Kreistag will weniger Wölfe
Susanne Berghoff stand allein auf weiter Flur. Die Vertreterin der Tierschutzpartei hielt im Kreistag ein Plädoyer für ein Miteinander mit dem Wolf. Wölfe dürften weder erschossen werden noch habe es wirklich Attacken auf Weidetiere direkt am Deich gegeben, behauptete sie, das sei alles populistische und perfide Angstmacherei. Das sahen allerdings nahezu alle Kreispolitiker anders. Mit großer Mehrheit stellte sich der Kreistag hinter die „Auricher Erklärung“, mit der Anfang April zwölf Jägerschaften aus den Küstenregionen in Niedersachsen und Bremen ihrem Unmut über die Wolfs-Politik Luft gemacht.
Der Wolf, der sich vor etwa 15 Jahren wieder in Deutschland angesiedelt hat, ist EU-weit streng geschützt. Seit 1979. Inzwischen aber gebe es deutschlandweit wieder 1800 Wölfe, der strenge Schutz sei schon nicht mehr nötig, um die Art zu schützen, argumentieren die Jäger. Das Raubtier, das in der Natur keine Feinde habe, vermehre sich rasant, es habe zahllose Schafe und Rinder gerissen, die friedlich draußen auf der Weide grasten, es verliere zunehmend seine Scheu vor den Menschen. Ihr Fazit: Der Wolfsbestand in Deutschland muss endlich reguliert werden.
In der „Auricher Erklärung“, die zehn Jägerschaften entlang der Nordseeküste sowie die beiden Landesjägerschaften Niedersachsen und Bremen formuliert haben, fordern sie ein Management des Wolfsbestands. Das müsse einerseits auf regionale Besonderheiten Rücksicht nehmen und andererseits mit dem Europarecht konform gehen.
„Wolfsfreie Zonen“ an der Küste?
An beiden Fronten wollen die Jäger kämpfen. Zu den regionalen Besonderheiten an der Küste zählen sie den Deich. Und Deichsicherheit und Deichschutz seien an der Küste zunehmend bedroht, weil immer weniger Schäfer bereit seien, ihre Tiere der Gefahr einer Wolfsattacke auszusetzen. Deshalb fordern die Jäger wolfsfreie Zonen an den Deichen und in küstennahen Landkreisen. Und sie wollen, dass Deichsicherheit und Deichschutz Vorrang vor dem Schutzstatus des Wolfes bekommt.
Überhaupt wollen sie den strengen Schutz, unter dem das Raubtier steht, aufweichen. Deshalb fordern sie Niedersachsen auf, sich der Initiative von sechs Bundesländern anzuschließen, die eine EU-weite Überprüfung des Schutzstatus des Wolfes starten wollen.
„Wolfschutz am Deich kaum praktikabel“
Alles Dinge, die aus Sicht der CDU-FDP-Gruppe im Kreistag dringend notwendig sind. Die Wiederansiedlung des Wolfes in Deutschland sei keine Erfolgsgeschichte, sagte der CDU-Politiker Dr. Denis Ugurcu, „sie ist für die Bevölkerung wie für den Küstenschutz unzumutbar“. Gerade an den Deichen könne man den Wolf nur schlecht von den Weidetieren weghalten, „das ist alles nicht praktikabel“. Lauritz Grote (Bürgerliche Alternative) unterstrich das. Es sei die Pflicht des Staates, das Eigentum und das Leben der Tiere zu schützen, argumentierte der frühere AfD-Mann.
Auch die SPD sprach sich für die „Auricher Erklärung“ aus. „Es geht darum, ein Zeichen zu setzen, dass wir an der Seite der betroffenen Tierhalter stehen“, machte Gunnar Böltes deutlich. Der SPD-Politiker unterstrich aber auch, dass es im Kreis Cuxhaven bislang keine Sicherheitsprobleme mit Wölfen gab. Ein weitergehender Antrag der CDU, die kreisweit ein Monitoring mit Kameras einführen wollte, um die Verbreitung der Wölfe zu dokumentieren, ging der SPD offenbar zu weit. Der Antrag wurde erst mal in die Ausschüsse verwiesen.

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Landrat Thorsten Krüger (SPD) stellt die Kreisverwaltung in der Spitze neu auf.
Neues Kreisdezernat
Die Verwaltungsspitze des Kreises wird neu strukturiert – und bekommt einen zusätzlichen Dezernenten, der für den Internen Service (Personal und Organisation) zuständig sein wird. Zusätzliches Geld kostet das nicht, stattdessen wird eine A16-Stelle in eine Beamtenstelle auf Zeit (B4) umgewandelt. Auch Amtsleiter wird es künftig nicht mehr geben, nur Team- und Bereichsleiter. Die Dezernentenstelle soll baldmöglichst ausgeschrieben und mit einem Voll-Juristen oder einer Voll-Juristin besetzt werden. Bislang gibt es drei Dezernenten: Michael Take ist für Finanzen und Personal zuständig, Friedhelm Ottens für Soziales, Schulen, Kultur und Babette Bammann für Bauaufsicht, Regionalplanung, Wasserwirtschaft und Naturschutz. Künftig werden dem Landrat selbst auch Aufgaben zugeordnet: Rechnungsprüfung, Gleichstellung sowie Nachhaltigkeit/Klimaschutz.