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Aufgrund seiner Hüftprobleme hat Jarelle Reischel einige Spiele verpasst. Er ist nicht der einzige Leistungsträger, der bei den Eisbären noch seinen Rhythmus sucht.
Die Basketball-Profis der Eisbären Bremerhaven müssen sich in der Länderspielpause neu sortieren. Zwei Siege aus sieben Spielen bedeuten den schlechtesten Saisonstart seit dem Erstliga-Abstieg im Jahr 2019. Was bei den Eisbären bislang schiefläuft.
Verletzungsmisere: Trainer Steven Key weist zu Recht darauf hin, dass seine Mannschaft bereits in der Vorbereitung mit Verletzungen zu kämpfen hatte und auch seit Beginn der ProA-Saison noch nicht einmal in Bestbesetzung antreten konnte. Vor allem die Hüftprobleme von Jarelle Reischel, der deswegen die Begegnungen gegen die Gießen 46ers, die ART Giants Düsseldorf und die Tigers Tübingen verpasste, macht den Eisbären zu schaffen. Der Flügelspieler war in der vergangenen Saison mit 16,7 Punkten im Schnitt eine Bank in der Offensive. Aktuell bringt es Reischel - wenn er spielt - auf 12,3 Punkte. Auch Matt Freeman, Daniel Norl, Adrian Breitlauch und Lennard Larysz haben bereits Spiele verpasst. „Es ist schwer, einen Rhythmus zu finden, wenn immer wieder Spieler fehlen. Gerade wenn man eine neue Mannschaft mit vielen neuen Spielern hat. Wir müssen als Mannschaft einen Weg finden, aus dieser Situation herauszukommen“, sagt Key.
Offensive: In der vergangenen Saison waren die Eisbären unter Headcoach Michael Mai und Interimstrainer Allen Ray Smith im Angriff das Powerhouse der ProA. Das Eisbären-Team 2021/2022 legte in der Hauptrunde im Schnitt 96,2 Punkte auf - so viel wie kein anderer Zweitligist. Dass es am Ende nur auf dem letzten Drücker für die Playoffs reichte, steht auf einem anderen Blatt und kostete Mai letztlich den Job. Sein Nachfolger Key ist mit dem Anspruch nach Bremerhaven gekommen, statt auf individuelle Qualität mehr auf Team-Basketball zu setzen. Bislang zeigt sich das in der Offensive zu selten: Mit 75 geworfenen Punkten im Schnitt belegt das Key-Team zurzeit Platz 17 unter 18 ProA-Teams. Auch die Feldwurfquote von 42 Prozent ist nicht die eines Playoff-Kandidaten, was sich auch über die Zahl der Ballverluste sagen lässt (16,1). Key räumt ein, dass er zu diesem Zeitpunkt der Saison schon weiter sein wollte: „Die Chemie innerhalb des Teams ist noch nicht so, wie wir es uns erhofft hatten.“
Verteidigung: Auch wenn die letzten beiden Spiele vor der Länderspielpause (69:88 gegen die Artland Dragons und 76:99 in Hagen) anderes vermuten lassen - die Eisbären haben unter Key bereits gezeigt, dass sie besser verteidigen können als die Mannschaft aus der vorherigen Spielzeit, die für die zweitschwächte Defensive der ProA stand. Wer Gegner wie die Gießen 46ers, Rasta Vechta, Medipolis SC Jena und Vizemeister Tübingen bei um die 70 Punkte halten kann, wird in den meisten Spielen eine Siegchance haben. „Wir versuchen, unsere Identität zu finden. Teilweise hat das schon gut ausgesehen“, erklärt Key. Rückschläge wie gegen Düsseldorf, Quakenbrück und Hagen passen allerdings nicht ins Bild, weil die Eisbären in diesen Begegnungen früh uneinholbar zurücklagen und es nur noch um die Höhe der Niederlage ging.
Personal: Es ist keine Überraschung, dass mit Robert Oehle (12,6 Punkte) und Jarelle Reischel (12,3) zwei Spieler des letztjährigen Kaders die Topwerfer bei den Eisbären sind. Von den Neuzugängen, die Key in seiner Funktion als Sportdirektor nach Bremerhaven lotsen konnte, hat keiner durchgehend überzeugt - auch Rückkehrer Adrian Breitlauch nicht, der nach seinem Aufenthalt in Ruanda erst spät zum Team gestoßen ist. Am ehesten konnte noch Scharfschütze Matt Frierson, der aus der 1. Regionalliga gekommen ist, die Erwartungen erfüllen. Der spanische Center Bernat Vanaclocha Sanchez kommt wegen Fußproblemen kaum über Kurzeinsätze hinaus, so dass mit Chris Hooper, Robert Oehle und Matt Freeman nur drei Spieler für die großen Positionen zur Verfügung stehen. Unter den Körben personell nachzulegen, wäre sinnvoll.

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Coach Steven Key im Gespräch mit Spielmacher Simon Krajcovic. Die Neuzugänge der Eisbären konnten nicht durchgehend überzeugen.
Jugendstil: Key hat seine Ankündigung wahr gemacht, dass er den Talenten aus dem eigenen Nachwuchs - Leistung vorausgesetzt - eine Chance geben würde. Davon profitieren der zurzeit verletzte Carlo Meyer (8:38 Minuten im Schnitt), Luca Merkel (15:19) und Johannes Heiken (7:40) - auch wenn der neue Jugendstil mit der Verletzungsmisere zusammenhängt. Der Eisbären-Coach weiß aber auch: „Die Saison ist noch lang, wir werden die Jungs brauchen. Aber sie sind noch nicht bereit, in der ProA zu spielen. In unserer Situation können sie uns nicht helfen. Und es wäre unfair, das zu erwarten.“
Ausblick: Nach der Länderspielpause, in der nur der slowakische Nationalspieler Simon Krajcovic ein paar Tage fehlen wird, treffen die Eisbären als Tabellen-15. auf drei Gegner, die noch unter ihnen stehen. Am Sonntag, 20. November, geht es zu den Gladiators Trier (17 Uhr, Platz 16). Schlusslicht Panthers Schwenningen ist am Sonnabend, 26. November, in der Stadthalle zu Gast (19 Uhr). Anschließend steht am Sonntag, 4. Dezember, das Duell bei den Bayer Giants Leverkusen bevor (16 Uhr). Für die Eisbären bieten diese Spiele die Chance, Boden gutzumachen. Sie bergen aber auch das Risiko, gegen Konkurrenz aus dem Tabellenkeller tiefer in die Krise zu rutschen.