
Allergien gehören bei Kindern nach Angaben des Allergieinformationsdienstes zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Foto: Jochen Tack AOK-Mediendienst
AOK-Spezial: Was reizt denn da?
Allergien werden durch viele Stoffe ausgelöst
Allergiker können den Frühling oft nicht draußen genießen und verpassen so die diese schöne Jahreszeit.
Draußen herrscht der schönste Sonnenschein, doch am wohlsten ist uns drinnen bei geschlossenen Fenstern, denn die Nase tropft und die Augen jucken. Wer sich in dieser Beschreibung wiedererkennt, hat Heuschnupfen und ist allergisch gegen umherfliegende Baum-, Gräser-, Kräuter- oder Getreidepollen.
Hochsaison
Er leidet dann an der laut Allergieinformationsdienst des Helmholtz-Zentrums München häufigsten allergischen Erkrankung in Deutschland. Rund 15 Prozent der Erwachsenen sind betroffen. Heuschnupfen, Allergiker wissen das aus leidvoller Erfahrung, hat im Frühjahr Hochsaison, denn dann ist der Pollenflug besonders intensiv. Doch auch zu anderen Jahreszeiten kommt es zu einer Belastung mit allergieauslösenden Pollen, heißt es auf der Website der AOK.
Pollenkalender
Der Pollenkalender weist einen Flug von Haselnuss und Erlenpollen schon im Januar aus. Im März und April machen Birkenpollen Allergikern stark zu schaffen. Danach beginnt der Pollenflug vieler Gräser und Getreidearten. Und Kräuter wie etwa Beifuß oder Ambrosia verursachen als Spätblüher im Sommer und Frühherbst allergische Reaktionen.
Niesattacken
Insgesamt kennen Experten heute rund 20.000 allergieauslösende Stoffe. Bei Menschen mit Allergien versucht das Immunsystem, das Allergen abzuwehren wie einen schädlichen Eindringling. Die Reaktion reicht von Niesattacken und tränenden Augen über Hautausschlag, Magen- und Darmbeschwerden bis hin zum lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbruch, dem anaphylaktischen Schock.
Entstehung
Zwei Faktoren spielen beim Ausbruch von Allergien eine entscheidende Rolle: Vererbung und Umwelteinflüsse. Haben Eltern oder Geschwister Allergien, ist das Risiko hoch, selbst betroffen zu sein. Zum Beispiel auch übertriebene Hygiene in der Kindheit begünstigt später das Auftreten von Allergien, da das Immunsystem zu wenig mit Krankheitserregern und anderen Allergenen in Berührung gekommen ist. Die Gründe, warum es bei manchen Menschen überreagiert, sind noch nicht geklärt. Die Symptome und Begleiterscheinungen lassen sich aber behandeln. Sind die Auslöser gefunden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern. Besonders wichtig ist, Allergene zu meiden.
Pollenmeldungen
Wenn Pollenallergiker die Pflanzen kennen, die sie belasten, dann sollten sie auf Meldungen über den aktuellen, regionalen Pollenflug im Radio oder im Internet achten. Die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID) misst diesen an rund 40 Orten der Bundesrepublik Deutschland und reicht die Daten an den Deutschen Wetterdienst weiter, der sie mit Beobachtungen zur Pflanzenblüte sowie Wetterprognosen kombiniert. Zu finden sind die Informationen unter dwd.de/pollenflug. Zudem macht der PID eigene wöchentliche Vorhersagen (zu finden unter pollenstiftung.de).
Heuschnupfen
Heuschnupfen ist keine Bagatelle, betont der Deutsche Allergie und Asthmabund auf seiner Website, denn daraus kann allergisches Asthma entstehen und damit eine ernste Lungenkrankheit. An Tagen mit starkem Pollenflug sollten sich Betroffene darum möglichst wenig im Freien aufhalten, raten Experten der AOK. Im Haus kann helfen:
Tipps
• Täglich staubwischen und häufig möglichst feucht den Boden reinigen.
• Nach Regen gründlich durchlüften.
• Keine getragene Kleidung im Schlafzimmer aufbewahren, weil Pollen an ihr haften.
• Wäsche nur in Innenräumen trocknen.
• Eventuell Luftfilter im Schlafzimmer einbauen.
Immuntherapie
Die Symptome einer Allergie lassen sich durch spezielle Medikamente in den Griff bekommen, zum Beispiel Antihistaminika oder Kortison. Besonders für Pollen und Insektengiftallergiker ist die „Spezifische Immuntherapie“ (Hyposensibilisierung) geeignet: Der Allergiker erhält mindestens drei Jahre lang Spritzen mit seiner persönlichen Allergen-Mixtur. Ergebnis: Der Körper gewöhnt sich an die Stoffe und die Symptome werden schwächer. Die Behandlung hat für Pollen- und Insektengiftallergien eine sehr hohe Erfolgsquote (bis zu 90 Prozent). Bei einigen Allergien kann der Arzt zur Hyposensibilisierung statt Spritzen inzwischen auch Tropfen oder Tabletten verwenden.
Weitere Informationen:
Allergien in den Griff bekommen – die AOK Bremen/Bremerhaven klärt über Allergien und Behandlungsmöglichkeiten auf
Artikel: Desensibilisierung – endlich allergiefrei werden“ im AOK-Gesundheitsmagazin
Testverfahren, um Allergien festzustellen
Pricktest: Kleine Tropfen mit Allergenlösungen werden auf die Innenseite des Unterarms aufgetragen und durch winzige Stiche unter die Haut gebracht. Eine Sofortallergie zeigt sich nach etwa 20 Minuten, wenn sich an der Einstichstelle Quaddeln bilden.
Bluttest: Das Blut wird auf sogenannte IgE-Antikörper untersucht, die gegen bestimmte Allergene gerichtet sind. IgE steht für Immunglobuline der Klasse E, die an fast allen allergischen Reaktionen beteiligt sind.
Epikutantest (Pflaster-/Läppchentest): Ein Pflaster mit allergenhaltigen Substanzen wird für zwei Tage auf den Rücken geklebt. Anschließend sieht man, ob allergische Reaktionen entstanden sind. Der Test eignet sich für Kontaktallergien.
Provokationstest: Er gibt Aufschluss, wenn die Ergebnisse von Haut- und Bluttests nicht mit den Beschwerden des Patienten zusammenpassen. Der Allergologe versucht zum Beispiel, mit einer Pollenallergenlösung in der Nase des Patienten einen Niesreiz auszulösen. Der Test zeigt, ob die identifizierten Allergene tatsächlich für die Symptome verantwortlich sind.
Intrakutantest: Das Allergen wird direkt in die Haut injiziert – meist bei Insektengift- oder Medikamentenallergie. Nach etwa 20 Minuten ist das Ergebnis sichtbar.
Reibtest: Auf der Innenseite des Unterarms wird Testmaterial wie Tierhaar gerieben. Der Reibtest wird angewendet, wenn das Allergen nicht als Lösung erhältlich ist.
Hilfe zur Selbsthilfe
Neben vielen anderen Anbietern hat die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst in Kooperation mit der Medizinischen Universität Wien und der Firma Bencard Allergie eine kostenlose App herausgebracht. „Pollen“ umfasst unter anderem ein Pollentagebuch, in dem Allergiker ihre Beschwerden eintragen und sich ihre persönliche Pollenbelastung ausrechnen lassen können. Zudem sind eine stetig aktualisierte Belastungslandkarte und eine personalisierbare Risikoabschätzung enthalten.