
In Niedersachsen ist die Zahl der HPV-Impfungen von Kindern und Jugendlichen massiv gesunken.
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Schlechte Zahlen: Deutlich weniger HPV-Impfungen bei Jugendlichen
Impfen gegen Krebs - das ist noch weitgehend Zukunftsmusik. Doch gegen Viren, die Krebs auslösen können, kann man schon was machen. Nur: Immer weniger Kinder und Jugendliche in Niedersachsen werden geimpft.
Die Zahl der HPV-Impfungen von Kindern und Jugendlichen gegen Krebs ist nach Daten der Krankenkasse DAK im vergangenen Jahr in Niedersachsen eingebrochen.
Zwar lässt sich Krebs nicht wegimpfen, aber Viren, die Krebs auslösen können. So wie Humane Papillomviren (HPV). Die können Gebärmutterhalskrebs und Krebs im Mund-Rachen-Raum auslösen.
Sonderanalyse ergibt schlechte Zahlen
Im Jahr 2022 wurden insgesamt 31 Prozent weniger Kinder und Jugendliche als ein Jahr zuvor dagegen geimpft. Das hat eine Sonderanalyse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit ergeben. Damit lag das Land deutlich über dem Bundesdurchschnitt - bundesweit lag der Rückgang bei etwa 25 Prozent.
Besonders stark ist der Rückgang bei 15- bis 17-jährigen Jungen. In der Altersgruppe sank die Zahl der HPV-Impfungen im vergangenen Jahr um 44 Prozent. Insgesamt gab es bei den Jungen ein Minus von 37 Prozent, bei Mädchen ging die Zahl der Impfungen 25 Prozent zurück.
Für die Sonderanalyse wurden nach DAK-Angaben Abrechnungsdaten von rund 74.500 bei der DAK-Gesundheit in Niedersachsen versicherten Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren untersucht. Dazu wurden anonymisierte Versichertendaten aus den Jahren 2017 bis 2022 geprüft.
Impf-Offensive gefordert
DAK-Landeschef Dirk Vennekold: „Nach der Corona-Pandemie ist leider der erhoffte Nachholeffekt ausgeblieben.“ Er fordert eine Impf-Offensive.
Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi nannte die Zahlen besorgniserregend. Der SPD-Politiker forderte, verstärkt über HPV-Impfungen zu informieren.
Tatsächlich sind die Rückgänge bei der HPV-Impfung der Analyse zufolge im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 noch ausgeprägter: 2022 erhielten demnach 41 Prozent weniger Kinder und Jugendliche erstmalig eine Impfung gegen Krebs als noch 2019. Auch in diesem Vergleich sanken die Zahlen bei den Jungen (minus 48 Prozent) stärker als bei den Mädchen (minus 33 Prozent). Den stärksten Rückgang gab es bei den 15- bis 17-jährigen Jungen - das Minus lag bei 60 Prozent.