Showdown mit den Eidgenossen
Am Übungsplatz wollte der Bundestrainer am Freitag in Herzogenaurach in aller Ruhe seine Idee für den dritten Sieg im dritten EM-Spiel am Sonntagabend (21 Uhr, ARD) in Frankfurt mit seiner Mannschaft einstudieren.
Die taktische Formation wurde schon auf den Rasen gestellt, verriet danach der Gute-Laune-Joker Deniz Undav. Die Spieler kennen also den Schweiz-Plan frühzeitig - verraten wird er aber natürlich nicht, schließlich geht es um den Gruppensieg.
Gameplan für das Spiel
Ein Schweizer Journalist hat aber gut aufgepasst: Die Pressekonferenz der Nationalmannschaft ging am Freitag nach 23 Minuten schon dem Ende entgegen, doch niemand hatte nach der Schweiz gefragt.
„Wir interessieren uns natürlich für die Schweiz“, stellte Deniz Undav nach dem journalistischen Hinweis freundlich fest. „Wir haben gleich eine Besprechung, morgen dann noch eine - und dann haben wir den Gameplan fürs Spiel, das wir gewinnen werden“, kündigte der in Varel geborene Stürmer noch an, der gemeinsam mit seinem Stuttgarter Mannschaftskollegen Chris Führich zur Pressekonferenz geladen war.
„Ein überragendes Gefühl“
Beide wurden nach einer herausragenden Saison mit dem VfBStuttgart für den EM-Kader nominiert. Beiden wurde die Rolle als Ergänzungsspieler zugeschrieben, beide durften dann aber am Mittwochabend gegen die Ungarn in ihrem Stadion gegen Ende noch ihre EM-Premiere feiern.
„Ich glaube, dass wir beide sehr stolz sein dürfen“, sagte der 27-jährige Führich, sein ein Jahr jüngerer Kollege meinte: „Ein überragendes Gefühl.“ Die Stuttgarter bestätigten einmal mehr die gute Stimmung im Team: Es gibt nichts Schöneres als eine Mannschaft, die sich mag und Spaß miteinander hat“, sagte Führich. Undav ergänzte: „Wir haben geile Typen.“
Schweiz seit 86 Jahren ohne Pflichtspielsieg gegen Deutschland
Zum Spiel gegen die Schweiz: Die Ausgangslage ist klar, mit sechs Punkten hat Deutschland als Gruppenerster das Achterfinale sicher, die Schweiz steht mit vier Punkten auch ziemlich sicher in der nächsten Runde.
Nur bei einer Niederlage gegen die Eidgenossen, die seit 86 Jahren kein Pflichtspiel gegen den Nachbarn gewinnen konnten, wäre Deutschland Gruppenzweiter. Bei einem Sieg oder einem Unentschieden geht es wie letztmals bei der EM 2016 zudem als Gruppensieger weiter.
Es geht um die Ausgangslage für die nächste Runde
Weil der Gruppenzweite im Achtelfinale auf Spanien oder Italien treffen wird, geht es am Sonntag nominell somit um die Ausgangslage für die nächste Runde, aber auch um die Moral: Siege seien für das Selbstbewusstsein immer wichtig, sagte der Bundestrainer nach dem 2:0 gegen Ungarn: „Es hat in allererster Linie eine Wirkung nach innen, ob du Erster oder Zweiter wirst.“
Eine Kampfansage kam am Freitag aus der Schweiz: „Wir werden nicht so viel Respekt haben wie die Schotten im Eröffnungsspiel, wir freuen uns, wir sind heiß - und wir wollen das Spiel gewinnen“, sagte der Schweizer Kapitän Granit Xhaka, der mit Leverkusen Meister und Pokalsieger geworden ist.
Einem Quartett droht eine Gelbsperre
Vom Trainerteam um Julian Nagelsmann gab es gestern keine Wasserstandsmeldungen zur Personalfrage. Große Änderungen soll es nicht geben, hatte der Bundestrainer am Mittwochabend angekündigt, gleichwohl könnten die drohenden Gelbsperren Grund für den einen oder anderen Wechsel sein.
Gegen die Schotten sahen Jonathan Tah und Robert Andrich die Gelbe Karte, Maximilian Mittelstädt und Antonio Rüdiger wurden im Spiel gegen die Ungarn verwarnt. Nach den EM-Regeln gibt es nach der zweiten Gelbkarte eine Spielsperre. Das Quartett könnte - wenn alles nach Plan läuft - im Viertelfinale gegen Spanien vonnöten sein.
Der beste Einfall von Nagelsmann
Sicher dabei sind in Frankfurt mit Ilkay Gündogan und Toni Kroos die beiden Akteure in der Schaltzentrale, die bisher eine überragende Rolle in beiden Partien gespielt haben, was auch an ihren Positionen liegt.
Noch bei der WM in Katar spielten sie nebeneinander auf der Sechserposition. Dass beide jetzt hintereinander (Gündogan im Zentrum vorne und Kroos dahinter) spielen, gilt als einer der besten Einfälle von Julian Nagelsmann.