„Es wäre besser, wenn sich jede Schicht Pferde leisten könnte“

„Es wäre besser, wenn sich jede Schicht Pferde leisten könnte“

Auf 85 Hektar in Hagen züchtet Familie Lange mit Leidenschaft Hannoveraner Pferde. Was mit dem Zufallskauf der Stute Cheyenne begann, hat sich in nur 13 Jahren zu einem erfolgreichen Zuchtbetrieb entwickelt.

Der Traum vom großen Wurf

Pferdezucht: 15 Hannoveraner und die Leidenschaft der Familie Lange in Hagen

85 Hektar Platz, 15 Pferde und viel Leidenschaft - das ist Familie Lange und ihr Zuchtbetrieb in Hagen. Tessa, veterinärmedizinisch-technische Angestellte und Phillip, gelernter Landwirt, und ihre zwei Kinder leben auf ihrem Hof Albstedt.

Mit Hannoveranern wollen Langes zum Erfolg

Bei den erfolgreichsten Zuchtstuten, die Langes gekauft haben, waren Sie gar nicht auf der Suche. Stute Cheyenne - Friedrich Jahnke-Preis-Gewinnerin - habe zufällig aus der Box geschaut, wie Tessa sagt. Allerdings haben die beiden lieber Erfolg mit eigens gezüchteten Pferden. „Wir sind Fans von Hannoveranern“, sagt Phillip. Alle 15 Pferde auf Langes Hof sind als Hannoveraner eingetragen. „Wenn die Fohlen verkauft und abgeholt werden, muss ich immer heulen“, gesteht die Züchterin.

Zwei Pferde auf einer Wiese.

© Polgesek

Viviano tobt verspielt um Mama Cheyenne herum.

Die Bindung der beiden Tierfreunde zu ihren Pferden sei schon größer als die zu anderen Tieren auf dem Hof. Die ehemalige veterinär-medizinische Angestellte will, dass jedes Pferd in gute Hände geht. Wenn sie sich nicht sicher ist, ob es passt, sagt sie den Verkauf wieder ab.

In „nur“ 13 Jahren Zuchtbetrieb haben Langes schon einiges erreicht. Stolz sagt Phillip: „Wir sind in kurzer Zeit so erfolgreich geworden, das haben andere in Ihrem ganzen Züchterleben nicht geschafft." Ist ein Betrieb erfolgreich, sind das gute Nachrichten für alle: „Wir freuen uns auch riesig, wenn unsere Kollegen Erfolg haben“, sagt Tessa.

Eine Frau untersucht ein Pferd per Ultraschall.

© Polgesek

Tessa Lange verfolgt die Untersuchung bequem über das kompakte Ultraschallgerät am Arm.

Auch bei den Elmloher Reitertagen waren Jungpferde aus der Zucht der Familie Lange dabei. Die Veranstaltung sei für sie jedes Jahr ein Highlight. „Das ist immer wie Weihnachten. Es ist uns schon wichtig, dass unsere Pferde und deren Nachkommen da gut performen“, sagt der gelernte Landwirt.

Leider ist das Züchterleben nicht nur von Erfolgen geprägt. Erst vor kurzen mussten sich Langes von einem Fohlen verabschieden. Nicht nur Tessa und Phillip nimmt der Verlust eines jungen Tieres mit - auch die Fohlenmutter war sichtlich traurig. „Ich sehe das sofort. Wenn das Auge eines Pferdes nicht richtig leuchtet, dann stimmt etwas nicht“, schildert Tessa.

Das Hoffen auf den „großen Wurf“

75 Prozent der Pferde weltweit werden für den Hobbybereich und Amateursport gezüchtet - 25 Prozent für den Profibereich. Das Bestreben der Züchter ist klar: da wird das Geld verdient. „Wir züchten leider nicht nur Kanonen“, sagt Phillip scherzend. Früher gab es noch Käufer für Hobbypferde. Dies könnten sich die Menschen heute nicht mehr leisten, so die beiden Züchter: „Boxenmiete, Tierarztkosten, das ist alles doppelt und dreifach teuer geworden.“

Traurig, aber wahr - kaum ein Züchter kann rein von der Pferdezucht leben. „Hätten wir die anderen Tiere nicht, dann hätten wir rein durch die Pferde nicht genug auskommen“, sagt Phillip. In der Zucht gehe es viel um Reputation: „Du lebst von Zucht und Ehre.“ Ein erfolgreiches Pferd würde für immer mit dem Namen Lange verbunden sein. Dies sei der Traum von vielen Züchtern. „Das, was einen antreibt, sind die Geschichten, die die Pferdewelt schreibt“, so Phillip.

So gehen Langes mit Kritik am Reitsport um

„Die Kritik kommt davon, dass Leute sich dem Tier gegenüber schlecht verhalten. Die gibt es unumstritten“, sagt Phillip. „Dennoch solle nicht alles durch den Dreck gezogen werden“, meint die Züchterin. Aufnahmen in den sozialen Medien würden auch mal aus dem Zusammenhang gerissen: „Wenn ich mit meinem Pferd ausreite, habe ich auch solche Momente.“

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Erstellt:
04.08.2025, 18:19 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 43sec

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