Transporter zuvor stillgelegt
Das Erkunden von „Lost Places“, also verlassener Orte, und „OKF - Ortskontrollfahrten“, umgangssprachlich für ein zielloses Herumfahren, soll zu den gemeinsamen Freizeitbeschäftigungen des mutmaßlichen Brandstifter-Trios aus dem Kreis Rotenburg gehört haben. So schilderte es der 22 Jahre alte Angeklagte am Montag beim Prozessauftakt am Landgericht Verden. Ob sie unterwegs Autos abgefackelt haben, muss die 2. Große Strafkammer klären. Dabei helfen sollen 35 Zeugen, von denen die ersten am Montag ausgesagt haben.
Es ging um die laut Anklage ersten beiden Taten im Februar und Oktober 2022. Diese sollen nur die beiden 24 und 26 Jahre alten Angeklagten aus Rotenburg verübt haben. Der 22-Jährige soll ab der dritten Tat im Dezember 2022 mitgemacht haben, bestreitet jedoch jegliche Tatbeteiligung (wie bereits berichtet).
Unfreiwillig das Fahrzeug in Stuckenborstel geparkt
Der Eigentümer des Kleintransporters aus einem der sechs Fälle berichtete, dass er unfreiwillig seinen VW T4 auf einem Pendlerparkplatz an der Autobahnabfahrt Stuckenborstel abstellen musste.
Knapp eine Woche vor dem Brand sei er im Rahmen einer allgemeinen Verkehrskontrolle „rausgezogen“ und das Fahrzeug vor Ort stillgelegt worden. „Es gab Probleme mit der Versicherung“, sagte der 23-Jährige aus Rotenburg vor Gericht.
Anscheinend viele Dokumente im Wagen
„Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn da wegholen darf“, so der Zeuge. Zwei Tage vor dem Brand habe er noch „ein paar Dokumente rausgeholt“ und den Transporter hinterher „definitiv abgeschlossen“. Später in seiner Aussage sagte er, dass sich zum Zeitpunkt des Brandes unter anderem noch Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief, diese auch von zwei weiteren Fahrzeugen, im Transporter befunden hätten. Außerdem der Gesellenbrief des Kraftfahrzeugmechatronikers, im Kofferraum ein Motor samt Getriebe sowie etwas Werkzeug. Bezahlt habe er zirka sechs Monate zuvor 4.300 Euro für das rund 20 Jahre alte Fahrzeug ohne TÜV. Es sei aber von ihm komplett fertig gemacht worden. Nur die neue Plakette fehlte noch.
Rechnung für den Feuerwehreinsatz
Wegen seines Pflichtversicherungsverstoßes sei er am Amtsgericht Rotenburg zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die er nicht bezifferte. Nach dem Brand habe er dann noch die Feuerwehrrechnung in Höhe von knapp 1.600 Euro begleichen müssen. In der Anklage wird der Schaden mit 18.000 Euro beziffert.
Offenbar auf demselben Parkplatz ging am 30. Oktober 2022 ein Maserati in Flammen auf. Hier beziffert die Staatsanwaltschaft Verden den Schaden mit 50.000 Euro. Das Auto sei ebenfalls vollständig ausgebrannt. Zu der Ursache wurde ein Kriminalhauptkommissar gehört, der seinen Dienst in Osterholz verrichtet, aber „nebenbei Brandsachverständiger“ sei.
Keine Hinweise auf einen technischen Defekt
Hinweise auf technische oder elektrische Ursachen habe er nicht gefunden, als er sich den ausgebrannten Maserati vor Ort angesehen habe. Er habe sich den Wagen danach aber „nicht mehr genauer angeguckt“, so der Sachverständige. „Es ist niemand mehr auf mich zugekommen.“ Der Vorsitzende Richter Dr. Andreas Ortmann wirkte erstaunt. „Ich war auch überrascht“, sagte der Zeuge. Ob das Auto irgendwo untergestellt oder bereits verwertet wurde, sei ihm nicht bekannt.
Die Aufklärung der Brandserie im öffentlichen Prozess soll weitergehen: Nächster Termin ist der 5. September um 9 Uhr.