
Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz erscheinen Delegationen aus zahlreichen Ländern.
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80 Jahre nach Auschwitz: Wissen schwindet, Erinnerung bleibt essenziell
Zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz: Alarmierende Wissenslücken und erstarkender Antisemitismus mahnen zu verstärkter Aufklärung.
Am heutigen Montag, 27. Januar 2025, jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass besonders junge Menschen alarmierend wenig über den Holocaust wissen. Gleichzeitig fordern Politiker und Gedenkstätten verstärkte Bildungsmaßnahmen, um das Vergessen zu verhindern und gegen den zunehmenden Antisemitismus vorzugehen.
Besorgniserregende Wissenslücken bei jungen Menschen
Eine Studie der Jewish Claims Conference zeigt, dass in Deutschland 40 Prozent der 18- bis 29-Jährigen nicht wissen, dass etwa sechs Millionen Juden ermordet wurden. In einigen europäischen Ländern liegen die Wissenslücken noch höher. Besonders schockierend: Zwei Prozent der Deutschen glauben sogar, der Holocaust habe nie stattgefunden.
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sieht hierin eine direkte Verbindung zum Anstieg antisemitischer Gewalt. Auch Bundesfamilienministerin Lisa Paus fordert eine intensivere Erinnerungskultur als „unverzichtbaren Teil der Demokratie“.
Politische Appelle zum Gedenktag
Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nutzten den Holocaust-Gedenktag, um ihre Appelle gegen das Vergessen zu bekräftigen. Scholz betonte die Bedeutung von Begegnungen mit Zeitzeugen, um die Erinnerung lebendig zu halten.
Macron rief dazu auf, Antisemitismus und Hass mit aller Entschlossenheit zu bekämpfen. Beide Politiker mahnten, dass die Demokratie nur dann geschützt werden kann, wenn die Verbrechen der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten.
Gedenkveranstaltungen und filmische Mahnmale
In Gedenkstätten wie Auschwitz, Dachau und Bergen-Belsen finden zahlreiche Veranstaltungen statt, um an die Opfer des Holocaust zu erinnern. Neben Zeitzeugenberichten tragen auch künstlerische Beiträge zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit bei.
Besonders eindrucksvoll ist der Film „Die Ermittlung“ aus 2024, der heute Abend zum ersten Mal im Fernsehen ausgestrahlt wird. Die minimalistische Inszenierung des ersten Auschwitz-Prozesses von 1963 bis 1965 legt die Gräuel der systematischen Massenvernichtung schonungslos offen. 18 Angeklagte müssen sich in diesem vierstündigen Ensemblefilm am Massenmord verantworten - vom kleinen Aufseher bis zum Adjutanten des Lagerkommandanten. Um 21.45 Uhr wird der Spielfilm auf dem Fernsehsender Arte gezeigt.
Gegen Hass und Menschenverachtung
Auch in Niedersachsen und Bremen wird an vielen Orten der Opfer des Holocausts gedacht. In Osnabrück verbinden Kirchen das Gedenken mit dem Appell, sich heute gegen Hass und Menschenverachtung einzusetzen. (kck)