Die Bremer Kunsthalle lädt zur „Schlaumeier-Akademie“ ein

Die Bremer Kunsthalle lädt zur „Schlaumeier-Akademie“ ein

Doktortitel - das wissen wir seit Karl-Theodor zu Guttenberg - haben eine kurze Halbwertzeit. Dabei braucht der Mensch - das lehrte uns Loriot - etwas Eigenes, am besten ein Diplom. Da kommt die Bremer Kunsthalle mit ihrem Angebot gerade recht.

Schlaumeiern für Anfänger

Da staunt Frau Hoppenstedt: Kunsthalle Bremen bietet Kurse für alle an

Holleri du dödel di: Loriots unsterbliche Frau Hoppenstedt wäre sicher neugierig auf das Angebot der Bremer Kunsthalle. Etwas lernen und am Ende ein Zertifikat in Händen halten, das ist genau ihr Ding. Wie sagte es ihr Jodel-Lehrer einst so schön: „Das Jodeln, also das Diplomjodeln ist nicht zu vergleichen mit dem Normaljodeln.“

In Gedanken ersetzt Frau Hoppenstedt das Jodeln durch die drei Worte „Reden über Kunst“ und wirkt recht angetan. Einen Haken hat die Sache allerdings noch. Schlaumeier verfügen über keinen besonders guten Leumund. Sie gelten eher als Leute, die alles besser wissen, die sich zwar für superschlau halten, es aber nicht sind. So eine will Frau Hoppenstedt auf keinen Fall werden oder sein - ob nun mit Diplom oder ohne.

Schlaumeier waren ursprünglich gewitzte Menschen

Gemach, gemach, gute Frau. Ursprünglich waren Schlaumeier gewitzte, listige Menschen. Und genau an diese Bedeutung knüpfen die Bremer an. Und beweisen damit Mut. Denn sie fürchten sich weder vor Vorurteilen noch haben sie Angst vor den Farben Rot, Gelb und Blau. Mit ihren Doktorhüten und den Umhängen könnten Direktor Christoph Grunenberg, Hartwig Dingfelder, im Haus für die Kunstvermittlung zuständig, Pressesprecherin Jasmin Mickein und Dozentin Alice Gudera direkt einem Bild von Barnett Newman entsprungen sein - so viel schlaumeiern muss an dieser Stelle erlaubt sein. Die Outfits in den Grundfarben hätten dem amerikanischen Maler sicher gefallen, der die Wirkung großer monochromer Farbflächen in seiner Malerei austestete.

Keine Angst vor moderner Kunst

Das Bremer Team hat auf jeden Fall keine Angst, sich vor den versammelten Pressevertretern in dem ungewöhnlichen Dress zu präsentieren. All das natürlich im Dienste der Kunst. Und in der Hoffnung, so werbewirksam neues Publikum anzulocken, obwohl das Haus mit seinem Bildungsangebot eigentlich gut aufgestellt ist. Von Kursen für Kinder bis Angebote für Demenzkranke ist bereits alles dabei.

Die kunstgeschichtlichen Seminare zu einem Thema oder einem Künstler gibt es in dem Museum bereits seit 2008 - allerdings nur für die Mitglieder des Kunstvereins. Doch so unter seinesgleichen zu schlaumeiern, wird wohl auf die Dauer langweilig. Auf jeden Fall dürfen nun auch Nicht-Mitglieder dieses Angebot nutzen und darüber staunen, aus welchem Fundus die Dozenten - selbstverständlich alle mit Doktortitel - schöpfen können. Denn in dem Museum lagern 200.000 Werke aus 700 Jahren Kunstgeschichte.

Keiner muss Angst vor moderner Kunst haben

Bei den Kursen und Führungen gehe es in erster Linie darum, Schwellenängste abzubauen, so Grunenberg. Angst vor moderner Kunst, so der Direktor, müsse niemand haben. „Jede Frage ist erlaubt.“ An diesem Sonnabend dreht sich zum Auftakt alles um nicht ganz so moderne Kunst, um das Gemälde „Mönch am Meer“ von Caspar David Friedrich. Im Laufe der nächsten Monate haben die Teilnehmer dann die Qual der Wahl, ob sie sich mit Pablo Picasso, Paula Modersohn-Becker, Peggy Guggenheim, der Kunst auf Papier, der Malerei oder Performance-Kunst beschäftigen wollen.

Es gibt ein Zertifikat mit Doktorhut

Wir werden Frau Hoppenstedt sicher im Sommer bei der Abschluss-Zeremonie wiedersehen. Dann erhält jeder Absolvent - und natürlich jede Absolventin - ein Zertifikat samt Doktorhut. Da kann die Diplom-Jodlerin dann zufrieden feststellen: „Da habe ich was in der Hand. Da habe ich was Eigenes.“ Das Beste: Die Plagiatsjäger interessieren sich garantiert nicht dafür.

So sieht das Zertifikat aus, dass die Teilnehmer am Ende bekommen werden.

© Museum

So sieht das Zertifikat aus, dass die Teilnehmer am Ende bekommen werden.

Schlaumeier-Akademie

Was: Caspar David Friedrich „Mönch am Meer“ am 20. und 25. April, jeweils von 11 bis 13 Uhr

150 Jahre Impressionismus am 27. April und 1. Juni, jeweils von 11 bis 15 Uhr

Die frühe Zeit: 14. bis 17. Jahrhundert am 4. und 7. Mai, jeweils von 11 bis 13.30 Uhr

Otto Freundlich am 25. Mai von 11 bis 13 Uhr und am 4. Juni von 18.30 bis 20.30 Uhr

Paula Modersohn-Becker am 29. Juni und am 4. Juli, jeweils von 11 bis 13 Uhr

Aktionskunst am 6. Juli von 11 bis 13 Uhr und am 27. August von 18.30 bis 20.30 Uhr

Peggy Guggenheim am 10. und 17. August, jeweils von 11 bis 13 Uhr

Salvador Dalí am 14. September von 11 bis 13 Uhr und am 17. September von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr

Braque und Picasso am 28. September von 11 bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr

Wo: Kunsthalle, Am Wall 207 in Bremen

Anmeldung: unter 0421/32908330 oder www.schlaumeiernforever.de. Alle unter 27 zahlen 5, Nicht-Mitglieder 30, Mitglieder 25 Euro.

Was: Caspar David Friedrich „Mönch am Meer“ am 20. und 25. April, jeweils von 11 bis 13 Uhr

150 Jahre Impressionismus am 27. April und 1. Juni, jeweils von 11 bis 15 Uhr

Die frühe Zeit: 14. bis 17. Jahrhundert am 4. und 7. Mai, jeweils von 11 bis 13.30 Uhr

Otto Freundlich am 25. Mai von 11 bis 13 Uhr und am 4. Juni von 18.30 bis 20.30 Uhr

Paula Modersohn-Becker am 29. Juni und am 4. Juli, jeweils von 11 bis 13 Uhr

Aktionskunst am 6. Juli von 11 bis 13 Uhr und am 27. August von 18.30 bis 20.30 Uhr

Peggy Guggenheim am 10. und 17. August, jeweils von 11 bis 13 Uhr

Salvador Dalí am 14. September von 11 bis 13 Uhr und am 17. September von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr

Braque und Picasso am 28. September von 11 bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr

Wo: Kunsthalle, Am Wall 207 in Bremen

Anmeldung: unter 0421/32908330 oder www.schlaumeiernforever.de. Alle unter 27 zahlen 5, Nicht-Mitglieder 30, Mitglieder 25 Euro.

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Erstellt:
16.04.2024, 19:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 48sec

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