Das Landgericht in Bremen: Hier wird der Tod von Ekaterina B. untersucht.

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Das Landgericht in Bremen: Hier wird der Tod von Ekaterina B. untersucht.

Mordprozess Ekaterina B.: Schwiegermutter sagt erneut aus

Das Landgericht Bremen verhandelt den Mord an Ekaterina B. Aussagen will erneut die Schwiegermutter. Sie hat sich selbst beschuldigt, die Mörderin zu sein.

Mordprozess Ekaterina B.: Als Zeugin vor Gericht - Anwalt begleitet 66-Jährige

Überraschend hat die Schwiegermutter von Ekaterina B. im Oktober ausgesagt, die junge Frau getötet und zerteilt zu haben. Gericht und Staatsanwaltschaft schenken dem Geständnis aber keinen Glauben. Nun will die 66-Jährige erneut aussagen vor Gericht.

„Kinder“, sagte sie einmal, „haben bei mir immer Vorfahrt.“ Will die 66-Jährige deshalb die Schuld auf sich laden, ihre Schwiegertochter erwürgt und den Leichnam zerteilt zu haben? Damit ihr Sohn aus der Haft entlassen wird und er wieder mit der kleinen Tochter, ihrer geliebten Enkelin, zusammen leben kann?

Vor dem Landgericht konnte sich niemand an einen vergleichbaren Fall erinnern, dass ein Zeuge sich während seiner Aussage selbst beschuldigt, einen Mord begangen zu haben. Die 66-Jährige wurde trotz ihrer Aussage nicht verhaftet, weil die Staatsanwaltschaft weiter vom dringenden Tatverdacht gegen den Sohn ausgeht. Die Aussagen der Mutter seien mehrfach widersprüchlich zu ihren bisherigen Aussagen und zu den Ergebnissen der Ermittlungen, begründete das der Anklagevertreter.

Die Schwiegermutter und ihr Anwalt hatten damit offenbar nicht gerechnet. Strafverteidiger Bernd Fiessler verlangte, gegen seine Mandantin zu ermitteln. „Sie hat gesagt, sie hat einen Menschen getötet.“ Aber das Gericht blieb dabei, die Frau als Zeugin hören zu wollen. Die Befragung der 66-Jährigen sei ja auch noch gar nicht beendet, so der Staatsanwalt. Erst danach könne überhaupt festgestellt werden, ob oder welche Tat sie begangen haben könnte - einen Mord oder vor Gericht falsch ausgesagt zu haben.

Prozessbeteiligte zweifeln das Geständnis an

Als das Schwurgericht die Befragung der Frau dann Anfang November fortsetzen wollte, war ihre weitere Aussage mit Spannung erwartet worden, denn mehrere Prozessbeteiligte hatten inzwischen Zweifel am Geständnis geäußert. Ihr Anwalt gab der 66-Jährigen aber schließlich den Rat, vorerst besser gar nichts mehr zu sagen. Als Zeugenbeistand hat er nicht das Recht, die Ermittlungsakten einzusehen. Wäre seine Mandantin aber Beschuldigte, dann schon.

Warum sie nun doch weitere Angaben machen will, das teilte die Frau dem Gericht offenbar in einem mehrseitigen handgeschriebenen Brief mit. Die öffentliche Befragung vor Gericht soll am Mittwoch den ganzen Tag über dauern. Als Sachverständiger wird auch der Hamburger Rechtsmediziner wieder erwartet.

Der spektakuläre Indizienprozess läuft bereits seit August und soll noch bis mindestens März kommenden Jahres andauern. Die Staatsanwaltschaft will den Beweis führen, dass der 46 Jahre alte Ehemann Ekaterina B. erst betäubt und sie dann erwürgt hat.

Unter Tränen hatte die Mutter des Angeklagten im Oktober vor Gericht geschluchzt: „Es tut mir so leid, es tut mir so leid.“ Sie habe ihre Schwiegertochter in deren Haus erwürgt, die Leiche vom Sofa auf ein Bettlaken gerollt und über die Terrasse in die Garage geschleppt haben. „Die muss weg“ – nur dieser Gedanke habe sie beschäftigt, deshalb habe sie die Leiche am nächsten Tag in der Garage zerteilt. Ihr Sohn habe nichts gewusst davon, habe dann aber mit ihr zusammen den Koffer mit der Getöteten darin und einen Müllbeutel, in dem ein Oberschenkel verpackt war, bei Bramel in die Geeste geworfen. Dort fand die Polizei nach der Aussage tatsächlich den Sack mit dem letzten bis dahin fehlenden Leichenteil im Wasser.

Sie wolle dem Grauen endlich ein Ende bereiten, sagte die Frau auf die Frage, warum sie mehr als ein halbes Jahr nichts gesagt habe. Sie habe die 32-Jährige geliebt wie eine eigene Tochter, sie sei die Mutter ihrer geliebten Enkelin, ihr Sohn habe seine Frau immer geliebt, sagte die Frau aus. Aber auch Mutter und Sohn sollen zeitlebens ein sehr inniges Verhältnis gehabt haben.

Schwiegermutter sagt erneut

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Erstellt:
27.12.2022, 16:07 Uhr
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