Ein Flugzeug vom Typ Airbus A320-214 der Lufthansa fliegt über den Wolken am Himmel über Dresden. +++ dpa-Bildfunk +++

Der deutsche Luftverkehrsmarkt erholt sich deutlich langsamer vom Corona-Schock als in vielen anderen EU-Staaten.

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Verkehr

Warum Flugreisen in Deutschland so teuer sind

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Von nord24
22. August 2023 // 12:18

Für Flugreisen mussten Verbraucher in diesem Sommer besonders tief in die Tasche greifen. Daran wird sich so schnell nichts ändern.

Keine Entspannung im Reisemarkt im Herbst

Fliegen ist in Deutschland nach der überwundenen Corona-Krise viel teurer als zuvor. Zum Halbjahr 2023 hat das Statistische Bundesamt für internationale Flüge einen Preisanstieg von fast 25 Prozent registriert, die für Touristen besonders interessanten Europaflüge kosteten sogar 32 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die teure Sommerferienzeit ist fast vorbei, aber auch für die Herbstferien ist keine Entspannung im Reisemarkt zu erkennen.

„Fliegen kann nicht verrückt billig sein“

30 Prozent mehr Buchungen als zur gleichen Zeit im Vorjahr meldet die Lufthansa-Tochter Eurowings, die beispielsweise zum Herbstferienstart in Hamburg 443 Euro für einen einfachen Flug ins spanische Malaga aufruft. Condor verlangt für dieselbe Strecke sogar 499 Euro. „Fliegen muss seinen Preis haben und kann nicht so verrückt billig sein, wie andere Gesellschaften versucht haben zu suggerieren“, sagt Eurowings-Chef Jens Bischof.

Gebühren steigen überall

Natürlich gibt es an anderen Tagen auch günstigere Tarife, aber die von Bischof gescholtenen (Werbe-)Ticketpreise von 9,99 Euro können schon rechnerisch nicht zurückkommen. Denn inzwischen hat eine Mehrzahl der deutschen Flughäfen die staatlich gesetzte Obergrenze von 10 Euro allein für die Passagier- und Handgepäckkontrolle erreicht. Dazu kommen für jeden einzelnen Fluggast Luftverkehrsteuer (12,73 Euro für einen Europaflug) sowie Gebühren für Flughafen und Flugsicherung, bevor eine Airline auch nur einen Cent eigenes Geschäft machen kann.

Steuern und Gebühren in Deutschland hoch

„Steuern und Gebühren sind in Deutschland so stark gestiegen, dass sie auf dem Weg sind, die Kerosinkosten des Jahres als operativ teuersten Kostenblock einer Airline abzulösen“, schimpft der Eurowings-Chef aktuell auf der Plattform Linkedin. Das einseitige Drehen an der Kostenschraube schade nicht nur der Industrie, sondern dem Standort Deutschland insgesamt.

Knappes Angebot auch hausgemacht

Der wichtigste Grund für die hohen Preise bleibt nämlich das für die Verbraucher ungünstige Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Der deutsche Luftverkehrsmarkt erholt sich deutlich langsamer vom Corona-Schock als in vielen anderen EU-Staaten, das Angebot hat im ersten Halbjahr nur knapp 75 Prozent des Aufkommens aus dem Vorkrisenjahr 2019 erreicht. Ein guter Teil der Verknappung ist hausgemacht. Immer noch haben die größeren Flughäfen Probleme, ausreichend Personal für den harten Schichtdienst bei der Flugzeugabfertigung zu rekrutieren. Um ein erneutes Chaos wie im Sommer 2022 zu vermeiden, wurden daher von vornherein Zehntausende Flüge im Sommerplan 2023 gestrichen.

Billigflieger meiden deutschen Markt

Zusätzlich machten Billigflieger wie Ryanair, Easyjet oder Wizz Air wegen der hohen Einstiegskosten einen großen Bogen um Deutschland. Ihr Angebot an deutschen Flughäfen erreichte in der ersten Jahreshälfte nur noch 63 Prozent des Niveaus von 2019. Bei einer begrenzten Kapazität haben die Unternehmen zunächst geschaut, wo sie am einfachsten Geld verdienen können. Das ist in vielen anderen europäischen Märkten einfacher als in Deutschland mit der starken Dominanz der Lufthansa.