auf actionreichen Sport steht, Wasserski wärmstens empfehlen.

Wasserski Club Bremerhaven e.V. von 1965

www.wsc-bremerhaven.de