Adipositas in Deutschland: Knapp 19% der Erwachsenen sind betroffen.

Adipositas in Deutschland: Knapp 19% der Erwachsenen sind betroffen.

Foto: Towfiqu barbhuiya

Gesundheit

Fettleibigkeit: Warum Übergewicht viel mehr ist als nur ein paar Kilo zu viel

Von Content Team
28. Juli 2025 // 09:22

Fett am Bauch, der Hosenbund kneift, die Waage zeigt zu viel an – klar, Übergewicht sieht man. Doch was viele unterschätzen: Fettleibigkeit ist weit mehr als ein kosmetisches Problem. Es geht nicht nur darum, wie du aussiehst, sondern vor allem darum, wie dein Körper funktioniert. Und genau hier wird es ernst.

Wenn das Gewicht zur Krankheit wird

Fettleibigkeit – medizinisch „Adipositas“ genannt – betrifft in Deutschland laut Robert Koch-Institut rund 19 % der Erwachsenen. Tendenz: steigend. Doch was bedeutet das eigentlich? Ganz einfach: Wenn dein Body-Mass-Index (BMI) über 30 liegt, giltst du als fettleibig. Klingt erstmal nach einer Zahl – hat aber heftige Folgen für deine Gesundheit.

Denn mit jedem Kilo zu viel steigt dein Risiko für zahlreiche Krankheiten: Herzinfarkt, Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Gelenkprobleme und sogar bestimmte Krebsarten. Fettleibigkeit ist damit einer der größten Risikofaktoren für chronische Erkrankungen – und wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) inzwischen als Epidemie eingestuft.

Zu viele Kilos auf der Waage? Es liegt nicht nur am Essen

Viele denken: „Wer dick ist, isst halt zu viel.“ Ganz so einfach ist es aber nicht. Natürlich spielen Ernährung und Bewegung eine Rolle – aber auch Gene, Hormone, Medikamente und psychische Faktoren beeinflussen das Gewicht. Manchmal ist Essen auch einfach Trost oder Belohnung – besonders in stressigen Zeiten.

Ein Beispiel: Menschen mit Depressionen haben ein deutlich höheres Risiko für Übergewicht. Und umgekehrt kann Übergewicht zu Depressionen führen. Ein Teufelskreis, aus dem man allein oft schwer rauskommt.

Dazu kommt ein weiterer, oft unterschätzter Faktor: dein Darm. Genauer gesagt, das sogenannte Mikrobiom – also die Gemeinschaft von Bakterien in deinem Verdauungstrakt. Studien zeigen, dass ein Ungleichgewicht dieser Darmflora den Stoffwechsel aus dem Takt bringen kann. Manche Bakterien begünstigen die Aufnahme von Kalorien und fördern Entzündungen im Körper – was wiederum die Gewichtszunahme anheizen kann. Heißt: Selbst wenn du nicht mehr isst als andere, kann ein „gestresster“ Darm dazu führen, dass du schneller zunimmst.

Auch das zeigt: Übergewicht ist ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren – und kein simples Kalorienzählen.

Dein Fett spricht mit

Klingt seltsam, ist aber wahr: Fett ist nicht nur ein Energiespeicher – es ist ein aktives Organ. Es schüttet Hormone und Botenstoffe aus, die Entzündungen im Körper fördern können. Diese „stille Entzündung“ ist mitverantwortlich für viele Folgeerkrankungen – vom Herzinfarkt bis zur Fettleber.

Wissenschaftler sprechen deshalb längst von einem „metabolischen Syndrom“, wenn mehrere Risikofaktoren wie Bauchfett, hohe Blutfette und Insulinresistenz zusammenkommen. Besonders gefährlich ist dabei das sogenannte viszerale Fett – das Fett, das sich um deine Organe legt. Es ist tückisch, weil man es oft nicht direkt sieht – aber es wirkt wie ein Brandherd im Körper.

Ein gesellschaftliches Problem

Fettleibigkeit betrifft längst nicht mehr nur Einzelne – sie ist ein wachsendes gesellschaftliches Problem. Laut der OECD sterben weltweit jedes Jahr rund 1,2 Millionen Menschen an den Folgen von Übergewicht. Die wirtschaftlichen Folgen: enorm. Denn chronisch kranke Menschen fehlen öfter im Job, benötigen mehr Medikamente und Pflege – das kostet Milliarden.

Gleichzeitig nehmen Essensreize im Alltag immer mehr zu: Snacks an jeder Ecke, XXL-Portionen, Food-Apps auf Knopfdruck. Und oft ist gesunde Ernährung teurer als Fast Food – besonders für Menschen mit wenig Geld bleibt da wenig Auswahl.

Die gute Nachricht: Es gibt Hilfe

Du musst nicht alles allein schaffen. Wer dauerhaft Gewicht verlieren will, braucht oft mehr als nur guten Willen und einen Diätplan. Inzwischen gibt es wissenschaftlich geprüfte Therapien – von Ernährungsberatung bis zu medikamentöser Unterstützung. Während früher Magenband-OPs in besonders schweren Fällen das übliche Mittel der Wahl waren, hat die Forschung mittlerweile andere Optionen im Kampf gegen Übergewicht gefunden.

Eine dieser Option ist etwa der Wirkstoff Semaglutid, der ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt wurde und inzwischen auch für stark übergewichtige Menschen eingesetzt wird. Er wirkt auf das Hungergefühl und hilft vielen, ihr Gewicht langfristig zu reduzieren. Studien zeigen, dass Menschen mit Semaglutid durchschnittlich bis zu 15 % ihres Körpergewichts verlieren können – bei gleichzeitig besserer Blutzucker- und Herzgesundheit.

Wie Semaglutid bei Übergewicht wirkt

Semaglutid gehört zur Gruppe der sogenannten GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Klingt kompliziert – ist aber eigentlich ganz logisch: Der Wirkstoff imitiert ein körpereigenes Hormon, das deinen Appetit reguliert. Genauer gesagt: Es signalisiert deinem Gehirn, dass du satt bist. Das führt dazu, dass du weniger isst – und das ganz ohne ständigen Hunger oder quälende Diäten.

Doch Semaglutid macht noch mehr: Es verlangsamt die Magenentleerung, stabilisiert den Blutzuckerspiegel und sorgt dafür, dass Insulin effizienter wirkt. Das ist vor allem für Menschen mit einem hohen Risiko für Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein echter Vorteil. Der Körper wird entlastet – und die Pfunde purzeln oft schneller, als es mit Ernährung allein möglich wäre.

Klar: Semaglutid ist kein Wundermittel. Ohne begleitende Umstellung in Sachen Bewegung und Essverhalten bringt auch die beste Spritze langfristig wenig. Aber für viele Betroffene ist es ein echter Wendepunkt – vor allem dann, wenn vorherige Versuche immer wieder gescheitert sind.

Fazit: Dein Gewicht sagt mehr als du denkst

Fettleibigkeit ist kein persönliches Versagen – vielmehr handelt es sich um eine ernstzunehmende chronische Erkrankung, die durch viele Faktoren entsteht: Genetik, Hormone, Lebensstil, psychische Belastungen, gesellschaftliche Umstände. Schuldgefühle bringen dich nicht weiter – aber Wissen, Verständnis und echte Unterstützung schon.

Wichtig ist: Du bist damit nicht allein. Millionen Menschen stehen vor den gleichen Herausforderungen. Und es gibt Hilfe – medizinisch, psychologisch, aber auch gesellschaftlich. Denn gesunde Ernährung, Bewegung und ein gutes Körpergefühl sollten kein Luxus sein.