
Die EU lässt immer mehr Insektenarten in Lebensmitteln zu - doch die Menschen in Detschland bleiben skeptisch.
Foto: Marijan Murat
Nische oder Trend? So kommen Insekten in Lebensmitteln bei Deutschen an
Insekten in Lebensmitteln? Die EU hat bereits mehrere Arten zugelassen – doch viele Menschen in Deutschland sind skeptisch. Was erlaubt ist, wo Insekten enthalten sein können und wie die Deutschen darüber denken, erfahrt ihr hier.
Insekten findet man hierzulande bislang eher in der Natur als auf dem Teller. Doch immer mehr Insekten werden durch die Europäische Union als Lebensmittel beziehungsweise als deren Bestandteile in der EU zugelassen. Seit Kurzem darf etwa UV-behandeltes Insektenpulver aus Larven des Mehlkäfers in Lebensmitteln verwendet werden. Doch obwohl Insekten Vorteile bieten, entwickelt sich der Markt eher schleppend. Ein Überblick:
Warum überhaupt Insekten essen?
Im Gegensatz zu Deutschland sind in vielen Ländern weltweit Insekten auf dem Teller nichts Ungewöhnliches. Laut Constanze Rubach von der Verbraucherzentrale Niedersachsen sind sie Quellen für ungesättigte Fettsäuren, B-Vitamine und wichtige Mineralstoffe. Zudem haben sie einen ähnlichen Proteinanteil wie Schweine-, Rind- oder Putenfleisch – und sind für einige eine denkbare Alternative zum Fleischkonsum. „Der genaue Proteinanteil variiert je nach Art des Insekts“, so Rubach. Zudem sei die Zucht von Insekten klimafreundlicher als die von Wirbeltieren.
Was ist in der EU erlaubt?
Insekten gelten als sogenannte neuartige Lebensmittel und müssen von der EU zugelassen werden, bevor sie auf den Markt gebracht werden können. 2021 ließ die Europäische Kommission erstmals Insekten in Lebensmitteln zu. So ist der Mehlkäfer in verschiedenen Formen und Varianten erlaubt – etwa gefroren, getrocknet und als Pulver. Zudem dürfen die Wanderheuschrecke (Locusta migratoria), die Hausgrille (Acheta domesticus) sowie der Getreideschimmelkäfer (Alphitobius diaperinus) – auch unter dem Namen Buffalowurm bekannt – verarbeitet werden.
Vor wenigen Wochen hat die Kommission zudem die Verwendung von UV-behandeltem Pulver ganzer Larven des Mehlkäfers (Larven von Tenebrio molitor) genehmigt. Außerdem gibt es laut Kommission weitere Anträge für Insekten, die in verschiedenen Formen vermarktet werden sollen. Diese werden von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit einer Sicherheitsbewertung unterzogen.
Was halten Menschen in Deutschland von Insekten in Lebensmitteln?
Mit 83 Prozent hat die große Mehrheit in Deutschland einer aktuellen YouGov-Umfrage im Auftrag der dpa zufolge zwar bislang keine Insekten gegessen. Aber zumindest knapp jeder Zehnte (8 Prozent) hat die Tiere bereits bewusst gegessen und 18 Prozent antworteten, dass sie diese probieren würden.
Fast zwei Drittel der Befragten gab an, bisher keine Insekten gegessen zu haben und dies auch in Zukunft nicht zu wollen. Auf Platz eins der Gründe, die die Befragten vom Insekten-Konsum abhalten, liegt eindeutig Ekel (62 Prozent). Dahinter folgten kulturelle Gewohnheiten (24 Prozent) und unbekannte Inhaltsstoffe (22 Prozent). 14 Prozent gaben an, es gebe keine Gründe, die sie davon abhielten.
In welchen Lebensmitteln können Insekten vorkommen?
Tatsächlich in einer ganzen Menge. Laut Lebensmittelverband Deutschland können Wanderheuschrecke, Hausgrille und Co. etwa in Brot, Nudeln, Fleischersatzprodukten, Keksen, Soßen, Kartoffelerzeugnissen, Pizzen, Molkenpulver oder auch Schokolade stecken.
Und auch wenn bei manchen beim Verspeisen Gedanken an das Dschungelcamp aufkommen: In Deutschland gibt es in der Tat Restaurants, in denen ganze oder auch verarbeitete Insekten angeboten werden. Wie viele es gibt, kann der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA allerdings nicht beziffern. (dpa/fi)