12.11.2024, Niedersachsen, Oldenburg: Der 46-jährige Angeklagte sitzt vor Prozessbeginn im Gerichtssaal. Dem Mann wird vorgeworfen am 8. Januar 2024 von einer Trecker-Demonstration auf der Bundesstraße 72 bei Friesoythe (Landkreis Cloppenburg) aufgehalten worden sein. Er soll daraufhin versucht haben, die Blockade zu durchbrechen. Der Autofahrer steht unter Verdacht, den Landwirt angefahren und mindestens sechs Meter über den Asphalt geschleift zu haben. Foto: Sina Schuldt/dpa +++ dpa-Bildfunk +

Autofahrer erfasst Landwirt bei Bauerndemo und schleift ihn über die Straße

Foto: Sina Schuldt/dpa

Blaulicht

Mit Tempo durch Treckerblockade: Landwirt von Auto erfasst und mitgeschleift

12. November 2024 // 15:54

Nach einer Bauerndemo in Friesoythe steht ein Autofahrer vor Gericht. Er gibt den Zusammenstoß zu, betont jedoch, keine Tötungsabsicht gehabt zu haben. Der schwer verletzte Landwirt schildert den Vorfall.

Prozess um Bauerndemo in Oldenburg

Am Landgericht Oldenburg hat ein 46-jähriger Autofahrer gestanden, bei einer Bauerndemo im Januar in Friesoythe einen Landwirt angefahren zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Totschlag vor. Der Angeklagte erklärte jedoch, dass er den Zusammenstoß nicht absichtlich herbeigeführt habe. Der Vorfall ereignete sich auf der Bundesstraße 72, wo der Mann an einer von Treckern gebildeten Straßensperre gestoppt wurde.

Zusammenstoß mit Demonstranten

Laut Anklage versuchte der Autofahrer, die Blockade zu durchbrechen, indem er zwischen zwei Traktoren hindurchfuhr. Dabei streifte er die Fahrzeuge und erfasste mit einer Geschwindigkeit von bis zu 30 km/h einen Landwirt. Der Demonstrant wurde auf die Motorhaube geschleudert und schlug gegen die Windschutzscheibe, bevor er auf die Fahrbahn fiel und mehrere Meter mitgeschleift wurde. Der Mann erlitt Verletzungen, als das Auto über sein Bein fuhr.

Angeklagter betont Notlage

Vor Gericht zeigte sich der Angeklagte reumütig und erklärte, er habe die Blockade durchbrochen, um nach Hause zu seiner schwer kranken Frau zu gelangen. Er behauptet, den Landwirt erst bemerkt zu haben, als dieser bereits auf der Windschutzscheibe lag. „Ich wollte niemanden verletzen“, betonte der 46-Jährige. Sein Verteidiger schilderte die Situation als „emotional aufgeladen“ und wies darauf hin, dass der Angeklagte sich in einer Notlage befunden habe.

Schwer verletzter Landwirt schildert Vorfall

Der 36-jährige Landwirt, der bei dem Vorfall verletzt wurde, schilderte seine Erlebnisse im Gerichtssaal. Er habe die Absperrung sichern wollen und warnende Rufe gehört, bevor er von dem Auto erfasst wurde. Im Krankenhaus wurden Verletzungen am Bein und an den Händen festgestellt. Auch Monate nach dem Unfall leidet der Landwirt an körperlichen und psychischen Nachwirkungen.

Urteil wird im Dezember erwartet

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Autofahrer vor, das Risiko schwerer Verletzungen bewusst in Kauf genommen zu haben. Das Gericht will Mitte Dezember das Urteil fällen. Der Fall hat eine breite Diskussion über die Sicherheit bei Demonstrationen und angemessene Reaktionen in Konfliktsituationen ausgelöst. (dpa/vk)