Illustration eines teilautonomen Schubverbands auf einem Kanal: Ein langgestreckter, leerer Leichter wird von einem Schubboot gelenkt, im Hintergrund stehen Windkraftanlagen auf grünen Uferhängen.

Mit einem solchen Schubverband, empfiehlt die CML-Studie, können brachliegende Kapazitäten im Elbe-Lübeck-Kanal bis zu dessem möglichen Ausbau genutzt werden.

Illustration: Fraunhofer CML / Mariya Gubenko

Kreuzfahrt & Schiffe

Elbe-Lübeck-Kanal: Neue Studie zeigt Potenziale für Binnenschifffahrt

Autor
Von Jens Meyer
28. Juni 2025 // 11:00

Eine Studie des Fraunhofer CML zeigt, wie der 125 Jahre alte Elbe-Lübeck-Kanal durch teilautonome Schubverbände zusätzliche Transportkapazitäten nutzen könnte. Dies sei ein pragmatischer, vorübergehender Ansatz bis zu einem geplanten Ausbau.

Der 125 Jahre alte Elbe-Lübeck-Kanal (ELK) rückt in Zeiten der Verkehrswende und veränderter Ostsee-Geopolitik verstärkt in den Fokus von Binnenschifffahrt, Hafenwirtschaft und Verladern. Eine neue Studie des Fraunhofer CML im Auftrag der Lübeck Port Authority und der IHK zu Lübeck zeigt, wie die heute brachliegenden Transportkapazitäten schon vor einem umfassenden Ausbau des ELK aktiv genutzt werden können.

Im Zentrum steht dabei der Einsatz teil-autonomer Schubverbände, die logistische Effizienz und Klimafreundlichkeit verbinden. Um solche moderne Konzepte zu realisieren, sei jedoch auch das Engagement von Wirtschaft und Reedern gefragt, „in entsprechende Transporteinheiten bei einem durchaus vorhandenen Ladungsaufkommen zu investieren“.

Potenziale trotz bestehendem Engpass

Auch wenn der ELK im Bundesverkehrswegeplan 2030 als Vordringlicher Bedarf geführt wird, genügt die Infrastruktur aktuellen Anforderungen nicht mehr. In IHK-Gremien und im Lübecker Hafenentwicklungsplan habe die Wirtschaft wiederholt den Ausbau angemahnt, doch Sperrzeiten und Instandsetzungsarbeiten beeinträchtigen den Schiffsverkehr zunehmend.

Für Fahrten mit 110 Meter langen Großmotorgüterschiffen müssten sechs Schleusen auf 115 Meter verlängert, das Kanalbett auf 2,80 Meter Tiefe vertieft und Brücken auf 5,25 Meter Durchfahrtshöhe angehoben werden. Diese Maßnahmen könnten laut Studie erst in einigen Jahrzehnten wirksam sein.

Interimslösung mit Technik

Bis dahin eröffnen sich laut Fraunhofer CML attraktive Zwischenlösungen: Teil-autonome Schubverbände können die unbemannten Ladungsbehälter („Leichter“) effizient durch die infastrukturell begrenzten Abschnitte manövrieren. Ab Lauenburg lassen sie sich wieder zu größeren, bemannten Einheiten koppeln und nahtlos auf Elbe und Elbe-Seitenkanal weitertransportieren. Die Studie empfiehlt das Konzept „Schubverband mit großem Leichter“ als kurzfristige Interimslösung, um die Attraktivität des ELK sofort zu steigern.

Dass ferngesteuerte und teil-autonome Systeme rechtlich möglich und sicher betreibbar sind, beweisen Projekte in Belgien und jüngst auf dem Rhein. Die Lösung umgeht nicht nur bestehende Engpässe, sondern ist auch mit einem späteren Ausbau kompatibel und adressiert zugleich den Fachkräftemangel in der Binnenschifffahrt. Auf diese Weise könnte es gelingen, den ELK als lebendige Transportader im Binnenwasserstraßennetz zu erhalten und die Trimodalität im Lübecker Hafen über das 125. Jubiläum hinaus zu sichern – dies sehen die Initatoren der Studie als wichtigen Standortvorteil für die gesamte Region. (jpm/mcw)