
Der regelmäßige Check Up ist auch für Männner sehr wichtig.
Foto: Jochen Tack
AOK-Spezial
Männer, ab zur Früherkennung!
Studien zeigen: Männer nehmen Vorsorgeangebote seltener wahr als Frauen.
Dabei ist Früherkennung für Männer nicht minder wichtig, kann sie doch Leben retten.
Rauchen und Trinken
Männer rauchen mehr, trinken mehr und ernähren sich ungesünder als Frauen. Trotzdem zeigten sie sich in einer Erhebung des Robert Koch-Instituts als Vorsorgemuffel: Weniger als die Hälfte, nur 40 Prozent, nehmen die Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung regelmäßig in Anspruch, bei den Frauen sind es immerhin gut zwei Drittel (67,2 Prozent).
Risikobereitschaft
Männliche Stereotype wie Stärke, Unabhängigkeit und Risikobereitschaft scheinen nicht gut vereinbar damit, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern. „Das Gesundheitsverhalten hängt auch von den Geschlechterrollen ab“, erklärt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband. Bei Schmerzen und Verletzungen beißen Männer eher mal die Zähne zusammen, als sich medizinische Hilfe zu holen. Erst recht sehen sie offenbar keinen Sinn darin, zum Arzt zu gehen, wenn gar nichts weh tut.
Doch genau das ist das Prinzip der Gesundheits-Checks: „Diese Untersuchungen richten sich an Menschen ohne Beschwerden, mit dem Ziel, Krankheiten in einem frühen Stadium zu erkennen“, sagt der Experte. Jedenfalls besuchten nach Zahlen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) nur die Hälfte der heute 65-jährigen Männer in den vergangenen zehn Jahren die Darmkrebs-Früherkennung, noch weniger ließen Prostata und Haut untersuchen.
Vorsorge eingebrochen
Hinzu kommt: Die Teilnahmezahlen sind seit Beginn der Corona-Pandemie noch weiter und zum Teil dramatisch zurückgegangen. So nahmen 2020 fast 20 Prozent weniger Versicherte das Hautkrebs-Screening wahr, zur Prostatakrebs- Früherkennung gingen gut acht Prozent weniger Männer. Darum wirbt die AOK mit ihrer neuen Kampagne „Deutschland, wir müssen über Gesundheit reden“ unter anderem in TV- und Online-Spots dafür, Vorsorge wieder ernster zu nehmen, und zwar bei beiden Geschlechtern. Zum Beispiel sagt da eine junge Frau zu ihrer Geliebten zärtlich: „Das war sooo gut“, während sie im Bett liegen. Nur um hinzuzusetzen: „dass ich da angerufen habe, die mir das mit den Keimen in der Stuhlprobe nochmal erklärt haben. Alles in Ordnung.“
Untersuchungen
Männern bieten die gesetzlichen Krankenkassen Untersuchungen für Herz- Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Nierenerkrankungen sowie bestimmte Krebserkrankungen an. Immerhin ist Krebs nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Hinzu kommt die einmalige Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung eines Bauchaortenaneurysmas für Männer, denn sie sind von dieser gefährlichen Erweiterung der Schlagader im Bauch wesentlich häufiger betroffen als Frauen. Die Kosten aller Früherkennungsuntersuchungen tragen die Krankenkassen, allerdings erst ab einem bestimmten Zeitpunkt, weil dann das Risiko für die jeweilige Erkrankung steigt. Unabhängig vomAlter können Versicherte die jährlichen zahnärztlichen Kontrollen in Anspruch nehmen. Tun sie das regelmäßig, kann die Krankenkasse dafür einen Bonus gewähren.
