REV Bremerhaven kämpft für zweite Eisfläche für den Eishockey-Nachwuchs

REV Bremerhaven kämpft für zweite Eisfläche für den Eishockey-Nachwuchs

Die Ausbildung des Eishockey-Nachwuchses in Bremerhaven soll weiter verbessert werden. Das verhindert jedoch ein infrastrukturelles Problem: Eine zweite Eisfläche fehlt. Dadurch werden sogar Strafzahlungen fällig. Nun tut sich aber eine Chance auf.

REV kämpft um eine zweite Eisfläche

Strafzahlungen wegen zu wenig Eiszeiten für den Eishockey-Nachwuchs in Bremerhaven

Als vor einigen Wochen die Zahlen zur Nachwuchsausbildung im deutschen Eishockey veröffentlicht wurden, bekamen die Fischtown Pinguins drei von fünf möglichen Sternen. Von den 14 Clubs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist das zusammen mit den Grizzlys Wolfsburg die niedrigste Wertung.

Andere Clubs der Liga bekamen dagegen sogar erstmalig das Prädikat „5 Sterne plus“. Diese Auszeichnung erhielten die Eisbären Berlin, die Adler Mannheim, die Düsseldorfer EG und die Kölner Haie. Weitere acht Vereine wurden mit fünf Sternen belohnt, wie die DEL-Konkurrenten Augsburger Panther, der ERC Ingolstadt, die Iserlohn Roosters und die Schwenninger Wild Wings. Und auch die Zweitligisten Dresdener Eislöwen, EV Landshut, Krefeld Pinguine und Eisbären Regensburg.

Fünf-Sterne-Programm wurde 2015 ins Leben gerufen

Daraus zu schließen, dass der Nachwuchs in Bremerhaven nicht vernünftig geschult wird, wäre aber falsch. „Ohne zweite Eisfläche ist es praktisch unmöglich, auf mehr als drei Sterne zu kommen“, sagt Marcus Carl aus dem Vorstand des REV Bremerhaven, dem Stammverein der Pinguins.

Das Fünf-Sterne-Programm haben die DEL und der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) 2015 gemeinsam ins Leben gerufen, um die Ausbildung zu verbessern. Es gibt einen langen Kriterienkatalog, wie man Punkte sammeln kann.

Dazu gehören zum Beispiel die Anzahl der Trainer je Mannschaft, Physiotherapeuten und eigene Kabinen für den Nachwuchs. Vor allem aber geht es um Trainingszeiten. Und die sind an Standorten mit nur einer Eisfläche wie in Bremerhaven begrenzt.

„Eine solche Möglichkeit kommt nicht wieder, wenn man sie jetzt nicht nutzt.“

„Die Eiszeiten für die unteren Teams bis zur U15 bekommen sie hin, aber für einen vierten Stern fehlen bei der U17 die nötigen Eiszeiten - ganz zu schweigen für die U20. Da müssten sie noch mehr freischaufeln“, erklärt Entwicklungsexperte Uli Liebsch, der für die DEL zuständig ist.

Dieses Thema ist für ihn einer von drei Punkten, die den REV daran hindern, mehr Sterne zu bekommen. „Dazu bräuchten sie einen weiteren Trainer. Derzeit haben sie zwei Vollzeit-Stellen, die meisten DEL-Clubs haben drei, einige sogar fünf. Zudem ist es schade, dass die Profis der Pinguins seit Jahren so erfolgreich sind, aber dennoch zu wenig Kinder nachkommen. Da gibt es zu viele Wellen bei der Meldung von Nachwuchsspielern.“

Bremerhaven als Leistungszentrum in Norddeutschland?

Am letzten Punkt arbeitet der Verein hartnäckig. „Nach der Corona-Pandemie haben wir unsere Werbung in den Kindertagesstätten und so weiter verstärkt“, sagt Carl. Doch ein Problem kann er nicht lösen: mehr Eiszeit zu bieten. Und wenn nicht mehr trainiert werden kann, muss (vorerst) auch kein dritter Trainer engagiert werden.

Dabei ist großes Potenzial da. Bremerhaven könnte das Leistungszentrum in Norddeutschland werden. Je höherklassiger die Nachwuchsteams spielen, desto eher gelingt es, ambitionierte Spieler für den Standort zu gewinnen. Diese Entwicklung werde im Kader des DNL3-Teams sichtbar, so REV-Vorstandsmitglied Carl. Hier sind Spieler aus Hamburg, Harsefeld und Bremen aufgrund der sportlichen Perspektive hinzugekommen. Weitere Anfragen aus dem norddeutschen Raum und aus den Niederlanden für Probetrainings erreichen den Club.

