„Ich war fassungslos“: ESC-Torwart Blum wird teurer Mercedes gestohlen

„Ich war fassungslos“: ESC-Torwart Blum wird teurer Mercedes gestohlen

Aufgebrochene Kabinentüren, durchwühlte Taschen: Der ESC Geestemünde ist das Opfer einer Einbruchswelle im Bremer Amateurfußball geworden. Den Mercedes von Torwart Kevin Blum nehmen die Diebe mit. Doch sein Auto hat einen Sender.

„Ich war fassungslos“

Nach Einbruch bei ESC-Geestemünde-Spiel in Oberneuland - Torwart Kevin Blums Auto gestohlen

Mit Torwarthandschuhen an den Händen steht Kevin Blum am Nikolausabend auf dem Parkplatz des FC Oberneuland. Er sucht sein Auto, eine fünf Jahre alte A-Klasse. Seit einem Monat fährt er den Wagen. Jetzt ist er weg. Gestohlen, während er wenige Meter weiter auf dem Fußballplatz stand. Der Schock sitzt tief bei dem Bremerhavener.

„Dann stehe ich da und denke: Das kann jetzt nicht sein. Bin ich blind? Das geht nicht. Mein Wagen kann nicht weg sein“, erinnert sich Blum wenige Tage später. Er hat den Schock noch immer nicht ganz verdaut. „Ich bin so leer seit Freitagabend.“

Bis zum Halbzeitpfiff ein ganz normaler Spieltag in der Bremen-Liga

Es ist der 6. Dezember. In der Bremen-Liga startet der 16. Spieltag. Der ESC Geestemünde spielt auswärts gegen den FC Oberneuland. Der Tabellenvierte ist zu Gast beim Elften. Es läuft gut für die Bremerhavener. Kevin Blum hält in den ersten 45 Minuten die Null. Vorn geht der ESC mit 2:0 in Führung.

Für ESC-Torwart Blum ist es ein ganz normaler Spieltag. „Ich war in meiner Routine. Nach der Arbeit habe ich geschlafen, meinen Fokus gelegt. Wir sind dann gegen 17 Uhr nach Bremen gefahren“, erinnert sich der 24-Jährige. Anders als sonst fährt er nicht mit seinen Mannschaftskollegen im Bus zum Spiel. Nach dem Spiel will der Mediaberater noch auf eine Weihnachtsfeier.

Ein Auto

© privat

Erst im November kaufte ESC-Torwart Kevin Blum diese Mercedes-A-Klasse. Über Jahre sparte er auf das Auto.

Blum und drei Mannschaftskollegen fahren in seinem Auto über die Autobahn nach Bremen. Der ESC-Torwart hat sich den weißen Mercedes erst im November gekauft. Rund 25.000 Euro bezahlt er für den Wagen, Baujahr 2019. „Über meine gesamte Ausbildungszeit habe ich darauf gespart. Drei oder vier Jahre lang habe ich Geldgeschenke beiseitegelegt.“

„Dann habe ich nachgedacht und habe gemerkt, dass mein Autoschlüssel weg ist“

In Oberneuland angekommen beginnen für Blum und seine Mitspieler die ganz normalen Vorbereitungen auf das Spiel: Warmmachen, umziehen, Mannschaftsbesprechung. Um 19.30 Uhr ist Anpfiff.

In der Halbzeitpause sickert die Nachricht langsam durch: Es wurde eingebrochen. „Wir sind dann alle Richtung Kabine gerannt“, erzählt Blum. In der Gästekabine und den Schiedsrichterumkleiden wurden die Türen aufgebrochen. Dahinter wurde alles durchwühlt.

FC Oberneuland

© Jan Huebner/Ulrich, via www.imag

In diesem Gebäude auf dem Vereinsgelände des FC Oberneuland liegen die Kabinen, in die die Täter am Freitagabend eingebrochen sind.

„Ich bin nach und nach meine Klamotten durchgegangen. Erstmal war alles okay. Handys noch da. Im Portemonnaie war alles da“, erzählt Blum. „Dann habe ich nachgedacht und habe gemerkt, dass mein Autoschlüssel weg ist.“ Der Torwart rennt auf den Parkplatz und sieht, dass auch sein Mercedes fehlt. „Ich war fassungslos“, erinnert er sich.

