
Someday Jacob sind jeder für sich versierte Musiker, die miteinander glaubwürdig harmonieren.
Foto: CHRISTOPH BUCKSTEGEN
Musik zum Durchatmen und Genießen
Sie verbreitet mit ihrer Musik Westcoast-Spirit und eine Stimmung wie ein Sommerabend am Lagerfeuer: Die Band Someday Jacob.
Soundcheck vor Gig
Fünf Musiker stehen beim Soundcheck auf der Bühne und wirken, als würden sie sich entspannt neue Melodien und Lines in einer Jamsession vorspielen. Sie verstehen sich ohne Worte, ein Nicken von Sänger und Gitarrist Jörn Schlüter und Uli Kringler stimmt auch seine sechs Saiten auf den gespielten Ton mit ein, während Bassist Manuel Steinhoff konzentriert auf der anderen Seite seinem eigenen Rhythmus folgt. „Mach mich mal etwas lauter“, ruft jetzt Uli dem Tonmann am Mischpult zu.
Typischer Sound
„Wenn’s sein muss“, frotzelt dieser zurück, macht dies aber spürbar und rundet bald darauf das gesamte Klangbild noch bis in die kleinste Nuance ab, bis der typische Sound von
„Someday Jacob“ wie ein akustischer Sonnenstrahl aus den Lautsprechern erklingt.
„Anfangs war Someday Jacob ein Soloprojekt von mir. Als das erste Album fertig war, wollte ich gerne mit anderen Musikern zusammenarbeiten, mit denen ich auch als Mensch gut klarkomme. Über verschiedene Projekte sind wir dann vor zwölf Jahren zusammengekommen.
Die Songs entwickeln sich
Das hat sich entwickelt. Richtig als Band haben wir uns gar nicht offiziell gegründet. Irgendwann haben wir uns dann auf einer Raststätte in die Augen geschaut und uns gefragt: Sind wir jetzt eine Band?“ Alle lachen und nicken bei Jörns Worten. Drummer Martin setzt noch einen drauf. „Genauso wie die Frage: Sind wir jetzt zusammen?“
Mastermind Jörn Schlüter
Bis heute sprießen die musikalischen Wurzeln von Someday Jacob aus Jörn Schlüters Feder. Die meisten Songs stammen von ihm. „Normalerweise bringe ich die Songs in die Runde. Das ist dann wie musikalisches Malbuch – ich bringe es mit und die anderen malen es dann mit ihren Farben zu einem kompletten Bild aus.“ „Manchmal kritzeln wir auch ein wenig darin rum“, verrät Uli verschmitzt und Martin wirft ein: „Aber wir dürfen nicht übermalen!“ Scherz beiseite, die Songs entwickeln sich dann laut Jörn beim gemeinsamen Spielen weiter. „Das passiert wie von selbst, wie bei einem intuitiven Malkursus.“
In Deutschland verstreut
Da die fünf in Deutschland verstreut leben, kommen sie tatsächlich häufig nur vor Konzerten oder für Studioaufnahmen zusammen. Wie finden sie dann ihre Setliste für das jeweilige Konzert? Schließlich werden live in der Regel Songs aus verschiedenen Alben gespielt. „Wir nutzen wie jetzt die Zeit vor Livekonzerten, im Fokus steht meistens das aktuelle Album und der Rest ist dann wie ein Zusammenschnitt. Die Details klären sich dann im Soundcheck“, beschreibt Uli seine Sicht auf die gemeinsamen Sessions.
„Jeder Raum klingt anders“
Auf die Frage, ob sie vor Live-Gigs ein Ritual miteinander haben, antwortet Manuel. „Nicht bewusst, wir stecken vorher kurz die Köpfe zusammen und holen uns in den Moment.“ Jörn ergänzt: „Beim Soundcheck kommen wir schon rein. Wir sind dann zusammen an dem Ort unserer Musik, in dem Raum, in dem wir spielen. Jeder Raum klingt anders, hat seinen eigenen Sound.“ Die Worte des ruhigen, sehr bedacht und sensibel wirkenden Sängers zeugen von seiner tief sitzenden Musikalität und spirituellem Tiefgang, ohne übertrieben esoterisch zu klingen. „Es dauert immer einen Augenblick, bis wir den Raum fühlen und wenn die Menschen dann später drin sind, ist wieder alles anders“, pflichtet Martin bei.
Leute bringen eigene Energie mit
„Die Leute bringen ihre eigene Energie und Persönlichkeit mit. Es ist gut, das zu spüren. Livemusik ist wie ein Gespräch mit den Zuhörern. Das, was zurückkommt, fließt in unsere Empfindungen und unsere Musik ein. Wie ein Dialog, ein Austausch. Es bringt nichts, wenn der eine den anderen totsabbelt.“
Mehr Werder als Martin geht nicht
In diesem Dialog haben sich schon schöne und auch lustige Situationen ergeben. „Martin hat schon mal ins Publikum gerufen, wenn Werder vor dem Konzert gewonnen hat – mehr Werder als Martin geht nicht“, grinst Uli und Drummer Martin zuckt mit Unschuldsmiene die Schultern. „Lebenslang grün-weiß, is so.“ Jörn erzählt eine Anekdote von einem Erlebnis vor einigen Jahren in Haldern. „Wir spielten gerade das Intro, das eine Kunstpause beinhaltet. In dieser Kunstpause unterhielten sich zwei Frauen sehr lautstark. Die eine fragte die andere ‚Wie heißt die Band noch mal?‘ Und ich antwortete von der Bühne aus Someday Jacob.“ Wieder brechen alle in Gelächter in Erinnerung an diese Szene aus und schütteln die Köpfe.
Dino tourt mit Lionel Richie
Someday Jacob versprühen ihren Westcoast-Spirit sowohl auf den Studioalben als auch live auf der Bühne und entführen ihre Zuhörerschaft im heimischen Wohnzimmer aus der Klangkonserve oder von Angesicht zu Angesicht. Multiinstrumentalist Dino kommt ursprünglich aus Los Angeles und ist regelmäßig mit Lionel Richie auf Tour und im Studio. Daher ist er es gewöhnt, vor gefüllten Stadien zu performen. „Ich liebe es, für Menschen zu spielen, egal, ob es fünf oder fünftausend sind. Es ist immer etwas anderes, wenn dir jemand zuhört oder ob du als Band für dich probst. Vor Gigs bin ich immer noch aufgeregt, aber nicht nervös. Das ist man nur, wenn man nicht gut vorbereitet ist“, weiß der erfahrene Musiker, der sowohl Saxophon, Klavier, Bassklarinette, Aerophone als auch Mundharmonika spielt. „Ich fühle mich auf der Bühne anonym und das ist gut so, denn nicht mein Ego ist wichtig, sondern die Musik, die ich transportieren möchte.“
Tiefe Verbundenheit zur Musik
Jörn Schlüter bringt die Demut und tiefe Verbundenheit zur Musik von Someday Jacob mit einem Zitat von Keith Richard von den Rolling Stones, wo dieser seine legendären Riffs hernimmt, auf den Punkt: „Ich habe die Melodie von einem Baum gepflückt und hatte lediglich die Ehre, diese finden und performen zu dürfen“. Dem ist nichts hinzuzufügen außer die Empfehlung, sich auf eine wunderschöne, musikalische Reise mit Someday Jacob einzulassen. (ran)

Someday Jacob sind immer einen Konzertbesuch wert.
Foto: CHRISTOPH BUCKSTEGEN