Check-up beim Hausarzt
Sobald sie 18 sind, können Männer wie Frauen den Hausarzt einmal um einen Gesundheitscheck bitten, ab 35 dann alle drei Jahre. Dabei geht es vor allem darum, Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und Nierenerkrankungen frühzeitig auf die Spur zu kommen. Der Arzt wird danach fragen, wie der Patient lebt und sich ernährt, wie viel er sich bewegt, ob er raucht und ob es bestimmte Erkrankungen in der Familie gibt. Der Blutdruck wird gemessen, das Blut und der Urin im Labor untersucht. Sind zum Beispiel der Blutdruck oder die Blutzuckerwerte erhöht, kann der Arzt dem Versicherten bei Bedarf etwa Kurse zur Stressbewältigung, Bewegung, Ernährung oder Raucherentwöhnung empfehlen und dafür eine ärztliche Bescheinigung ausstellen. Auf dieser Basis kann die Krankenkasse entscheiden, ob sie die Kosten für den Präventionskurs übernimmt. Ohnehin bietet die AOK ihren Versicherten einen „Gesundheitsgutschein“ an, mit dem sie zwei Kurse pro Jahr kostenlos besuchen können, sofern sie an 80 Prozent der Unterrichtseinheiten teilgenommen haben.
Hautkrebsvorsorge
Beim Hautkrebs-Screening befragt der Arzt den Patienten nach Hautveränderungen und begutachtet die Haut am ganzen Körper – einschließlich des behaarten Kopfes und der Hautfalten. Das Screening können alle Versicherten über 35 Jahren alle zwei Jahre in Anspruch nehmen. Die AOK Bremen/ Bremerhaven bietet ihren Versicherten diese Vorsorge aber schon ab 15 Jahren jährlich an.
Prostatakrebs
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei älteren Männern. Deshalb wird Männern ab einem Alter von 45 Jahren angeboten, jedes Jahr einmal die äußeren und inneren Geschlechtsorgane bei einem Urologen untersuchen zu lassen. Dabei tastet der Arzt die Genitalien und die Lymphknoten in der Leiste ab. Die Prostata ist vom Enddarm aus mit dem Finger gut tastbar.
Darmkrebs
Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung bei Männern. Ab einem Alter von 50 Jahren haben Männer, genauso wie Frauen, einen Anspruch auf Früherkennungsuntersuchungen. Zur Vorsorge gibt es zwei Verfahren: Stuhlproben (von 50 bis 54 jährlich, ab 55 alle zwei Jahre) oder zwei große Darmspiegelungen im Abstand von mindestens zehn Jahren.
Großer Vorteil der Darmspiegelung, auch Koloskopie genannt: „Sie ist die einzige wirkliche Vorsorgeuntersuchung, bei der der Arzt Vorstufen von Darmkrebs, sogenannte Polypen oder Adenome, entfernen und dadurch möglicherweise eine Krebsentwicklung verhindern kann“, betont Thomas Ebel. Das sei ein Grund dafür, dass seit Einführung der Darmspiegelung zur Früherkennung weniger Menschen an Darmkrebs erkranken und sterben. (ams/iz)
Weitere Informationen:
Früherkennung von Prostatakrebs – Informationen und Leistungen der AOK
Artikel "So bleibt Mann gesund" im AOK-Gesundheitsmagazin
Interview „Prostatakrebs – Wie sinnvoll ist die Früherkennung?“ im AOK-Gesundheitsmagazin
Übersicht: Früherkennung
Ab 15, für Männer und Frauen: Früherkennung Hautkrebs
Ab 18, für Männer und Frauen: Zahnvorsorge, (mindestens) einmal
im Jahr.
Zwischen dem 18. und 34. Lebensjahr: Einmalige Gesundheitsuntersuchung
wie Check-up 35.
Ab 35, für Männer und Frauen: Check-up auf Risikofaktoren Herz-
Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, Nierenerkrankungen
Ab 45, für Männer: Früherkennung Prostatakrebs und Krebs des
äußeren Genitals
Ab 50 für Männer, ab 55 für Frauen: Früherkennung Darmkrebs
Ab 65, für Männer: Früherkennung Bauchaortenaneurysma