Der Name „Polarstern“ sorgte schon für Verwirrung: vor allem als eine gleichnamige Helgoland-Fähre im Sommer 2008 verunglückte. Thomas Wunderlich erinnert sich schmunzelnd an eine Antarktis-Reise 2011, als er plötzlich auf die Brücke gerufen wurde. Er soll sofort in Deutschland anrufen. Doch das Kreuzfahrtschiff „Polar Star“ war mit knapp 120 Menschen an Bord auf Grund gelaufen, nicht die „Polarstern. Alles in Ordnung, eine Verwechslung, meldete der Kapitän.
„Polarstern“ ist ein exzellenter Eisbrecher
Wenn die „Polarstern“ am Montag, 9. Dezember, ihr 40. Dienstjubiläum feiert, dann hat sie vier Jahrzehnte ohne nennenswerte Schäden hinter sich. Dabei ist sie in extremsten Regionen dieser Erde unterwegs. Das spricht für das Schiff und eine umsichtige Besatzung. Die „Polarstern“ pendelt zwischen Nord- und Südpolarmeer. Ihren 40. feiert sie in der Antarktis.
Expeditionsbetrieb macht das Schiff besonders
Ein leistungsstarker Eisbrecher, eisgängig, mit sehr guten Seegangseigenschaften: So haben die drei „Polarstern“-Kapitäne von der Reederei Laeisz die „Polarstern“ schon beschrieben. Mit 37 Jahren hat das Alfred-Wegener-Institut (AWI) ihr die „MOSAiC“-Expedition zugetraut, bei der sich das Schiff ein Jahr lang festgefroren im Eis durch die zentrale Arktis treiben ließ. Wo tut sich im Eis eine Rinne auf? Können wir diese Route wagen? Was macht das Wetter? Bei allem technologischen Fortschritt ist auf diesem Schiff auch die ganze Erfahrung der Crew gefragt. „Man muss das Eis lesen können“, sagt Wunderlich. Man wisse nie, was kommt, doch genau das macht seinen Beruf so spannend. Auf der „Polarstern“, sagt der Kapitän, weiß man wieder, wofür man Nautik studiert hat.
Viele interessante Menschen auf der „Polarstern“
Zudem macht die Zusammenarbeit mit den Wissenschaftler Spaß, meint Lutz Peine (60), Wachoffizier auf der „Polarstern“ und eines der dienstältesten Besatzungsmitglieder. „Man lernt viele interessante Menschen kennen.“ Er hat sogar seine spätere Frau bei einer Expedition getroffen.

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Lutz Peine ist zwar Seemann, muss aber auf der Polarstern immer mal wieder in den Helikopter steigen, beispielsweise für Eiserkundungen.
Er freut sich, wenn ihn das Schiff in Regionen bringt, die er so noch nicht gesehen hat. „MOSAiC“ war auch für ihn ein besonderes Erlebnis. Er hat die Kräfte der Natur ehrfürchtig bewundert, wenn sich das Eis plötzlich zu Presseisrücken auftürmte. Peine: „Wenn das Eis gegen das Schiff gedrückt hat, hörte sich das an wie ein Vorschlaghammer.“
Klimawandel stimmt auch die Besatzung nachdenklich
Über die Jahre hat Kapitän Wunderlich miterlebt, wie sich die Polarregionen verändern. Die Klimakrise beschäftigt ihn und Kollegen unweigerlich. „Jeder sollte in seinem Leben mal das Eis gesehen haben“, sagt Wunderlich. Dann würden die Menschen besser verstehen, was verloren geht. Bei seinem ersten Einsatz hat der Mann aus dem Spreewald jede Menge Fotos nach Hause gebracht. Mittlerweile nimmt er sich mehr Zeit auf der Brücke, um den Blick schweifen zu lassen und die Natur auf sich wirken zu lassen. Wunderlich hat sich bewusst auf die „Polarstern“ beworben und sich nicht abschrecken lassen, als Kapitän Stefan Schwarze ihm sagte, dass es auf der „Polarstern“ länger dauern würde, die Karriereleiter hinaufzuklettern. Die Frachtschifffahrt von A nach B und wieder nach A, die vermisst er nicht.