
Neue BA-Zahlen zeigen: Nur ein kleiner Teil der Bürgergeld-Empfänger hat noch nie in Deutschland gearbeitet.
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Bürgergeld-Debatte: Neue Statistik räumt mit Vorurteilen auf
Viele sind Schüler, Auszubildende, Geflüchtete oder Aufstocker – die Gruppe ist weitaus heterogener als oft behauptet.
Fast vier Millionen Menschen erhalten Bürgergeld
Kaum ein sozialpolitisches Thema wird so heftig diskutiert wie das Bürgergeld. Eine neue Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt nun, wie unterschiedlich die Erwerbsbiografien der Empfänger sind. 2023 erhielten im Jahresdurchschnitt 3,93 Millionen Menschen Bürgergeld, davon 2,97 Millionen ohne aktuelle Beschäftigung. Für rund 1,2 Millionen von ihnen ließ sich keine letzte Tätigkeit feststellen. Das berichtet das Portal finanz.de in ihrem Artikel.
Nur drei Prozent ohne Job-Erfahrung
Tatsächlich haben aber nur wenige Bürgergeld-Empfänger noch nie in Deutschland gearbeitet. Laut BA betrifft das rund 36.000 Menschen – etwa drei Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsbezieher. Die große Mehrheit hat entweder bereits gearbeitet, befindet sich in Ausbildung oder ist erst neu im Land. Gründe für lange Erwerbslosigkeit reichen von gesundheitlichen Problemen bis zu fehlenden Qualifikationen.
Schüler, Geflüchtete und Aufstocker
Besonders auffällig sind drei Gruppen: Rund 418.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren gelten als erwerbsfähig, besuchen aber Schule, Ausbildung oder Studium. Etwa 630.000 Geflüchtete beziehen Bürgergeld, haben in Deutschland jedoch noch nicht gearbeitet – Tätigkeiten im Herkunftsland werden in der Statistik nicht erfasst. Knapp 737.000 Menschen sind zwar erwerbstätig, verdienen aber so wenig, dass sie auf Bürgergeld angewiesen sind.
Kurzzeit- und Langzeitarbeitslose
Die Zahlen machen zudem deutlich, dass es Bewegung gibt. 368.000 Bürgergeld-Empfänger waren weniger als ein Jahr arbeitslos. Daneben gibt es aber auch Langzeitfälle, die schon seit vielen Jahren ohne Beschäftigung sind.
Politik zwischen Sanktionen und Förderung
Die Bundesregierung plant eine Reform des Bürgergeldes. Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) setzt auf einen Mix aus härteren Sanktionen und gezielter Förderung. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) fordert hingegen Kürzungen in Milliardenhöhe. Sozialverbände warnen vor einer pauschalen Stigmatisierung. Laut finanz.de betont Barbara Höckmann von der Armutskonferenz, dass viele Behauptungen über massenhafte Arbeitsverweigerung statistisch nicht haltbar seien. (mb)