„Wenn so etwas jemandem passiert, denkt man oft: Gott sei Dank ist es mir nicht passiert“, sagt Blum wenige Tage nach dem Einbruch. „Und dann gerate ich selbst in diese Situation.“ Am Montag fehlt jede Spur von dem Wagen und den Dieben. Das Auto ist mit einem GPS-Sender ausgestattet. Blum kann sein Auto trotzdem nicht orten. Die Diebe haben den Sender deaktiviert.

Völlig unerwartet taucht der Mercedes wieder auf

In den Tagen nach dem Einbruch schaut er immer wieder auf sein Handy, um den Standort des Wagens zu überprüfen. „Ich bin schon ein bisschen unter Dauerstrom.“ Der Mercedes hat eine digitale Ausstattung. Über eine App kann Blum den Kilometerstand überprüfen, sehen, wann das Auto abgeschlossen ist oder wie viel getankt wird.

Auf seinem Handy sieht er, dass sein Wagen seit dem Nikolausabend rund 1.500 Kilometer zurückgelegt hat. „Ich gehe nicht davon aus, dass der Wagen noch in Deutschland ist“, sagt Kevin Blum am Montag. Am Dienstagmorgen bekommt er eine Nachricht von der Polizei. Der weiße Mercedes wurde gefunden – in Deutschland.

Mehrere Einbrüche in wenigen Wochen

Die Polizei nimmt kurz nach dem Diebstahl die Ermittlungen auf. In den vergangenen Wochen gab es laut Polizei „etwa ein halbes Dutzend“ Kabinen-Einbrüche im Bremer Amateurfußball. ESC-Torwart Blum ist nicht das einzige Opfer der Diebe. In der Kabine fehlen mehrere Hundert Euro Bargeld und ein weiterer Autoschlüssel. „Sein Wagen stand in Bremerhaven“, erzählt Blum. Glück gehabt.

Die Kabine der Gastgeber bleibt verschont. Doch die Schiedsrichter sind geschädigt. Das Spiel muss abgebrochen werden. „Das war die menschlichste Entscheidung, das Spiel abzubrechen“, sagt Blum. Die 2:0-Führung geht damit verloren. Die Statuten des Bremer Fußball-Verbands geben vor, das Spiel zu wiederholen. Am 9. Februar wird die Partie in Oberneuland erneut angepfiffen.

Der Einbruch in Oberneuland soll eine Warnung für andere bleiben

Nach dem Schock am Freitagabend geht Blum in Bremerhaven mit seinen engsten Freunden los. „Die haben versucht, mich auf andere Gedanken zu bringen. Am nächsten Morgen ging es ja weiter.“ Versicherung, Polizei, Mercedeshändler: Blum tut alles, um an Informationen zu kommen.

Die Nachricht, auf die er am sehnlichsten wartet, kommt erst am Dienstag. Die Polizei konnte Blums Wagen in Hannover aufspüren. Vier mutmaßliche Täter konnten vorläufig festgenommen werden, so die Polizei. Genauere Angaben macht die Polizei auf Anfrage nicht.

Ein Mann

© Polgesek

Der Diebstahl seines Autos soll anderen Vereinen eine Warnung sein, besser auf ihre Wertsachen aufzupassen, sagt Kevin Blum.

„Ich bin erleichtert, dass der Wagen in Deutschland ist“, sagt Blum. Sobald der Staatsanwalt sein Auto freigibt, kann er es abholen.

Trotzdem bleiben Fragen: Wer sind die Täter? Warum sind sie fast 1.500 Kilometer mit Blums Mercedes gefahren? Haben Diebe auch die anderen Einbrüche in Bremer Mannschaftskabinen zu verantworten?

Beim Mannschaftstraining am Montag nach dem Einbruch kann das Team wieder lachen, erzählt Kevin Blum. Der Einbruch soll eine Warnung bleiben, seine Wertsachen beim Sport nicht aus den Augen zu lassen. Auch für andere, sagt der Torwart.

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Erstellt:
12.12.2024, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 46sec

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