
© AWI/Joachim Hofmann
Stapellauf der etwas anderen Art: Der Nachfolgebau des Forschungskutters „Uthörn“ wurde im August bei der Fassmer Werft in Berne zu Wasser gelassen.
Klimaschonend auf See
Die Schifffahrt heizt mit ihrem CO2-Ausstoß die Klimakrise an. Ein kleines Forschungsschiff des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Bremerhaven, die „Uthörn“, soll zeigen, dass es auch anders geht. Wasserstoff spielt dabei eine Rolle.
Wo ist das neue Forschungsschiff unterwegs?
Die „Uthörn“ wird von den Wissenschaftlern in der Nordsee in der Küstenforschung eingesetzt. Heimathafen ist Helgoland, sie wird aber auch oft in Bremerhaven zu sehen sein. Die „Uthörn“ ist etwa 280 Tage im Jahr auf See. Sie wird auch als Ausbildungsschiff für Studenten genutzt, damit sie den Umgang mit Forschungsgeräten an Bord lernen. Das neue Forschungsschiff soll bis zu fünf Tage auf See bleiben und 1.200 Seemeilen zurücklegen können.
Wodurch zeichnet sich die neue „Uthörn“ aus?
Vor allem dadurch, dass der 35 Meter lange Neubau als erstes deutsches Seeschiff mit einem Methanol-Antrieb ausgestattet wurde. Zwei modifizierte Diesel-Motoren liefern den Strom für zwei elektrische Fahrmotoren. Mit dem Methanol-Antrieb verabschiedet sich die „Uthörn“ von fossilen Brennstoffen, hier von Schiffsdiesel.
Was hat das mit Wasserstoff zu tun?
Aus Wasserstoff wird Methanol synthetisiert. Idee ist, in Bremerhaven mittelfristig eine Methanol-Produktion aufzubauen. Ein Förderantrag läuft. In diesem Modellprojekt soll mit dem regenerativen Strom einer Windkraftanlage im Fischereihafen Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten werden. Das Verfahren wird Elektrolyse genannt. Aus diesem „grünen“ Wasserstoff und dem CO2 aus der nahe gelegenen Kläranlage könnte im nächsten Schritt „grünes“ Methanol entstehen.

© Arnd Hartmann
Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens in Bremerhaven entsteht ein Testfeld für Elektrolyseure zur Wasserstoff-Produktion. Auch die Methanol-Herstellung soll auf dem einstigen Flugplatz aufgebaut werden.
Wieso ist die „Uthörn“ klimaneutral unterwegs?
Da das Methanol für die neue „Uthörn“ aus grünem Wasserstoff und Biomasse hergestellt werden kann, stößt das Forschungsschiff dann nur so viel CO2 aus, wie vorher der Atmosphäre entnommen wurde. Deshalb gilt sie als nahezu klimaneutral.
Ist Methanol die Lösung für die Schifffahrt?
Wohin die Reise bei den Antrieben geht, ist noch nicht ganz klar. Doch die Bestellungen mehren sich. Die dänische Reederei Maersk beispielsweise, eine der größten Container-Reedereien der Welt, hat gerade sechs weitere Containerschiffe mit Methanol-Antrieb bestellt. Zusammen sind es damit 19, allerdings bei einer Flotte von mehr als 700 Schiffen. Die dänische Reederei will bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein. Mit Spaniens Regierung hat Maersk vor ein paar Tagen eine Vereinbarung über die Massenproduktion von „grünem“ Methanol unterzeichnet. Eine Tonne „grünes“ Methanol wurde in diesem Jahr mit mehr als 500 Euro auf dem europäischen Markt gehandelt.

Die Reederei Maersk hat Containerschiffe mit Methanol-Antrieb bestellt.
Bietet Methanol noch mehr Vorteile?
Ja, unter anderem weil bei dessen Verbrennung praktisch keine Rußpartikel in die Luft gelangen. Die neue „Uthörn“ wird umweltfreundlicher und emissionsärmer unterwegs sein.
Die neue „Uthörn“: Vielseitiges Forschungsschiff für die Nordsee
Quelle: AWI