Beyoncé in Hamburg: Glitzer und ein fliegendes Pferd

Beyoncé in Hamburg: Glitzer und ein fliegendes Pferd

Beyoncé singt vor 50.000 Fans im Hamburger Volksparkstadion. Das begeisterte Publikum tobt zu Elektro-Beats und den neuen Liedern der Sängerin. Zum Finale schwebt die Sängerin engelsgleich auf einem Pferd umher.

Glitzer und ein fliegendes Pferd

Beyoncé singt vor 50.000 Fans im Volksparkstadion - Menge tobt zu Elektro-Beats

Man könnte jetzt auch einfach den ganzen Abend im Kreis fahren. Der Shuttle, der uns von der S-Bahn-Station Stellingen zum Volksparkstadion bringt, ist der reinste Party-Bus. Kurz bevor die Türen sich schlossen, stieg eine besonders bunte Truppe ein. Männer mit bauchfreien Tops und Fächern in der Hand, Frauen in Glitzer und Pailletten-Outfits - so gut gekleidet und duftend ist das Publikum sonst nirgends. Und während der Bus sich langsam den Weg bahnt, singen sie voller Inbrunst: „I’m dangerously in love with you“.

Ja, sie ist groß, die Fan-Liebe! Auf der Bühne des ausverkauften Volksparkstadions steht an diesem Mittwochabend nämlich keine geringere als Beyoncé Giselle Knowles-Carter, R’n’B- und Pop-Sängerin, Weltstar, Rekord-Grammy-Gewinnerin und Stilikone. Fünf Jahre nach der gemeinsamen Tour mit ihrem Mann Jay-Z ist Queen B wieder in Deutschland zu sehen und hat den 50.000 Fans eine Show der Superlative mitgebracht: über 30 Songs in zweieinhalb Stunden, ein überragendes Bühnenbild und ein fliegendes Pferd.

Eröffnung mit „Dangerously In Love“

Unterteilt ist die Show in sieben Kapitel. Im „Opening Act“ widmet Beyoncé sich zunächst dem klassischen R’n’B und den sanften Soulstücken, mit denen sie bekannt wurde. Umwerfend sieht die 41-Jährige aus, wie sie im roten Minikleid mit passendem Kapuzen-Cape und Abendhandschuhen dasteht und den Abend mit „Dangerously In Love“ von ihrer früheren Band Destiny’s Child eröffnet.

In der Leinwand hinter ihr öffnet sich bald ein rundes Tor und gibt den Blick frei auf eine siebenstöckige Showtreppe, auf der Beyoncés Liveband Platz findet. Saxofon, Trompete, Posaune, aber auch vier Backgroundsängerinnen gehören dazu. Die Kostüme, die Treppe selbst, alles glitzert. Auch der silberne Flügel, auf dem Beyoncé für „River Deep, Mountain High“ Platz nimmt - ihr Tribut an die kürzlich verstorbene Tina Turner. Beyoncés Stimmvolumen ist beeindruckend, jeder Ton sitzt. Und doch will in diesem ruhigen Akt nicht wirklich Stimmung aufkommen.

Sängerin teilt sich Bühne mit 21 Tänzern

Mit dem zweiten Akt „Renaissance“ ändert sich das schlagartig. Die Band ist verschwunden, dafür teilt Beyoncé sich die Bühne jetzt mit 21 Tänzerinnen und Tänzern. Zu den mitreißenden Elektro-Beats von Songs wie „I’m That Girl“, „Cozy“ und „Alien Superstar“ tanzen sie Choreografien von Star-Choreografin Fatima Robinson. Die Menge tobt.

Die meisten Stücke des Abends stammen von Beyoncés Album „Renaissance“, das vergangenes Jahr veröffentlicht wurde. War der von Unterdrückung und Betrug handelnde Vorgänger „Lemonade“ noch ein Ermutigungsalbum für (schwarze) Mädchen und Frauen, ist „Renaissance“ eine Verbeugung vor der queeren Community. Ob das nicht irgendwie auch kulturelle Aneignung ist und warum Beyoncé Anfang des Jahres für 24 Millionen Dollar ein Privatkonzert in Dubai gab, wo Homosexualität strafbar ist - diese Fragen müssen ein anderes Mal geklärt werden.

Kapitel für Kapitel singt Beyoncé sich so durch den Abend - in einem beachtlichen Tempo, denn manche Songs werden nur kurz angespielt. In „Motherboard“ widmet sie sich House und Disco, in „Opulence“ fährt sie zu „Black Parade“ mit einem silbernen Panzer über die Bühne und „Mind Control“ ist mit Songs wie „America’s Got A Problem“ ein politisches Kapitel. Hip-Hop, Soul, R’n’B - musikalisch ist alles dabei.

Tänzer überbrücken lange Umziehpausen

Die zum Teil doch sehr langen Umziehpausen überbrücken die Tänzerinnen und Tänzer zu Musik vom Band. Denn natürlich wechselt Beyoncé immer wieder das Outfit. Überhaupt ist die ganze Show bis ins kleinste Detail perfekt inszeniert und das ist dann vielleicht auch der einzige Kritikpunkt: An manchen Stellen wirkt die Show ein bisschen zu perfekt und durchchoreografiert. Beyoncé bleibt irgendwie unnahbar, macht nur wenige Ansagen. Und hat man sie auf der Leinwand bewusst eine Konfektionsgröße schmaler gemacht?

Wie auch immer, zu Ende geht der Abend mit der Zugabe „Summer Renassaince“, eine Neuauflage von Donna Summers 1978 erschienener Schwulenhymne „I Feel Love“. Beyoncé steigt auf das Discokugel-Pferd vom Albumcover und schwebt durchs Rund. Was für ein Spektakel. (yvo)

Ihr Autor

Nadine Wenzlick

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Erstellt:
22.06.2023, 18:08 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 01sec

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