Dem Profisport nicht alles unterordnen

Doch dieser hat keinen Puffer mehr. „Wir sind eine Eishockey-Stadt. Mit einer Eisfläche geht das für die Profis, aber wir haben neben dem Nachwuchs auch noch Hobby-Mannschaften, Amateure, Frauen, Eiskunstlauf und öffentlichen Eislauf. Dazu würden wir auch gerne in Zukunft mit Blick auf Inklusion Sledgehockey anbieten“, erklärt Carl.

„Wir müssten das alles auf ein Minimum zurückschrauben, um weiter voranzukommen. Das wollen wir aber als Verein nicht und wir wollen auch nicht nach Bremen ausweichen.“

Damit hat sich der REV anders als zum Beispiel die Iserlohner mit ebenfalls nur einer Eisfläche dazu entschieden, nicht alles dem Profisport komplett unterzuordnen.

Die U20 des REV Bremerhaven spielt in der DNL3 - und braucht deutlich mehr Eiszeiten.

© W. Scheer

Die U20 des REV Bremerhaven spielt in der DNL3 - und braucht deutlich mehr Eiszeiten.

Die Eiszeit für den Eishockey-Nachwuchs ist damit begrenzt. „Die Herausforderung für ansprechende Trainingszeiten werden für die Clubs durch immer mehr Ganztagsschulen noch vergrößert“, gibt auch Uli Liebsch zu und bekräftigt, dass Bremerhaven mit Sicht auf mehr Sterne um eine zweite Eisfläche nicht herumkommt. „Das muss eigentlich passieren. Ich sehe nicht, wie der Verein noch mehr rauskitzeln könnte.“

Die Frage, ob ein Verein drei, vier oder fünf Sterne hat, ist übrigens keine reine Prestigesache. Es geht dabei um viel Geld. Denn das Fünf-Sterne-Programm sieht vereinfacht gesagt vor, dass Vereine, die weniger als vier Sterne haben, Strafe zahlen müssen. Wer vier Sterne hat, zahlt nichts, wer fünf Sterne hat, bekommt Geld aus dem Topf. Wie hoch die Strafe ist, richtet sich nach dem Bruttospieleretat der Profis. Im Fall der Pinguins sind es drei Prozent - geschätzt etwa 100.000 Euro.

Planung eines Um-/Neubaus der Stadthalle

Der REV hat daher rund um die Planung eines Um- oder Neubaus der Stadthalle die Chance genutzt, beim Aufsichtsrat der Stadthalle vorzusprechen, die Probleme zu schildern - und um für eine zweite Eisfläche im Zuge eines möglichen Neubaus zu werben.

Nur so kann auch das Abwandern von talentierten Spielern, die perspektivisch in den DEL-Kader stoßen könnten, verhindert werden. So ist das jüngst verpflichtete Eigengewächs Justin Büsing zwischenzeitlich nach Köln gewechselt.

Eine wohl einmalige Chance

Eine Projektstudie für einen Neubau der Stadthalle auf dem Kaisenplatz liegt bereits vor. Für die reine Arena wird dort allein mit 38,4 Millionen Euro gerechnet. Geht es nach dem REV, könnte der Bau um eine zweite Eisfläche erweitert werden. Ein Vorschlag ist, eine sogenannte Traglufthalle zu errichten. Laut der Firma Duol aus Slowenien belaufen sich die Kosten auf rund 1,75 Millionen Euro. „Wenn man diese Chance verpasst, ist es vorbei“, mahnt Entwicklungsexperte Uli Liebsch. Diese Sorge hat auch der 2. Vorsitzende des REV. „Es gibt natürlich Wichtigeres als eine zweite Eisbahn. Aber eine solche Möglichkeit kommt nicht wieder, wenn man sie jetzt nicht nutzt“, sagt Marcus Carl. „Wir müssen diese Chance jetzt nutzen.“

Marcus Carl, 2. Vorsitzender des REV Bremerhaven
REV Bremerhaven kämpft für zweite Eisfläche für den Eishockey-Nachwuchs

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Erstellt:
29.04.2023, 13:22 Uhr
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