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Die Turmhaube der havarierten und abgebrochenen Nordmole ist auf dem Tonnenhof des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes eingelagert.
Jetzt entscheidet sich, was Bauschutt ist
Der Turm der Nordmole, die Rogge-Hallen, das Nordsee-Museum: In Bremerhaven verschwand schon viel Prägendes - mit dem Versprechen, dass es irgendwann mal wieder zu sehen ist. Wir haben recherchiert, was wo eingelagert ist - und wie es darum steht.
Die leicht zerdellte Haube des Molenturms steht nach ihrer komplizierten Bergung mitten auf dem Tonnenhof. Noch. Denn auch dort soll die Kuppel wieder verschwinden. Vom Turm könnten doch noch viele Bruchstücke im Bauschutt enden.
Den Oberbürgermeister erreichte gerade erst die durchaus ernst gemeinte Anfrage, ob der Turm nicht schon früher als die Mole wieder aufgebaut werden könnte. Vor dem Historischen Museum etwa oder am Neuen Hafen oder sonstwo, wo sich die Arbeiten touristisch vermarkten ließen mit Grundsteinlegung, Richtfest und Fertigstellung und dann dem spektakulären Umzug in einem Stück auf die neue Mole Ende 2025. Von derartigen Werbeeffekten im Umgang mit dem „schiefen Turm“ hält Melf Grantz aber offenbar wenig: die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung sei für den Turm zuständig, Bremenports für die Mole, lässt er ausrichten.
Arnold Kröger vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee (WSA) bestätigt indes, dass am vergangenen Dienstag Gespräche darüber geführt wurden, auch die auf dem Tonnenhof eingelagerten Reste des Turms an Bremenports abzugeben. Fenster, Türen, Holz und Bleche wurden vom Abrissbagger beiseite geschafft und liegen nun in einer Halle, draußen davor steht die einst prächtige rote und mehr als 100 Jahre alte Kuppel mit dem sie umgebenden Geländer vom Leuchtturm. Die Steine des Turms wurden aufs frühere Flugplatz-Gelände geschafft, wo Denkmalschützer sie in der kommenden Woche begutachten und über die Rekonstruktion beraten wollen. „Wir müssen sehen, was erhaltenswert und was Bauschutt ist“, sagt Landesdenkmalpfleger Prof. Dr. Georg Skalecki. Bremenports-Sprecher Holger Bruns will nicht ausschließen, dass für einen Nachbau komplett neue Steine verwendet werden müssen. Sie könne man aber so brennen, dass sie mit dem Original identisch seien.
Demnächst in Halle am Überseehafen gebracht
Bruns weiß auch, dass die Kuppel und die anderen Reste vom Tonnenhof demnächst in eine Halle am Überseehafen gebracht werden sollen. Ein genauer Termin stehe noch nicht fest. Aber in der Halle könne der Kopf des Turms später auch aufbereitet werden.
Der Idee, den Turm- dem Molenbau vorzuziehen, erteilt er aber eine Absage. „Das würde einen erheblichen weiteren Planungsaufwand und zusätzliche Kosten bedeuten, ohne dass es einen tatsächlichen Effekt hätte“, sagt er. Auch Skalecki sagt, er sei nicht beeindruckt von der Idee, den Turm „am falschen Ort“ zu bauen und ihn mit hohem Aufwand auf die Mole zu setzen.
Er verstehe den Wunsch, das Bremerhavener Wahrzeichen bis zum Wiederaufbau auf der neuen Nordmole für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sagt Grantz. „Ich erwarte, dass die Verantwortlichen das maritime Erbe in ihrem Eigentum für die Nachwelt pflegen und erhalten.“ Vielleicht könne das Deutsche Schifffahrtsmuseum die Kuppel zeigen. „Der Bund müsste das gegebenenfalls mit Bremenports prüfen.“
Der Neubau der Mole und der Wiederaufbau des Turms werde mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit begleitet, verspricht Bruns. Der nach der Schieflage von einem Spezial-Unternehmen erstellte digitale Zwilling des Turms sei bald fertig, und auch die künftige Situation an der Geesteeinfahrt mit dem neuen Sperrwerk könne bald als Simulation präsentiert werden.
Die historische Linse des Molenturms wird aber vermutlich beim WSA bleiben, bis sie der Schifffahrt aus dem Neubau wieder den Weg weist. Aufpoliert steht sie in der Werkstatt für Nachrichtentechnik.

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Fenster, Türen, Holz und Bleche: Die Reste des Molenturms lagern in einer Halle des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes.

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Die historische Linse des Molenturms wurde in der Abteilung für Nachrichtentechnik schon aufpoliert.

© NZ-Archiv
Die Nordmole in ihren besten Jahren - aufgenommen 1927.