
Bohrprobe auf dem Zahnarztstuhl (von links): Henning Bäcker (Audrey II), Richard Feist (Seymour) und Dominik Lindhorst-Apfelthaler (Orin Scrivello).
Foto: Rendelsmann
So cool wird der „Der kleine Horrorladen“ im Bremerhavener Stadttheater
Unser Gute-Laune-Magazin „Lotse“ nimmt euch mit ins Bremerhavener Stadttheater. Es geht um den „kleinen Horrorladen“. Am 25. Februar ist Premiere. Hier die große Geschichte aus unserem Magazin:
Mit der Rohrzange Zähne ziehen
Mit einer alten Rohrzange hält Henning Bäcker den Mund von Richard Feist auf, während Dominik Lindhorst-Apfelthaler sich mit einer großen Feile an den Zähnen des Kollegen zu schaffen macht. Bäcker grinst diabolisch, als Feist hilflos unter dem Gewicht von Lindhorst-Apfelthaler röchelt. Als das Foto im Kasten ist, lassen beide von Feist ab, der sich erleichtert schüttelt und durchatmet.
Musicalproben
Diese Szene spielte sich auf der Bühne im Großen Haus des Stadttheaters Bremerhaven ab. Genauer gesagt bei den Proben zu dem Musical „Der kleine Horrorladen“ von Howard Ashman nach dem Kult-B-Movie von Roger Corman aus den 1960er-Jahren. Die Inszenierung von Jörg Steinberg feiert am 19. Februar Premiere. Vielen Bremerhavenern sind die ausverkauften Vorstellungen aus den 1990er-Jahren noch in lebhafter Erinnerung.

Regisseur Jörg Steinberg verfolgt die Proben.
Foto: Päckert
Horrorladen Vol. 2022
Alle sind gespannt auf den Kleinen Horrorladen Volume 2022, der schon in den ersten Proben verspricht, eine ganz andere, nicht weniger mitreißende Version zu werden.
Verabschieden müssen sich die Zuschauer auf jeden Fall von der Vorstellung einer überdimensionalen fleischfressenden Pflanze auf der Bühne. Steinberg hat sich für eine subtilere, aber nicht weniger wirkungsvolle Interpretation des unersättlichen Gewächses namens Audrey II entschieden, das von Henning Bäcker als eine Art verführerischer Beelzebub interpretiert wird: „Ich bin wie ein böser Geist immer präsent, ein Meister der Verführung, der das Virus in die Welt bringt. Ich bin der Spielmacher, der von außen die Gesellschaft lenkt, damit ich mein großes Ziel erreiche, nämlich alle ins Verderben ziehen. Ich habe freie Hand und ich freue mich, dass ich die Kolleginnen und Kollegen auf der Bühne nach Herzenslust piesacken darf.“
Neustart bei Null
Wenn im Bühnenbild Ableger der unersättlichen Blutsaugerin überall heraussprießen und sich ausbreiten, ist die Assoziation mit der aktuellen Pandemie durchaus gewünscht. Denn diese hatte in der vergangenen Spielzeit unter anderem dafür gesorgt, dass das Musical nicht aufgeführt werden konnte und alle bis dahin erfolgten Proben „für die Katz“ waren. „Wir fangen praktisch wieder bei Null an, viele neue Ensemblemitglieder und auch ich müssen uns wieder neu in das Stück hineindenken“, verrät Regisseur Steinberg.
Verpeilter Seymour
Der Inhalt des Kleinen Horrorladens: Ein schlecht besuchter Blumenladen in der Skid Row, einer Straße in den Slums. Der Angestellte Seymour ist völlig verpeilt, und Verkäuferin Audrey (Marsha Zimmermann) kommt immer zu spät, weil ihr Verlobter sie ständig verprügelt. Vor dem Laden lungern Penner herum, wenn nicht gerade die drei Girls Crystal, Chiffon und Ronnette die Gegend unsicher machen. Als Inhaber Mushnik (Frank Auerbach) verkündet, dass er den Laden endgültig dichtmachen wird, erinnert Audrey Seymour an die ungewöhnliche Pflanze, die er neulich auf dem Markt gekauft und heimlich „Audrey Zwo“ genannt hat. Ohne Hoffnung stellt er sie ins Fenster, und plötzlich kommen wieder Kunden.
Blutrünstige Pflanze
Das Problem ist nur, dass Seymour nicht weiß, wie er die Pflanze am Leben erhalten soll. Bis er entdeckt, dass Blut ihr ganz gut schmeckt. Die Pflanze wächst, der Laden brummt.
„Seymour ist naiv, ein unbeschriebenes Blatt und hat keine Kontrolle über das, was passiert, nachdem ihm der Mephisto die rätselhafte Pflanze verkauft hat“, beschreibt Feist seine Rolle zu Beginn der Proben. „Ich habe richtig viel Text zu lernen und muss musikalisch in die Rolle kommen. Meine persönliche Interpretation geht in die Richtung, dass Seymour bei aller Verpeiltheit nach Erfolg und Liebe strebt.

Mr. Mushnik (Frank Auerbach) tanzt Tango.
Foto: Rendelsmann
Schmerzgrenze
Es geht um die Frage, warum Menschen ihre Moral zur Seite stellen und wo jeder seine Schmerzgrenze hat.“ An die wortwörtliche Schmerzgrenze bringt ihn Lindhorst-Apfelthaler bei seiner genüsslich überzogenen Wurzelbehandlung auf dem Zahnarztstuhl. „Ich liebe es, kleinen Rollen wie diesem Choleriker einen eigenen Charakter zu verleihen“, grinst er und winkt mit Zange und Feile.
„Der kleine Horrorladen“ wird cool „Der kleine Horrorladen“ ist bald im Stadttheater Bremerhaven zu sehen. Am 19. Februar ist Premiere.
Blick auf die Bühne des Stadttheaters.
Foto: Rendelsmann