Eine Minute vor Ende der Verlängerung griff Pinguins-Trainer Thomas Popiesch in die Trickkiste: Er nahm Torwart Maximilian Franzreb vom Eis und schickte dafür einen vierten Feldspieler rauf. Dieser risikoreiche Kniff wurde zwar nicht belohnt - aber auch nicht bestraft. Und am Ende setzten sich die Bremerhavener doch noch mit 4:3 (1:1, 0:1, 2:1, 0:0, 1:0) nach Penaltyschießen durch, weil Topcenter Ziga Jeglic und Kapitän Jan Urbas trafen und Franzreb alle Augsburger Schüsse parierte.
„Wir haben ja schon häufiger gesagt, dass es eine Option ist, wenn die Spieler frisch sind und man Scheibenbesitz hat. Wir wollten es einfach versuchen. Ich denke, es waren die richtigen Spieler auf dem Eis. Und dann ist es eine Sache des Abwägens“, erklärte Popiesch seinen Schachzug. „Ich hätte heute eher das Gefühl gehabt, dass uns das Penaltyschießen nicht liegt. Da muss man so ein bisschen die Prozente abwägen - aber dann hat es ja doch auch im Penaltyschießen gereicht.“ Für die Pinguins ging es im 42. Saisonspiel erst zum zweiten Mal ins Penaltyschießen.
Nicht nur die 4.226 Zuschauer in der Eisarena überraschte der 57-Jährige, sondern auch seinen Schlussmann. „Eigentlich hatte ich ehrlicherweise nicht so ein gutes Gefühl dabei. Den Jungs ist davor ab und zu mal die Scheibe über den Schläger gesprungen. Und in der Overtime waren wir mehr bei uns im Drittel“, gab Franzreb einen Einblick in seine Gedanken. „Aber am Ende haben wir es ganz o.k. gespielt.“
Schnelle Führung durch Jeglic
Dass es am Ende überhaupt so spannend wurde und der Kniff zur Anwendung kam, hatte sich die Mannschaft selbst anzukreiden. Sie erwischte einen Start nach Maß. Bereits nach 34 Sekunden brachte Jeglic die Bremerhavener in Führung. Doch der eigentlich positive Aspekt schien sich ins Gegenteil umzukehren. „Ich glaube, wir haben nach dem schnellen 1:0 gedacht, das wird so ein bisschen ein Selbstläufer. Dann hat man gesehen, dass Augsburg sehr gut gespielt hat. Ich hatte so ein bisschen das Gefühl, dass der ein oder andere nicht nervös, aber nicht so im Spiel drin war“, analysierte auch Coach Popiesch. „Das mag auch daran liegen, dass wir in den letzten 14 Tagen nur ein Spiel hatten und ein bisschen aus dem Rhythmus waren.“
Pinguins gegen Augsburg
Eindrücke vom Spiel des 45. Spieltags der DEL zwischen den Fischtown Pinguins und den Augsburg Panthers.
Die abstiegsbedrohten Augsburger zeigten sich nicht geschockt, sondern kämpften wie erwartet um jeden Zentimeter. Dennoch hatten die Pinguins weitere Möglichkeiten, den Vorsprung auszubauen, sie ließen jedoch zwei Überzahl-Situation ungenutzt verstreichen. Kaum komplett, netzten dann die Panther durch Marcel Barinka (16.) zum Ausgleich ein.
Pinguins geraten in Rückstand
Auch eingangs des zweiten Abschnitts wollte es im Powerplay nicht für die Hausherren klappen - und plötzlich führten die Gäste. David Warsofsky nahm sich ein Herz und überwand Franzreb mit einem strammen Schuss in den Winkel zum 1:2 (27.). Umso bitterer: Kurz zuvor stand Urbas frei vor Gäste-Keeper Markus Keller. Doch der Pinguins-Kapitän wurde fälschlicherweise wegen einer Abseitsposition zurückgepfiffen. „Die kämpfen ums Überleben und wir stehen oben relativ sicher. Klar, man kann immer noch höher, aber am Ende haben wir auch gezeigt, dass wir den Kampf annehmen können“, so Franzreb. „Aber daraus müssen wir lernen, denn das wird uns für die Playoffs weiterhelfen.“
So brachte ein Gewaltschuss von der blauen Linie zum 2:2 (47.) von Abwehrrecke Nicholas B. Jensen doch noch die Erlösung und Niklas Andersen brachte die Pinguins in der 54. Spielminute sogar wieder in Führung. Die Freude wehrte jedoch nur 190 Sekunden. Niklas Länger war auf und davon, konnte von Phillip Bruggisser nur noch durch einen Haken gestoppt werden. Die Schiedsrichter entschieden auf Penalty, den Sebastian Wännström verwandelte. So ging es zunächst in die nervenaufreibende Verlängerung und später ins Penaltyschießen - mit dem glücklicheren Ende für die Pinguins, die sich damit den Extrapunkt sicherten. „Hintenraus sind wir in dem Spiel mit zwei Punkten zufrieden. Die helfen uns schon weiter, um wirklich dranzubleiben, um in den nächsten Wochen um die entscheidenden Plätze mitzuspielen“, sagte Popiesch.
Pinguins - Augsburg 4:3 n. P.
Drittel: 1:1, 0:1, 2:1, 0:0, 1:0.
Tore: 1:0 (0:34) Jeglic (Urbas), 1:1 (15:58) Barinka (Clarke, Kuffner/bei 6-5), 1:2 (26:35) Warsofsky (Johnson, Leblanc), 2:2 (46:42) Jensen (Andersen, Friesen), 3:2 (53:01) Andersen (Friesen, Uher), 3:3 (56:11) Wännström (Penalty), 4:3 (65:00) Jeglic (Penalty).
Strafen: Pinguins: 0 Minuten - Augsburg: 6 Minuten.
Schiedsrichter: Sean MacFarlane, Marian Rohatsch.
Zuschauer: 4.226.