Dirigent Schuster trifft in Freiburg den richtigen Ton

Dirigent Schuster trifft in Freiburg den richtigen Ton

Der SC Freiburg kauft zielgerichtet ein und hat mit den bisherigen Kickern plötzlich ein großes Angebot in der Offensive. Warum das dichte Gerangel alles andere als schlecht ist, erklären wir in Teil 14 unserer Bundesliga-Serie.

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Über 30 Millionen Euro hat der SC Freiburg in neue Spieler investiert. Was hat der Verein vor? Richtig ist, dass es so etwas noch nicht gegeben hat, aber dass diese Summe zu etwas verpflichten würde, sieht man beim Sport-Club überhaupt nicht so.

Denn im Breisgau sind auf allen Ebenen Spezialisten am Werk, die wissen, was geht und was nicht - für die Ergebnisse auf dem Rasen Chefcoach Julian Schuster und sein Trainerteam; für die zielorientierten Einkäufe von Spielern Scouting-Chef Klemens Hartenbach und seine Mitarbeiter; für die Finanzen Vorstand Oliver Leki, der es über Jahre fertigbringt, schwarze Zahlen zu produzieren und mit seiner Crew die Basis schafft für solche Ausgaben oder wie man das in der Branche nennt: Investitionen in Beine.

Wer ist gekommen, wer ist gegangen? Noch ist das Transferfenster offen, was dem SC Freiburg nicht ungelegen kommt. Zwar will man selbst nicht mehr als Käufer agieren, aber Spieler abgeben, die noch Geld in die Kasse spülen, würde man gerne. Für Noah Weißhaupt, der vergangene Saison an den FC St. Pauli ausgeliehen war und dort überzeugte, Michael Gregoritsch und Maximilian Philipp wünscht man sich Vereine, die den Dreien eine Perspektive geben können, die sie im Breisgau nicht mehr haben.

Verlassen haben den Sport-Club Ritsu Doan für 21 Millionen Ablöse zu Eintracht Frankfurt, Kiliann Sildillia für knapp sechs Millionen Ablöse zu PSV Eindhoven und Florent Muslija auf Leihbasis zu Fortuna Düsseldorf. Wenn man die eingenommenen Beträge addiert und es noch weitere Euros für das oben genannte Trio geben sollte, dann ist auch in diesen Geschäften eine schwarze Null denkbar.

Wie sehr schmerzt der Abgang von Doan, der in der Vorsaison bester Freiburger war? Er tut total weh. Der japanische Nationalspieler ist ein Dribbelkönig, ein Meister des sogenannten One-Touch-Fußballs, ein Kicker mit Intuition, als habe er ein drittes Auge für das, was gleich passieren wird. Und er ist ein feiner Kerl Berechtigterweise haben die Fans dem Litz (so spricht man seinen Vornamen) Tränen hinterhergeschickt, aber diese werden trocknen.

Trainer Julian Schuster hat natürlich schon lange weitergedacht. Und plötzlich hat Niklas Beste, der im Winter von Benfica Lissabon geholt wurde, aber nicht zu vielen Einsätzen kam, gute Chancen, endlich seine fußballerischen Fähigkeiten zeigen zu können. Hintergrund: Der Sport-Club spielt gerne mit einem Linksfuß auf der rechten Außenposition.

Was sollen die Neuzugänge bewirken? Gekommen sind: für die Abwehr Philipp Treu (24) vom FC St. Pauli und Anthony Jung (33) von Werder Bremen; fürs Mittelfeld Yuito Suzuki (23) vom dänischen Vizemeister Bröndby IF; für die Offensive Derry Scherhant (22) von Hertha BSC, Cyriaque Irié (20) vom französischen Zweitligisten Troyes und Igor Matanovic (22) von Eintracht Frankfurt.

Stammplatzchancen haben Suzuki und Matanovic, Treu hätte sie wohl gehabt, wenn er sich nicht im Testspiel gegen den Hamburger SV an der Schulter verletzt hätte und auf unbestimmte Zeit ausfällt. Jung gilt als Back-up für Ginter/Lienhart, Scherhant als aussichtsreicher Kandidat im offensiven Mittelfeld, Irié als Versprechen für die Zukunft.

Der Kader ist groß wie nie. Ist das gut oder schlecht für die Stimmung in der Mannschaft? Interessant ist auf jeden Fall, dass das Gerangel plötzlich im Offensivbereich am dichtesten ist. Suzuki sieht sich als Zehner, Johan Manzambi (19), Shootingstar in der Endphase der vergangenen Spielzeit, eigener Einschätzung durchaus auch. Wohin dann mit Merlin Röhl, der allerdings oft mit Verletzungen zu kämpfen hatte? Vincenzo Grifo gilt links als gesetzt, Beste kann rechts wie links. Was macht dann Eren Dinkci, der aus Heidenheim kam, beim Sport-Club nicht recht Fuß fassen konnte, nun aber eine gute Vorbereitung hinlegte?

Und überhaupt gibt es da noch einen Lucas Höler, der gefühlt immer spielt. Den müssen alle auf der Rechnung haben, auch die Angreifer Matanovic und Junior Adamu. Die beiden Sechser Maximilian Eggestein und Patrick Osterhage treffen wohl nur dann auf Konkurrenz in den eigenen Reihen, wenn auch diese Position offensiver gestaltet werden kann oder muss.

Etwa bei Rückständen oder gegen vermeintlich schwächere Gegner in der Europa League. Richtig, da mischen die Freiburger ja auch noch mit – und das voller Lust. Merke also: Ein großer Kader ist gar nicht schlecht und Julian Schuster, gleich in seinem ersten Jahr als Chefcoach zum Trainer des Jahres gewählt, wird das alles schon zu moderieren wissen.

Ihr Autor

Ralf Mittmann

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Erstellt:
11.08.2025, 17:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 16sec

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