
Die Schilddrüse befindet sich vorn am Hals unterhalb des Kehlkopfs. Wenn sie zu wenig Hormone produziert, wird zum Beispiel die Haut trockener.
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Schilddrüse auf Sparflamme
Die Schilddrüse ist zwar nur klein, hat aber großen Einfluss auf den Körper und das seelische Gleichgewicht. Bei manchen Menschen stellt das Organ aber zu wenig Hormone her. Die positive Nachricht: Die Erkrankung ist gut behandelbar.
In Deutschland leiden rund fünf Prozent der Bevölkerung an einer Unterfunktion der Schilddrüse, fachsprachlich auch Fhyreoidea genannt. Vor allem Frauen und ältere Menschen sind betroffen. Die Ursachse ist hierzulande meist eine chronische Entzündung der Schilddrüse - die sogenannte Hashimoto-Thyreoditis.
Hashimoto war ein japanischer Arzt, der die Erkrankung vor mehr als 100 Jahren erstmals beschrieben hat. „Bei der Hashimoto-Thyreoditis hält das Immunsystem die Schilddrüse für ein fremdes Gewebe und produziert Antikörper, die das Schilddrüsengewebe langfristig zerstören“, erklärt Anja Debrodt, Ärztin im AOK-Bundesverband.
Diverse Entzündungsursachen
Häufig beginnt dies bei hormonellen Umstellungen, zum Beispiel in der Pubertät oder nach den Wechseljahren. Auch eine Infektion kann Auslöser für eine Entzündung sein. Eine Strahlentherapie oder die Entfernung der Schilddrüse können ebenfalls der Grund sein, in seltenen Fällen ist eine Schilddrüsenunterfunktion angeboren. Medikamente können ebenfalls die Produktion von Schilddrüsenhormonen beeinflussen. Daher sollte der Arzt oder die Ärztin immer über alle Medikamente informiert sein, die eingenommen werden.
Schilddrüse produziert wichtige Hormone
Als die zwei wichtigsten Hormone produziert die Schilddrüse: Tetrajodthyronin, auch Thyroxin genannt, und Trijodthyronin, deren freie Formen in die Zellen aus dem Blut aufgenommen werden können, um dort Stoffwechselaktivität zu entfalten.
Werden zu wenig Schilddrüsenhormone hergestellt, verlangsamt sich der Stoffwechsel – die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab, die Reflexe werden schwächer, Haut und Haare werden trockener, die Betroffenen nehmen an Gewicht zu, die Libido nimmt oftmals ab. Viele Patientinnen und Patienten leiden zudem an Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, sie werden zunehmend lethargisch und antriebslos, erläutert Anja Debrodt.
Symptome abklären lassen
„Wer solche Symptome bei sich feststellt, sollte das auf jeden Fall ärztlich abklären lassen“, rät die Medizinerin. „Der Arzt oder die Ärztin tastet die Schilddrüse ab und macht verschiedene Bluttests. Dabei werden die Werte der Schilddrüsenhormone gemessen, aber auch die Werte des Thyroidea-stimulierenden Hormons, TSH genannt. Es wird in der Hirnanhangdrüse produziert und regt die Schilddrüse an, Hormone zu bilden. Ist der TSH-Wert erhöht, kann dies auf eine Schilddrüsenunterfunktion hinweisen.“
Jodmangel vorbeugen
Jodmangel ist ein weiterer Auslöser – denn der Körper benötigt Jod, um Schilddrüsenhormone bilden zu können. In Deutschland ist das zwar inzwischen eine seltene Ursache. Dennoch sollte im Alltag auf das richtige Maß an Jod in der Ernährung geachtet werden. Wer jodiertes Speisesalz verwendet, ist meist schon auf der sicheren Seite. Auch durch den Verzehr von Meeresfisch, Milchprodukten und Eiern kann man unter anderem den täglichen Jodbedarf decken.
Tabletten können Hormon ersetzen
Sind andere Ursachen der Auslöser für eine Unterfunktion, schaffen Medikamente Abhilfe. So wird das fehlende Schilddrüsenhormon Thyroxin durch Tabletten ersetzt. Der Wirkstoff heißt Levothyroxin oder L-Thyroxin. Durch die Einnahme von L-Thyroxin gelangen die Hormonwerte in aller Regel in den Normalbereich, und die Beschwerden verschwinden nach einiger Zeit meist vollständig.
„Empfohlen ist, das Medikament etwa eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit einem Glas Wasser einzunehmen, um so die Aufnahme zu sichern und zu einer stabilen Einstellung des Hormonhaushaltes zu kommen“, sagt Anja Debrodt. Abhängig von der Ursache muss das Medikament dann entweder lebenslang oder nur für eine gewisse Zeit eingenommen werden.
Weitere Informationen zum Thema Hormone finden sich hier:aok.de/pk/hormone