Josef Schuster

Der Präsident Zentralrat der Juden, Josef Schuster, fordert einen nationalen Gedenktag am 9. November für Opfer der Schoah.

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Deutschland und die Welt

Zentralrat der Juden: Streit um den 9. November

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Von Eva Wedemeyer
9. November 2021 // 13:47

Der Zentralrat der Juden hat sich erneut dagegen gewandt, am 9. November mehrerer Ereignisse der deutschen Geschichte gleichzeitig zu gedenken.

Drei bedeutsame Ereignisse

„Der 9. November sollte ein nationaler Gedenktag für die Opfer der Schoa werden“, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am Dienstag in Berlin.

Der Tag steht für drei einschneidende Daten: Am 9. November 1918 rief Philipp Scheidemann die Republik aus. Am 9. November 1938 starteten Nationalsozialisten Pogrome in Deutschland, bei denen Synagogen und jüdische Einrichtungen zerstört und Juden ermordet wurden. Am 9. November 1989 leitete der Fall der Berliner Mauer die deutsche Vereinigung ein.

Reichsprogromnacht im Zentrum

Der Mauerfall sei auch für die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ein glückliches Ereignis, betonte Schuster. Dennoch stehe die Erinnerung an die Reichspogromnacht von 1938 im Zentrum. Gerade jüngere Menschen wüssten immer weniger über die Pogrome, so etwa, dass rund 30 000 Menschen in Konzentrationslager verschleppt worden und 1300 Menschen getötet worden seien.

Tag zum Nachdenken

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte zuvor dazu aufgerufen, den 9. November „als Tag zum Nachdenken über unser Land“ zu begehen. Der 9. November 1918 und 1989 erinnere die Deutschen daran, dass Freiheit und Demokratie nicht vom Himmel gefallen und nicht auf ewig gesichert seien, sagte Steinmeier bei einer Gedenkveranstaltung im Schloss Bellevue. Im Jahr 1938 erinnere er an das Menschheitsverbrechen der Schoah und mahne zu Wachsamkeit und Zivilcourage. „Diese Ambivalenz auszuhalten, Licht und Schatten, Freude und Trauer im Herzen zu tragen, das gehört dazu, wenn man Deutscher ist“, sagte Steinmeier. Beides anzunehmen, Scham und Trauer über die Opfer und Respekt und Wertschätzung für die Wegbereiter unserer Demokratie, darum müsse es gehen. (dpa)