Ein Müllwerker entsorgt den Biomüll in das Müllfahrzeug.

40 Städte im Biotonnen-Check: Kampagne gegen Fremdstoffe startet in Lübeck und Delmenhorst. Rote Karten drohen bei Verstößen.

Foto: Marijan Murat

Verbraucher

Die Biotonnen-Cops kommen: Harte Strafen drohen in 40 Städten

16. September 2025 // 16:00

Achtung, Kontrolle! Von Lübeck über Delmenhorst bis Ulm schauen Entsorger ganz genau in die Biotonnen. Wer Plastik oder Bioplastiktüten hineinwirft, riskiert hohe Zusatzkosten und weitere Strafen.

Biotonnen-Kampagne in 40 Städten

In Lübeck und Delmenhorst, aber auch in Städten wie Göttingen, Magdeburg, Kaiserslautern und Ulm kontrollieren Entsorger in diesen Wochen die Biotonnen besonders streng. Insgesamt beteiligen sich rund 40 Kommunen an der vierwöchigen Kampagne des Vereins wirfuerbio mit Sitz in Elmenhorst. Hinter dem Bündnis stehen kommunale Betriebe, die mit einer koordinierten Aktion für sauberen Biomüll sorgen. Enthält eine Tonne zu viele Fremdstoffe, bleibt sie stehen – und die Bewohner erhalten eine „Rote Karte“.

Rote Karte und Extra-Kosten

Die roten Hinweise erscheinen als Aufkleber oder Anhänger direkt an der Biotonne. Entfernen die Bewohner Plastik, Glas oder Metall nicht, wird die Tonne beim nächsten Termin als Restmüll geleert – was im Schnitt rund 40 Euro zusätzlich kostet. Besonders in großen Wohnanlagen tritt das Problem häufig auf, da viele Menschen dieselbe Tonne nutzen. Oft steckt schlicht Unwissen dahinter: Organische Abfälle werden in Plastiktüten gesammelt und samt Verpackung entsorgt.

Biomüll wird in eine Mülltonne entsorgt

Kampf gegen Plastik in der Biotonne: Bewohner in Lübeck, Delmenhorst und vielen anderen Städten müssen genau aufpassen, was sie in die Tonne schmeißen.

Foto: Peter Steffen

Technik erkennt Störstoffe

Neben der Sichtkontrolle setzen viele Entsorger auf moderne Sensoren am Müllwagen. Diese scannen beim Anheben der Tonne den Inhalt und schlagen Alarm, wenn zu viele Fremdstoffe enthalten sind. Typische Fehler sind Plastikverpackungen, Alufolie oder angeblich „kompostierbare“ Bioplastiktüten. Sie zersetzen sich in den Anlagen zu langsam und gelten daher als Störstoff. Als Alternative empfehlen die Entsorger Zeitungspapier, Papiertüten oder den direkten Einwurf.

Neue Regeln für besseren Kompost

Seit Mai gelten bundesweit strengere Grenzwerte: Biomüll darf höchstens ein Prozent Plastik und insgesamt maximal drei Prozent Fremdstoffe enthalten. Werden diese Vorgaben in der Anlage überschritten, muss der Müll zurückgenommen werden. Um das zu vermeiden, kontrollieren die Kommunen bereits bei der Abfuhr. Ziel ist es, hochwertigen Kompost für die Landwirtschaft und klimafreundliches Biogas zu erzeugen – und Mikroplastik in der Umwelt zu verhindern.

Verbraucher stärker in der Pflicht

Störstoff-Biomüll bleibt vor allem in großen Mietshäusern ein Problem, da Fehlwürfe schwer zuzuordnen sind. Mit der Kampagne will der Verein wirfuerbio das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger schärfen: In die Biotonne gehören ausschließlich Grünschnitt und pflanzliche Küchenabfälle. Windeln, Katzenstreu, lackiertes Holz oder Leder sind tabu. Wer die Regeln beachtet, sorgt für sauberen Kompost – und spart unnötige Zusatzkosten. (pas/dpa)