
© Arnd Hartmann
Der Tag der offenen Tür auf dem Werkstattgelände der Nordwestbahn in Wulsdorf ködert fast 2000 Schaulustige. Der Clou: Ein Zug-Zieh-Wettbewerb. Die Kinder Luke (9) und Lina (3) ziehen hinten und zwei Erwachsene vorne die S-Bahn 20 Meter weit in nur einer Minute und sieben Sekunden ins Ziel.
Dreijährige schleppt Zug ab
Die lütte Lina hat eine Eisenbahn an der Strippe. Der Zug steht in Wulsdorf in der Waschstraße und soll da raus: Am Tag der offenen Tür der Nordwestbahn ist nichts unmöglich. Da bringt eine Dreijährige auch schon mal eine echte S-Bahn ins Rollen.
„Zieht! Zieht! Zieht!“ Aufs Kommando des Moderators packt die kleine Lina Feller das Tau auf der Schiene, Papa, Mama, Schwester hängen sich mit dran - und die Regio-S-Bahn rollt behäbig aus der Waschanlage hinaus. 120 Tonnen - 120.000 Kilo - gezogen von zwei Kindern mit Eltern? Robert Palm lacht. „Das verblüfft alle, deswegen machen wir das ja“, sagt der Regionalleiter der Nordwestbahn und schüttelt den Kopf. „Unglaublich, wir haben mal kühn kalkuliert, vielleicht kommen 300, 400 Leute zum Gucken auf unser Gelände. Aber nach der ersten Stunde waren unsere 1000 Sicherheitswesten fast alle weg.“ Knapp 2000 Schaulustige - so schätzen die Veranstalter - haben den sommerschönen Sonnabend genutzt, mal hinter die Kulissen des Eisenbahnbetriebs zu blicken, in der Werkstatt einen Zug von unten zu sehen, in einem der 16 neu angeschafften, 90 Meter langen S-Bahn-Triebzüge des Typs „Flirt“ Probe zu sitzen - denn ab Dezember geht diese moderne Version der Regio-S mit WLAN-Anschlüssen, mehr Toiletten und digitalen Extras an den Start. Der Clou des Tages: „Zieh den Zug!“.
Moderator Berlinke lädt Vier-Prsonen-Teams zum Zug-Ziehen ein
Moderator und Eisenbahn-Kenner Matthias Berlinke, sonst Redakteur der NORDSEE-ZEITUNG, holt ein 4-Personen-Team nach dem anderen an die Taue, feuert an, stoppt die Zeit für 20 Meter Zug-Ziehen. Werkstattleiter Ralf Heers lüftet das Geheimnis, wie 120 Tonnen von nur vier Menschen bewegt werden: „Weil die Metallräder auf Schienen nur eine Auflagefläche von der Größe eines Fingernagels haben, da braucht es wenig Energie, um große Massen zu bewegen.“ Martin Feller vergießt kein Tröpfchen Schweiß, als er mit seinen Töchtern und seiner Frau den Koloss in 1:07 Minuten ins Ziel hievt. „Det is‘ ja lustig“, berlinert der 34-Jährige, der in Nordholz als Fluggerätemechaniker arbeitet. „Ick fahre viel Bahn, aber man weiß ja nicht, wie det allet funktioniert. Super, die vielen Eindrücke hier.“

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Scharen von Besuchern nutzen die Chance, einen Blick hinter die Kulissen des S-Bahn-Betriebs zu werfen. In der Werkstatt können die Triebzüge auch mal von unten besichtigt werden.

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Großer Andrang beim Wettbewerb "Zieh den Zug": Auch Familie Grambo aus Wulsdorf tritt an, an zwei Tauen den 120 Tonnen schweren Triebwagen von der Stelle zu bewegen.

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Hier kann man zusehen, wie ein Zug in der Waschstraße geschrubbt wird.

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Werkstattleiter Ralf Heers (links) im Gespräch mit NZ-Reporter Matthias Berlinke.

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In der Werkstatt konnten die Triebzüge auch von unten besichtigt werden.

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Familie Gottschalk - mit Lisa und Frank sowie den Kindern Runa (6) und Svari (2) packen beim Zugzieh-Wettbewerb an.